Mehr als 200 Tiere beim Viehauftrieb. Neues Konzept für den Ochsenmarkt geht auf

Wedel. So viele Rindviecher hat Wedel schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen: Mehr als 200 Tiere wurden am Sonnabend beim Viehauftrieb anlässlich des Wedeler Ochsenmarktes feilgeboten. Nachdem voriges Jahr gerade einmal ein Händler mit 26 Rindern vor Ort gewesen war, stauten sich nun die Viehtransporter teilweise bis zum Roland. Um 9 Uhr musste Marktmeister Holger Franck die ersten Händler auf das nächste Jahr vertrösten, weil es keine Gatter zum Einsperren der Tiere mehr gab.

„Das alles zeigt, dass unser neues Konzept für den Ochsenmarkt aufgegangen ist“, freut sich Daniel Frigoni von den Elbmenschen. Seine Agentur hat die Traditionsveranstaltung im Auftrag von Wedel Marketing gehörig umgekrempelt – und dabei offenbar den Nerv des Publikums getroffen. Der Viehauftrieb, der zuletzt freitagmorgens stattfand, wurde auf den familienfreundlichen Sonnabend verlegt. „Wir haben außerdem Sachen dazu geholt, die zu der Veranstaltung passen“, so Frigoni weiter.

So konnte das Publikum neben den Tieren auch historische Trecker bestaunen. „Im Vorfeld habe ich ein altes Ochsenmarkt-Foto mit einem Leierkastenmann gesehen. Da habe ich gleich einen solchen Musiker gebucht“, sagt der Mitveranstalter. Geblieben sind Buden, Fahrgeschäfte und das große Festzelt. Erneuert wurde dagegen das Abendprogramm: Während am Freitag mit den Musikern von „Just For Fun“ noch etwas für alle Generationen geboten wurde, stand der Sonnabend mit einem Poetry Slam eher im Zeichen der Jugend. Beide Veranstaltungen waren laut Frigoni gut besucht. Er geht davon aus, auch 2015 wieder für die Organisation des Spektakels verantwortlich zu sein.

Im Programm verblieben ist der traditionelle Rundgang, bei dem Bürgermeister und Stadtpräsidentin jeden Viehhändler begrüßen und mit ihm nach alter Tradition auf gute Geschäfte anstoßen. Angesichts der vielen Marktbeschicker mussten Niels Schmidt und Renate Palm, die das erste Mal als Stadtpräsidentin dabei war, viele Gläser leeren. „Das Geheimnis dabei ist unsere Spezialflasche“, sagt Schmidt. So bekamen Bürgermeister und Stadtpräsidentin Wasser eingeschenkt, während die Händler sich ein Schnäpschen genehmigen konnten. Schmidt: „Anders würde das ja gar nicht gehen.“ Und so überstand auch Renate Palm ihre Premiere unbeschadet. „Ich war ja in den vergangenen Jahren schon öfter hier und wusste also, was auf mich zukommt.“

Fast 20 Jahre lang hat Rolf Matthießen als Händler den Ochsenmarkt besucht – zuletzt 1998. „In diesem Jahr bin ich das erste Mal wieder hier“, sagt der Viehhändler aus Aschau bei Eckernförde. Die verdoppelte Auftriebsgage – pro Tier erhalten die Händler nun 20 Euro „Antrittsgeld“ – sei ein Grund für den Besuch gewesen. „Außerdem wollte ich meinem Sohn zeigen, wie das hier so abläuft“, sagt Matthießen. 40 Tiere hatte er mitgebracht –und konnte immerhin sechs davon nach alter Tradition per Handschlag verkaufen.

Einer der Käufer: Heinrich Thies. „Ich bin inzwischen mehr als 50 Mal hier gewesen“, sagt der Mann aus Kükels bei Bad Segeberg. Zwölf Ochsen hat er in diesem Jahr erstanden. „Ich freue mich, dass es auf dem Ochsenmarkt wieder so gut läuft. Die letzten Jahre war es schon sehr mau“, sagt Thies weiter.

Mit Ehrfurcht und Respekt betrachtete der zweijährige Rafael die aus seiner Sicht riesigen Tiere. Der kleine Mann war das erste Mal zusammen mit seinem Vater Michael Bachmann auf den Ochsenmarkt gekommen. Und auch für den Papa war es eine Premiere: „Hier ist ja richtig was los, wir haben beide großen Spaß.“