Das städtische Kammerorchester hat einen exzellenten Ruf. Seinen Förderern zu Ehren spielt das Ensemble an diesem Sonntag bei „Vivaldi am Nachmittag“ drei Werke des Italieners

Wedel. Das Kammerorchester Wedel ist eine Institution. Nicht nur in der Stadt, sondern in der gesamten Region haben sich die annähernd 25 Geiger, Bratschisten, Cellisten und Bassisten unter der Leitung von Stefan Czermak, der bis zu seiner Pensionierung 2013 hauptberuflich als Konzertmeister der Hamburger Symphoniker tätig war, einen Ruf als anspruchsvolles Qualitätsensemble erarbeitet. Ihre Konzerte mit Juwelen der musikalischen Weltliteratur von Bach bis Grieg füllen die Säle.

Angesichts dieser Erfolgsgeschichte mag man kaum glauben, dass das 1967 gegründete Kammerorchester sich vor knapp elf Jahren beinahe aufgelöst hätte. Mit dem Tod des Gründers und langjährigen Orchesterchefs Heinz Kegel im Herbst 2003 hatte die Truppe nicht nur ihren Dirigenten verloren. Kegel, der als nimmermüder Hansdampf in allen Gassen unzählige Musik- und Kulturprojekte in seiner Heimatstadt angeschoben hatte, stemmte auch die komplette Organisation und alle Finanzierungsfragen. „Nach seinem Tod waren wir alle ratlos“, sagt Monika Thöm, die dem Ensemble seit der Gründung verbunden ist.

In dieser Situation ergriff Stefan Czermak die Initiative. Seit er 1990 mit seiner Familie nach Wedel gezogen war, hatte er das Kammerorchester bereits als Berater und Konzertmeister unterstützt. Er erklärte sich bereit, das Kammerorchester weiterzuführen.

Vor zehn Jahren gründeten ein paar Musikfreunde den Förderverein

Als Nachfolger Kegels am Dirigentenpult des mit dem Orchester verbrüderten Kammerchors hatte er mit seinem Kollegen Valeri Krivoborodov, damals Solocellist der Hamburger Symphoniker, einen geeigneten Kandidaten bei der Hand. Der in Halstenbek lebende Krivoborodov hatte am Moskauer Konservatorium neben Cello nämlich auch Dirigieren studiert.

„Stefan Czermak hat uns Mut gemacht, die finanziellen und organisatorischen Angelegenheiten rund um Chor und Orchester selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Monika Thöm.

So gründete eine Handvoll Musikbegeisterter vor genau zehn Jahren, am 13. April 2004, unter dem Vorsitz von Hans-Peter Walos den Förderverein Kammerchor und Kammerorchester Wedel. Ohne die tatkräftige Unterstützung dieser Truppe würde es vielleicht noch die beiden Ensembles geben. Aber es gäbe keinesfalls mit so hochkarätigen – und entsprechend kostspieligen – Solisten besetzte Aufführungen wie beispielsweise die „Carmina Burana“, die 2010 in der ausverkauften Steinberg-Halle gespielt wurde.

Die ehrenamtlichen Förderer sammeln und verwalten nicht nur Mitgliedsbeiträge, öffentliche Zuwendungen und Spenden. „Wir machen eigentlich alles“, sagt Monika Thöm, die den Förderverein seit 2010 leitet. „Solisten engagieren, Plakate und Programme gestalten und drucken lassen, Säle organisieren, Podeste und Stühle aufstellen, wenn nötig Teppichböden auslegen und natürlich Brötchen schmieren.“

Der erst 13 Jahre alte Flötist Tilman Clasen ist Solist bei dem Konzert

Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen gratuliert das Kammerorchester seinen Förderern jetzt mit einem ganz besonderen Konzert. Unter dem Motto „Vivaldi am Nachmittag“ spielen sie an diesem Sonntag, 13. April, nicht nur die komplette Suite „Die vier Jahreszeiten“, sondern auch zwei enorm schwierige und deshalb ausgesprochen selten aufgeführte Flötenkonzerte des fleißigen Italieners. Dabei setzen sie mit dem erst 13 Jahre jungen Tilman Clasen aus Haselau einen besonderen Solisten in Szene. Mit acht Jahren gewann der Schüler den Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“, 2012 durfte er auch beim Landeswettbewerb antreten – und holte den ersten Preis.

„Ich freue mich auf das Konzert“, sagt Tilman. Er sei noch nie von einem ganzen Orchester begleitet worden und fasse das als große Ehre auf. Die Solopartien der „Jahreszeiten“ wird Czermak auf einer 1748 in Verona gebauten Geige von Giacomo Zanoli spielen. Jutta Dreesen sitzt am Cembalo, Profi Josef Hlinka bereichert den Gesamtklang am Kontrabass.

Eine Premiere wird das Vivaldikonzert auch für die Streicher. „Wir haben noch nie eine Blockflöte begleitet“, sagt Czermak. „Das verlangt eine besonders hohe Aufmerksamkeit, weil die Blockflöte so einen zarten Klang hat.“ Genau wie Chorleiter Krivoborodov ist Orchesterchef Czermak ein Perfektionist, wenn es um Intonation, Rhythmus und den sauberen Zusammenklang geht.

„Vivaldi am Nachmittag“ beginnt am 13. April um 17 Uhr im Ernst-Barlach-Saal, Tinsdaler Weg 44. Der Eintritt kostet 15 Euro, Schüler zahlen zehn Euro.