Andreas Faust übt harte Kritik an Andrea Hansen und attestiert ihr fehlende Fachkompetenz

Uetersen. Andreas Faust, 47, will im Herbst Bürgermeister in Uetersen werden. Im Interview spricht der dreifache Familienvater aus Uetersen, der im Amt Schenefeld bei Itzehoe als Leitender Verwaltungsbeamter tätig ist, über die Baustellen in der Stadt und darüber, was er besser machen will als Bürgermeisterin Andrea Hansen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Faust, noch nie hat die CDU einen Bürgermeister in Uetersen gestellt. Warum sollte ausgerechnet Ihnen das Kunststück gelingen, am 21. September als CDU-Kandidat Bürgermeister zu werden?

Andreas Faust:

Die Bürgermeisterwahl ist eine Personenwahl, es geht also um eine Person, die die Stadt repräsentiert. Ich verbinde Charisma mit Fachkompetenz. Ich bin auch eine Person, die die Stadt auch nach außen repräsentieren kann. Und ich glaube, dass jetzt der Zeitpunkt ist, wo ich mich durchsetzen werde.

Sie und Bürgermeisterin Andrea Hansen haben beide Verwaltungserfahrung, man könnte sagen: Hier herrscht ein Patt. Was haben Sie, was Frau Hansen nicht hat?

Faust:

Da komme ich zu einem ganz anderen Ergebnis. Frau Hansen war Gleichstellungsbeauftragte, ich habe ein Studium als Diplom-Verwaltungswirt abgeschlossen und in verschiedensten Verwaltungen in Führungsposition gearbeitet. Ich weiß, wie Verwaltung funktioniert, ich weiß, wie man sie führt, wie sie tickt.

Das hört sich an, als wenn Frau Hansen gar keine Fachkompetenz besäße ...

Faust:

Das würde ich genau so sagen. Nicht umsonst gibt es Studiengänge, die auf das Leiten von Verwaltungen zugeschnitten sind. Und Fachkompetenz ist für eine Verwaltungsleitung wichtig.

Ein hartes Urteil.

Faust:

Ja, aber es nützt nichts. Ich habe zwei Jahre mit ihr zusammengearbeitet, ich kann das recht gut beurteilen. Außerdem weiß ich, wie eine Verwaltung und eine Selbstverwaltung funktioniert. Ich weiß aufgrund politischer Erfahrung und meiner Berufserfahrung, wie man die sehr verschiedenen Funktionen sinnvoll zusammenbringt.

Es gibt in Uetersen viele Baustellen. Was sind die größten Probleme der Stadt?

Faust:

Fangen wir mal ganz oben an mit dem Thema Wirtschaftsförderung. Gerade in den letzten Monaten sind viele Firmen weggezogen. Wenn man mit Unternehmern spricht, stellt sich heraus, dass die Wirtschaftsförderung ihnen nicht bekannt ist. Wirtschaftsförderung muss mehr sein, als sich um die Nachnutzung einer Restimmobilie zu kümmern. Wenn ein Unternehmer Sorgen hat, muss er bei der Stadt einen Ansprechpartner auf Augenhöhe haben. Deshalb haben wir auch die Aufgaben verlagert und dem Bürgermeisterposten mehr Bedeutung zukommen lassen. Er soll erster Ansprechpartner sein. Für die andere Arbeit drum herum ist die Stadtverwaltung zuständig.

Bei der Wirtschaftsförderung kann doch entgegengehalten werden, dass der Rat es jahrelang verpasst hat, Flächen für Betriebe auszuweisen.

Faust:

Die Gründe, warum Unternehmen wegziehen sind vielschichtiger. Flächen sind nur ein Aspekt von vielen. Wenn wir mal nur die Flächen betrachten, gibt es ja durchaus Alternativflächen, die auch überplant werden können. Dafür brauchen wir aber ein funktionierendes Flächenmanagement und nicht, dass, wenn ein Unternehmer eine Lösung braucht, ihm nur gesagt wird: ,Hmmm, ich weiß ja nicht, ich guck mal, was ich da vielleicht machen kann.‘ Dieses Flächenmanagement fehlt bislang. Wir brauchen Verlässlichkeit und eine vorausschauende Planung. Und dazu gehört auch eine passende Infrastruktur, sprich die K22. Die ist für Gewerbetreibende immens wichtig.

Welche Baustellen gibt es noch?

