Wer am 1. Mai lieber auf dem Balkon sitzt, statt auf die Straße zu gehen und für seine Rechte einzutreten, brauche sich auch nicht über „die da oben“ aufregen.

Frank Teichmüller, ehemaliger Bezirksleiter der IG Metall Küste, hat es auf der zentralen Kundgebung der Gewerkschaften in Elmshorn auf den Punkt gebracht. Die Einführung des Mindestlohns und der Rente mit 67 wären niemals zustande gekommen, hätten die Arbeitervertreter dies nicht lautstark gefordert.

Auf diesen Errungenschaften dürfen wir uns nicht ausruhen, solange Arbeiter ihre Löhne mit staatlicher Hilfe aufstocken müssen, mit Werkverträgen Osteuropäer als Scheinselbständige nach Deutschland gelockt werden und sich junge Menschen von einem Zeitvertrag zum nächsten hangeln müssen. Wer sich auf dem Balkon verschanzt, kann nichts verändern. Wer sich jedoch zum Beispiel an der Europawahl beteiligt, Betriebsräte wählt, Tarifverträge durchsetzt oder sich einer Demonstration anschließt, kann etwas bewirken. Leider waren bei der kreisweiten Kundgebung in Elmshorn am 1. Mai nur knapp 200 Menschen auf der Straße.

Und auch mit unserem Konsumverhalten können wir etwas ändern. Wer beim Discounter für fünf Euro ein T-Shirt kauft, kann davon ausgehen, dass Arbeiter in anderen Ländern dafür ausbeutet werden.