Nach mehreren Vorfällen in der Vogelschutzzone des Krupunder Sees droht Halstenbeks Bürgermeisterin mit Ende des Pachtvertrages

Halstenbek. Erst im Februar hatte die Gemeinde Halstenbek den Pachtvertrag mit dem Sportanglerverein über die Nutzung des Krupunder Sees um weitere zwölf Jahre verlängert. Zwei Monate später herrscht dicke Luft zwischen Gemeinde und Verein. „Wir greifen zum Instrument der Abmahnung und drohen mit der Beendigung des Pachtvertrages. Noch ein Verstoß, und die sind raus“, sagt die gemeindliche Umweltberaterin Stefanie Lange.

Was die Umweltfachfrau und auch Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann derart in Rage bringt, sind mehrere Vorfälle innerhalb der Vogelschutzzone, für die Mitglieder des Anglervereins die Verantwortung tragen sollen. Die 80 Vereinsmitglieder erhalten zwar laut Pachtvertrag begrenzten Zutritt zur ansonsten streng geschützten Vogelschutzzone, um dort zu angeln. Sie dürfen dabei jedoch nicht die Tiere stören – insbesondere nicht während der Brutzeit, die im April begonnen hat.

„Wir haben Kenntnis erhalten, dass ein Mitglied des Anglervereins seinen Hund in der Schutzzone frei herumlaufen ließ “, so Lange. Mehrere Seebesucher hätten sich bei der Gemeinde zudem über ein Zelt beschwert, das in der Schutzzone aufgebaut wurde. Auch hierfür werden Vereinsmitglieder verantwortlich gemacht. Und zu guter Letzt fiel eine Bootsfahrt auf dem See negativ auf, als Vereinsangehörige in unmittelbarer Nähe zum Vogelschutzgebiet Treibgut aus dem Wasser holten.

„Gott sei Dank war ich da und konnte wohl schlimmeres verhindern“, sagt Dietrich Bentzien von der Ortsgruppe Schenefeld/Halstenbek des Naturschutzbundes (Nabu). Er habe die Bootsbesatzung sofort auf ihren Verstoß aufmerksam gemacht. „Allerdings weiß ich nicht, ob sie vorher schon da drin waren.“ Bentzien, der für den Nabu die Vogelpopulation am Krupunder See beobachtet, spricht von einem derzeit brütenden Haubentaucherpärchen innerhalb der Schutzzone.

Eine Störung durch die Vereinsmitglieder sei eine mögliche Erklärung für mehrere Vogeleier, die Seebesucher auf dem Wasser treibend entdeckt haben. Es kann sich sowohl um Gänseeier als auch um Eier von Haubentauchern gehandelt haben. „Jede Störung kann zur Aufgabe von Nestern führen. Es ist ein Jammer, wenn so etwas passiert.“

Allerdings hält der Nabu-Experte eine andere Erklärung dieser Vorfälle für plausibler. „Ich gehe davon aus, dass es sich um Revierkämpfe rivalisierender Arten gehandelt hat.“ Nach Bentziens Beobachtungen brüten Grau- und auch Kanadagänse in der Vogelschutzzone. „Die vertragen sich auf einem sehr kleinen Gebiet nicht. Ich vermute, dass sie sich gegenseitig die Eier aus den Nestern geworfen haben.“ Menschen kommen für den Fachmann kaum als Täter in Frage. „Wer schmeißt sinnlos Vogeleier ins Wasser, um die Nester zu zerstören? Das ist aus meiner Sicht absurd.“

Dirk Oster, der Vorsitzende des Sportanglervereins, räumt auf Abendblatt-Anfrage die Verstöße ein. „Es sind einige Dinge vorgefallen, die so nicht sein dürfen.“ Er betont, dass alle Vereinsmitglieder, egal ob sie neu eintreten oder schon lange dabei sind, genauestens über die Regeln am Krupunder See informiert sind. Erst kürzlich auf der Jahreshauptversammlung sei dieser Punkt nochmals angesprochen worden, ein Verhaltenskodex hänge seit langem am schwarzen Brett des Vereins. Oster: „95 Prozent unserer Mitglieder halten sich penibel daran, einige wenige tun es jedoch nicht.“

Er werde am Wochenende eine Mail an alle Mitglieder schreiben und sie darauf aufmerksam machen, welche Folgen derartige Handlungen für den Verein haben können – nämlich den Verlust des Pachtvertrages. Oster: „Es ist mir gelungen, einige Mitglieder zu identifizieren, die für die Vorfälle Verantwortung tragen. Ich werde sie jetzt abmahnen und mit dem Rauswurf aus dem Verein drohen.“