Bürger sollen Geld für Baumanpflanzungen spenden. Gemeinde verdoppelt die Summe

Rellingen. „Eine blühende Gemeinde stellt sich vor“: So wirbt Rellingen für sich im Internet und in der aktuellen Ortsbroschüre. Dass es mit dem blühenden Leben in der Gemeinde vorbei ist, hat jetzt die CDU-Mehrheitsfraktion festgestellt. Sie stellt an diesem Dienstag im Bau- und Umweltausschuss (19 Uhr, Rathaus) einen Antrag mit dem Slogan „Mehr Grün in Rellingen“. „Unser Ziel ist es, das Straßenbild in Rellingen dauerhaft durch mehr Grün zu verbessern“, sagt Fraktionsmitglied Rolf-Rüdiger Schmidt. Um dieses Ziel zu erreichen, ruft die Union die Bürger zu „Grün-Spenden“ auf. Schmidt: „Wir müssen die Bürger für Bäume begeistern.“

Rellingen hat, wie auch viele andere Kommunen im Kreis, ein Problem: Jahr für Jahr fallen viele Bäume auf privatem und auf öffentlichem Grund Baumaßnahmen, Pflanzenkrankheiten oder Überalterung zum Opfer. Die Kosten für eine Neupflanzung betragen pro Baum zwischen 800 und 2500 Euro. Dabei werden Bäume ab einem Stammumfang zwischen 18 und 25 Zentimetern gepflanzt, die bereits 10 bis 15 Jahre alt sind. Kleinere Bäume haben auf Grund von Vandalismus auf öffentlichem Grund kaum eine Chance zu überleben. Oftmals wird daher aus Kostengründen auf Ersatzpflanzungen verzichtet.

Rellingen dagegen hat mit umfangreichen Ersatzpflanzungen reagiert, als voriges Jahr am Kellergraben und an der Taubenstraße zwei Alleen rotblühender Kastanien dank einer unheilbaren Baumkrankheit gefällt werden mussten. „Trotz der Pflanzung von großen Solitärgehölzen wird es Jahre dauern, bis der alte Zustand wieder erreicht ist. Das ist zudem mit einem sehr hohen Pflegeaufwand in den Jahren nach der Neuanpfanzung verbunden“, sagt Schmidt.

Ihm reichen diese Einzelfälle nicht aus: „Wir müssen für jeden Baum, der gefällt wird, einen neuen pflanzen lassen.“ Um das zu erreichen, plant die CDU eine kreisweit einmalige Aktion: Bürger und Betriebe sollen Geld für mehr Grün in Rellingen spenden - und die Gemeinde gibt für jeden gespendeten Euro einen Euro dazu. Auf diese Weise hofft die Union, eine größere Anzahl neuer Bäume pflanzen zu können. Sie will in den Haushalten 2015 bis 2019 einen gemeindlichen Finanzierungsanteil einstellen und jedes Jahr im Frühjahr Standorte für eine Bepflanzung festlegen. Vorschläge der Spender für Baumart und Standort sollen möglichst berücksichtigt werden.

„Auch wir als Gemeinde haben in der Vergangenheit Ersatzpflanzungen vernachlässigt, das Grün ist auf der Strecke geblieben“, sagt Bauausschusschef Eckhard Schlesselmann, CDU. Er verweist als Negativbeispiel auf die Hafencity in der Nachbarstadt Hamburg, wo ganze Straßenzüge ohne Bäume und Sträucher regelrecht verödet sind. Soweit ist Rellingen Gott sei Dank noch nicht. Und doch schwindet auch hier das Grün, ganz besonders auch in den Gewerbegebieten. Letztere will die Union in Sachen Bepflanzung „optisch aufpeppen“. Schlesselmann: „Hier wird das Geld verdient, was die Gemeinde ausschüttet.“ Umgekehrt hoffen die Christdemokraten auch darauf, dass Betriebe anlässlich von Firmenfeiern oder Jubiläen Geld für die Begrünung Rellingens spenden.

Auch die Ein- und Ausfallstraßen nach Rellingen hat die CDU im Visier

Während der Rellinger Ortskern vor allem im Bereich des Rathauses noch mit viel Grün gesegnet ist, sieht es an den Ein- und Ausfallstraßen in die Gemeinde anders aus. Hans-Günther Reinke, selbst Baumschuler und für die CDU im Bau- und Umweltausschuss, nimmt hier auch den Kreis in die Pflicht. „Entlang der Kreisstraßen wird ein Baum nach dem anderen gefällt, nur Ersatz gibt es keinen.“ Ob die Gemeinde auch in diesen Fällen tätig werden kann, soll jetzt geprüft werden.

Die Union überlegt auch, künftig von Vorgaben in neuen Bebauungsplänen, wonach jeder Grundstückseigentümer auf seinem Areal einen Baum pflanzen muss, abzuweichen. „Sinvoller wäre es, im Randbereich der Neubaugebiete mehrere Bäume auf ein größeres Areal zu pflanzen“, sagt Reinke. Schließlich würden die Baugrundstücke immer kleiner, so dass kaum noch Platz für Grün bleibt. Und bei einer konzertierten Aktion könnten Fachleute darauf achten, dass auch ökologisch wertvolle Bäume gepflanzt werden.