Pinnebergs neue Gleichstellungsbeauftragte Deborah Azzab-Robinson will Allianzen schmieden und Debatten anstoßen
Pinneberg. Deborah Azzab-Robinson ist viel unterwegs in diesen Tagen. Anfang des Jahres hat sie ihre halbe Stelle als neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pinneberg angetreten und noch immer ist sie dabei, die zahlreichen Vereine und Initiativen in der Stadt zu besuchen, sich vorzustellen und ein Netzwerk als Fundament für ihre künftige Arbeit aufzubauen.
Die 48 Jahre alte Juristin, die sich gegen 53 weitere Bewerberinnen durchsetzen konnte, hat zuvor zehn Jahre als Gleichstellungsbeauftragte in Glückstadt gearbeitet. Nun kommt sie montags, dienstags und donnerstags mit der Bahn aus Hamburg-Altona, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann, einem Engländer, und den zwei Söhnen, die zehn und 17 Jahre alt sind, wohnt.
Die neu geknüpften Kontakte aus ihrem „Vorstellungsmarathon“, wie sie es scherzhaft nennt, werden ihr zum einen bei der Planung und Koordination von Veranstaltungen und Projekten helfen. Dazu gehört nicht nur der jährliche Girls’ Day, an dem Mädchen einen Tag lang Berufe kennenlernen, die bisher eher männerdominiert sind. Auch der Equal Pay Day zählt zu den Pflichtterminen einer Gleichstellungsbeauftragten. In diesem Jahr markierte der 21. März den Tag, bis zu dem Frauen im Durchschnitt arbeiten müssten, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Darüber hinaus ist Azzab-Robinson dafür zuständig, bei Bewerbungsverfahren in der Pinneberger Stadtverwaltung darauf zu achten, dass das Gleichstellungsgesetz eingehalten wird.
Ihre wichtigste Aufgabe sieht sie jedoch darin, das Thema Gleichstellung in den Köpfen der Menschen zu verankern. „Die gesellschaftliche Diskussion ist ganz wichtig“, sagt sie. Nur so könne gesichert werden, dass die Errungenschaften der vergangenen Jahre langfristig als Standards etabliert werden – und Frauen und Männer nicht wieder in alte Muster zurückfallen.
Schwerpunktmäßig will sie darauf hinweisen, wie wichtig eine eigene Erwerbstätigkeit für Frauen ist. „Wir müssen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf diskutieren.“ Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels könnten und müssten sich Frauen noch stärker in die Arbeitswelt einbringen. „Gleichstellungspolitik und Wirtschaftspolitik müssen eine neue Allianz eingehen“, sagt Azzab-Robinson. Deshalb will sie unter anderem die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der Stadt vertiefen.
Konkret setzt sie zurzeit mit dem Pinneberger Institut für berufliche Bildung (IBB) ein Projekt um, mit dem alleinerziehende Mütter wieder ins Berufsleben integriert werden sollen. 20 Frauen nehmen an dem Projekt teil, das fünf Phasen umfasst, darunter Vorbereitung und Probearbeit in einem Betrieb. Für einen möglichst langfristig anhaltenden Erfolg setzen die Initiatoren auf eine enge Betreuung und Beratung der Frauen.
Das Arbeitsfeld der Gleichstellungsbeauftragten beschränkt sich jedoch nicht auf die Förderung von Frauen, sondern betrifft zum Beispiel auch die Belange von Männern und Senioren. Besonderen Wert legt Deborah Azzab-Robinson auf die Zusammenarbeit mit der Pinneberger Migrationssozialarbeit. Denn auch für Menschen mit Migrationshintergrund – obwohl sie den Begriff nicht mag – setzt sie sich ein. Durch zwei jeweils etwa einjährige Aufenthalte in England und Ägypten ist ihr dieses Thema besonders wichtig geworden. „In England konzentrieren die Menschen sich viel stärker auf das Verbindende als auf das Trennende“, sagt sie. „Das wünsche ich mir für hier auch.“
Von den Pinnebergern erhofft die Gleichstellungsbeauftragte sich nun, dass diese ihre Ideen und Anregungen an sie herantragen. Sie ist im Rathaus erreichbar unter der Telefonnummer 04101/211-422.