Faust:

Breitband. Die digitale Durchdringung der Gesellschaft schreitet voran, das wurde in Uetersen bislang aber nicht richtig wahrgenommen. Überall bewegt sich etwas, nur hier nicht. Ich hatte das Thema auf meiner Nominierungsrede aufgebracht, jetzt ist die Bürgermeisterin bei dem Thema mit dabei. Frau Hansen werde ich die nächsten sechs Monate vor mir hertreiben, denn es ist wichtig, dass wir eine flächendeckende Versorgung bekommen. Große Firmen und auch Kleinunternehmen haben einen zunehmenden Datenaustausch, übrigens auch die Stadtverwaltung selbst. Daher muss hier investiert werden. Ebenso im Wohnraumbereich. Dabei geht es nicht nur um sozialen Wohnraum, sondern auch um ausreichenden Wohnraum für alle Bürger. Das bedeutet auch, dass wir alternative Wohnideen, wie das Bielefelder Modell, in Uetersen ausprobieren müssen. Ein gemischtes Wohnen hilft allen und stünde der Stadt gut zu Gesicht. Gerade weil die Gesellschaft älter wird, muss solch alternativer und bezahlbarer Wohnraum in Zentrumsnähe möglich sein. An der Peripherie funktioniert so etwas nicht.

Zurück zur Wirtschaftsförderung: Viele Bürger glauben, die CDU möge die Wirtschaftsförderin nicht und habe sie aus persönlicher Animosität abgestraft.

Faust:

Das ist reine Polemik. Am Ende der Strecke muss man sehen, dass das alte Konstrukt nicht funktionierte. Wir haben unabhängig von der Person selbst die Aufgaben verschoben, weil es nötig war.

Damit haben sie sich nicht gerade beliebt gemacht ...

Faust:

Wir wollten das Beste für die Stadt, und da war diese Entscheidung nun mal notwendig, völlig unabhängig von der Person.

Bleiben wir beim Populismus. Ihnen wird von der SPD vorgeworfen, bei der Entscheidung gegen das Repowering des Windparks auf Stimmenfang gewesen zu sein, populistisch entschieden zu haben. Was entgegnen sie den Kritikern?

Faust:

Wir haben nicht populistisch entschieden. Die SPD wirft uns das vor, weil ihr die Sachargumente fehlen. Wir haben mit den Umlandgemeinden gesprochen und ihre Sorgen wahrgenommen. Fakt ist, der Windpark wird von einem Großteil der Bevölkerung so akzeptiert, wie er ist. Mehr wollen sie nicht. Und es gibt auch den finanziellen Aspekt, dass wir deutliche Einnahmeverluste bei einem Repowering hätten.

Bei der Debatte hatte es zeitweilig zwischen Uetersen und den Nachbargemeinden geknirscht. Zuletzt gab es Vorwürfe, Uetersen achte nicht genügend auf die Interessen der Nachbargemeinden ...

Faust:

Ich würde das deutlich verändern. Man sieht beim Windpark und bei der K22, dass wir mit allen zusammenarbeiten müssen. Wir sitzen bei vielen Themen, wie Schule, Verkehr, Breitband und der Entwicklung von Wirtschaftsräumen, in einem Boot und müssen uns austauschen, um voranzukommen. Alleingänge bringen nichts.

Sie haben sich öfter mit einer geballten Faust namentlich vorgestellt, sie tragen Cowboystiefel, sind St.-Pauli-Fan. Würden sie auch als Bürgermeister so in der Öffentlichkeit auftreten? Kritiker sagen, das passe nicht zu einem Bürgermeister.

Faust:

Ich meine, man muss vor allem authentisch bleiben. Natürlich weiß ich mich dem Anlass entsprechend zu kleiden, also regelmäßig Anzug zu tragen, das mache ich jetzt im Dienst auch. Aber verstellen muss ich mich nicht. Natürlich kann man sich auch verstellen, das geht aber nur eine gewisse Zeit lang gut, dann holt einen die Realität wieder ein. Zum Millerntor werde ich auch als Bürgermeister weiterhin fahren. Cowboystiefel besitze ich nur ein Paar. Da sie auch nicht zu jedem Outfit passen, trage ich die auch nur selten. Wer mich kennt, weiß, dass ich Gewalt in jeder Form ablehne. Insoweit ist die Vorstellung mit meinem Namen eher als Eisbrecher zu verstehen.