Polizei verzeichnet im Kreis Pinneberg 60 Prozent mehr Fälle, sieht aber keinen Grund zur Besorgnis

Pinneberg/Elmshorn . Seit sechs Jahren gibt es die vierköpfige Ermittlungsgruppe „Betäubungsmittel“ der Kriminalpolizei Pinneberg. Die Liste ihrer Erfolge ist lang. Drogenplantagen, Dealer und Konsumenten wurden aufgedeckt, Frauen und Männer dingfest gemacht. Verbrecher wanderten ins Gefängnis, auch für längere Zeit. Die erfolgreiche Arbeit schlägt sich auch in der Kriminalstatistik für den Kreis Pinneberg nieder. Das besagt zumindest ein Deutungsansatz der Polizei mit Blick auf die Steigerung bei den verzeichneten Fällen von Drogenkriminaliät um 60 Prozent binnen Jahresfrist. Intensive Ermittlungsarbeit bringt entsprechend viele Fälle zutage, lautet die These. Von 580 im Jahr 2012 stieg deren Anzahl auf 939 im Jahr 2013.

In Pinneberg stiegen die Drogendelikte von 2012 auf 2013 um 184 Prozent

Auch im Mehrjahresvergleich fällt die Zunahme der Drogendelikte ins Auge. Die Zahlen in Kürze: 730 Fälle im Kreis Pinneberg in 2007. 2008: 748 Fälle. 2009: 774 Fälle. 2010: 873 Fälle. Im Jahr darauf dann 721 Fälle. 2012 ein Rückgang auf 580 Fälle und dann die Explosion auf 939 Fälle. In der Stadt Pinneberg ist der Anstieg der Rauschgiftdelikte besonders auffällig. Hier ist ein Anstieg von 75 auf 213 Fälle von 2012 auf 2013 zu verzeichnen. Das macht eine Zunahme von 184 Prozent. Polizeioberrat Ingo Minnerop, Leiter der Kriminalpolizeistelle in Pinneberg, und sein Stellvertreter Axel Sieck, Erster Kriminalhauptkommissar, werten die auf den ersten Blick erschreckenden Zahlen mit Besonnenheit: „Die Stadt Pinneberg ist keine Drogenhochburg. Die Kreisstadt unterscheidet sich in puncto Drogenkriminalität nicht von anderen Städten in der Metropolregion Hamburg.“

Wenn die beiden erfahrenen Polizeibeamten von Drogenkriminalität im Kreis Pinneberg sprechen, dann haben sie nicht mehr den klassischen Heroin-Dealer und den Junkie vor Augen, der sich mehrmals am Tag eine Spritze drückt. Der Handel mit Heroin betraf 2013 nur sechs Fälle, Kokain 20 Fälle und Amphetamine elf Fälle im Kreis Pinneberg.

479 der 939 Fälle im Kreis betrafen allgemeine Verstöße mit Cannabis; 256 den Handel und den Schmuggel von Rauschgift. Ein großer Teil des Cannabis-Handels läuft in Pinneberg im Bereich von Schulen. Viele der Dealer kommen, oft mit S-Bahn oder Regionalexpress, von Hamburg in die Kreisstadt.

Auch in anderen Städten im Kreis Pinneberg sind die verzeichneten Rauschgiftdelikte derweil angestiegen: In Uetersen von 57 auf 85 Fälle (plus 49 Prozent), in Tornesch von 11 auf 19 Fälle (plus 72 Prozent) und in Wedel von 70 auf 112 Fälle (plus 60 Prozent). Die beiden Polizeibeamten Minnerop und Sieck geben dennoch einen optimistischen Ausblick: „Die Zahlen in der Statistik der Rauschgiftdelikte zeigen, dass es Wellenbewegungen gibt. Da gehören Aufs und Abs zur Tagesordnung.“

Einer der bislang erfolgreichsten Tage für die Ermittlungsgruppe „Betäubungsmittel“ der Kriminalpolizei Pinneberg war der 25. August 2011. Beamte drangen damals in mehrere Wohnungen und Häuser ein und durchsuchten diese. Schwerpunkt der Aktion war Uetersen. „Zur Durchführung der polizeilichen Maßnahmen mussten Teile der Innenstadt in Uetersen für den Fahrzeugverkehr sowie für Fußgänger gesperrt werden“, vermeldete die Polizei. Auch benachbarte Polizeidirektion der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe, Zivilstreifenkommandos aus Bad Segeberg und Neumünster sowie ein Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamtes Kiel waren mit vor Ort.

Zwei junge Täter wanderten für mehr als drei Jahre ins Gefängnis

Die Kieler Beamten fuhren mit einem eigens gecharterten Linienbus vor und stürmten den türkischen Kulturverein „Schwarzes Meer“ in Uetersen, gleich schräg gegenüber der Polizeiwache. Die SEK-Beamte drangen in die Räume und überwältigten zwei Männer: die Cousins Irfan A. und Mehmet A., damals 24 und 26 Jahre alt.

Im August vor drei Jahren hatten die Polizisten auch in Hamburg und anderen Orten in Schleswig-Holstein Wohnungen durchsucht Das Ergebnis der konzertierten Aktion konnte sich sehen lassen: Vier Kilogramm gestrecktes Heroin und 500 Gramm reines Heroin mit einem hohen Wirkstoffgehalt beschlagnahmten die Beamten. Ähnlich spektakuläre Falle hatte das Jahr 2013 nicht zu bieten. Im Uetersener Fall kam es übrigens zwischenzeitlich zum Prozess: Irfan A. wurde zu drei Jahren und sieben Monaten verurteilt, sein Cousin zu drei Jahren und zwei Monaten.