Eine Glosse von Rainer Burmeister

Man sagt ja, Geschichte wiederholt sich nicht. Manche Geschichten aber schon ein bisschen. Als es jetzt zu Ostern bei mir auf der Terrasse leise raschelte, entdeckte ich auf dem Beet unter einem Wacholder eine bräunliche Fellkugel. Es war nicht der Osterhase, sondern ein Hasel- oder Sonstwasmäuschen. Als mich das Mini-Nagetier bemerkte, huschte es schnell von dannen in Nachbars Garten.

Seitdem wird bei mir zu Hause wieder darauf geachtet, dass die Terrassentür nicht offen stehen bleibt. Denn vor ein paar Jahren hatte sich ebenfalls in der Osterzeit ein Mäuschen gleichen Typs heimlich ins Wohnzimmer geschlichen. Bemerkt habe ich den winzigen ungebetenen Gast erst kurz vor Mitternacht beim Fernsehen. Auf einmal hockte das Tier direkt über dem Bildschirm auf der Oberkante unseres betagten Röhrengeräts – Sendung mit der Maus mal anders.

Dass man nach durchzechter Nacht manchmal weiße Mäuse zu sehen glaubt, ist mir bekannt. Doch erstens war die Maus braun und zweitens hatte ich kaum Eierlikör getrunken. Hinzu kam, dass auch meine Frau nach meinem Aufschrei „Da auf dem Fernseher!“ das flinke Viech noch flüchten zu sehen glaubte.

Dann war Sendepause. Trotz tagelangen Stöberns in allen Ecken und Verstecken war von dem (un)heimlichen Mitbewohner nichts zu entdecken. Der Einsatz einer Lebendfalle brachte ebenfalls keinen Erfolg. Der Speck war weg, doch die Falle klappte nicht zu.

Aus die Maus. Nach ein paar Wochen gingen wir wieder zum gewohnten Tagesablauf über. Die Maus blieb verschollen. Vielleicht hatte sie es ja geschafft, auf gleichem Weg, wie sie gekommen war, wieder zu entwischen. Oder es war eben doch ein bisschen zu viel Eierlikör gewesen…