Diese jungen Pinneberger Männer zogen optimistisch in den Ersten Weltkrieg – das Pinneberg Museum sucht Exponate

Pinneberg. Ernst. Einfach nur Ernst. Mit diesem Vornamen verabschiedete sich die Familie Zimmermann von ihrem Sohn in einer Todesanzeige. „Thesdorf, den 2. März 1919“ ist die Anzeige unterschrieben. Thesdorf war damals ein eigenständiges Dorf und gehörte noch nicht zu Pinneberg. Die Not war groß in den Tagen kurz nach dem Ersten Weltkrieg, den die Franzosen noch immer „la grande guerre“ nennen. Um den Pinnebergern den großen Krieg von 1914 bis 1918 ein Jahrhundert nach dessen Ausbruch näherzubringen, plant das Pinneberg Museum jetzt eine große Ausstellung.

Eine Ausstellung über einen Krieg, den junge Männer in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, in Ostasien und auf den Weltmeeren führten; der große erste Weltkrieg forderte rund 17 Millionen Menschenleben. Er begann nach dem Attentat von Sarajevo mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 und endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918.

Auch in Pinneberg forderte der Erste Weltkrieg Opfer. Ernst Zimmermann hat den Krieg nur um knapp drei Monate überlebt. Dann starb er – vielleicht an Schwäche, an Unterernährung, an physischer und psychischer Erschöpfung von dem Erlebten an der Front. Dort war er mit seinem Bruder Ferdinand und kämpfte gegen den Feind. In der Traueranzeige vom 2. März 1919 heißt es: „Noch trauernd um den Verlust unseres lieben Sohnes und Bruders Ferdinand traf uns abermals der harte Schlag, auch unseren lieben, guten Sohn und Bruder Ernst nach kurzer, schwerer Krankheit im blühenden Alter von 21 1/2 Jahren dahinzugeben. In tiefer Trauer seine Eltern und Schwestern, Familie Zimmermann.“

Auch der Verein für Jugendpflege von 1912 zu Thesdorf trauerte um den Turnbruder Ernst Zimmermann: „Sein Andenken wird bei uns stets in Ehren gehalten werden.“ Ernsts Bruder Ferdinand war bereits am 1. September 1916 gestorben; Ferdinand wurde nur 20 Jahre alt.

Der Erste Weltkrieg begann vor knapp 100 Jahren. Auch viele Pinneberger und Menschen aus dem zu Preußen gehörenden Kreis Pinneberg zogen „für Kaiser und Vaterland“ an die Fronten – im Osten gegen die russische Armee oder in den Westen, nach Frankreich und Belgien. Sie versammelten sich vor der bürgerlichen Gaststätte „Zur stumpfen Ecke“ am Fahltskamp, Ecke Bahnhofstraße – dort, wo heute das griechische Restaurant Elena residiert –, nahmen dort oft noch ein paar Bierchen und ein paar Kurze zu sich und fuhren dann mit Zügen in Richtung Front.

Die Front bedeutete oft den Tod für die jungen Männer, die oft gerade erst die Schule verlassen hatten. „Als der Krieg vorbei war, hatte die Stadt Pinneberg 273 Kriegstote zu beklagen“, sagt der Historiker Wolfgang J. Domeyer, 58. Domeyer leitet die Volkshochschule der Stadt Pinneberg, die Geschichtswerkstatt Pinneberg und den Förderverein des Pinneberg Museums. Die Pinnau-Stadt hatte am Ende des 1. Weltkrieges 6000 Einwohner – heute sind es knapp 43.000. Somit hat „der große Krieg“ knapp fünf Prozent der Stadtbevölkerung ausgelöscht, davon einen großen Teil der blutjungen Männer.

„Mein Großvater Georg Heinrich Baudewig hat mir oft von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg erzählt“, sagt Wolfgang J. Domeyer. „Er berichtete mir bis zu seinem Tod von den Feldern in Flandern und von Freunden, die im Krieg geblieben sind. Heute wünschte ich mir, ich hätte das Erzählte aufgeschrieben. Es geht auch beim Ersten Weltkrieg ganz stark um die psychische Geschichte, es geht um Verletzungen und Verluste. Es geht um die Frage: Was geht verloren an Menschlichem?“

Für die Ausstellung im Pinneberg Museum benötigen die Macher – auf Leihbasis – Tagebücher, Briefe, Karten und Fotos, die Einblick geben in individuelle Schicksale. „Aber wir suchen auch Kleidung, Uniformen und all die Dinge, die Geschichten von Pinnebergern vor etwa 100 Jahren erzählen – vor, während, und nach dem ersten Weltkrieg“, sagt die Leiterin des Pinneberg Museums Ina Duggen-Below. Das Pinneberg Museum liegt im Herzen Pinnebergs gleich neben der Drostei an der Dingstätte 25 (Telefon: 04101/20 74 65). Einige Objekte aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg hat das Museum schon erhalten, darunter eine preußische Feldmütze, Offiziersausgehhandschuhe und einen Kleinen Offiziersrock.