Kein Platz mehr für neues Gewerbe: Alle städtischen Grundstücke sind weg. Schenefeld will altes Edeka-Areal kaufen

Schenefeld. Da war das Grundstück weg: Die Firma Nordgreif hat sich eine der letzen freien Flächen im Schenefelder Gewerbegebiet am Dannenkamp gesichert. Daher kann Rathausmitarbeiter Dirk Rosenzweig Unternehmern derzeit nur einen Korb geben, die sich auf der Suche nach einem geeigneten Standort an die Stadt wenden.

Zwar gibt es noch zwei unverkaufte Grundstücke in dem Gewerbegebiet. Allerdings stehen für die beiden 2500 und 2900 Quadratmeter großen Flächen neben dem städtischen Bauhof zwei Interessenten parat. Die Verhandlungen mit der Stadt sind abgeschlossen, es fehlen nur noch die Unterschriften unter dem Kaufvertrag. „Ich erwarte sie in den kommenden Wochen“, sagt Rosenzweig. Wenn die beiden mittelständischen Unternehmen es sich nicht überraschenderweise anders überlegen, dann kann Rosenzweig den Ausverkauf verkünden. „Wir brauchen dringend Grundstücke“, sagt er mit Blick auf die zahlreichen Anfragen.

Es ist kein Zufall, dass gerade Nordgreif eines der letzten Grundstücke ergatterte. Denn die Geschäftsführung wollte am Schenefelder Standort bleiben. „Wir haben gezielt in der Umgebung gesucht“, sagt Unternehmenssprecher Holger Thiel. Die bisher gemietete Lagerhalle zwischen Achter de Weiden und LSE hielt den gewachsenen Anforderungen nicht mehr stand. Die Gebäudestatik sei ein Problem, aber auch das Wohnumfeld, das die Arbeit zeitlich einschränkt. Nordgreif produziert unter anderem Greifarme für die Autoindustrie sowie Traversen für Kranhersteller und exportiert weltweit. Hauptabnehmer sind Industriebranchen in China, den USA und Brasilien. Von Schenefeld aus wird der internationale Vertrieb organisiert.

Das Geschäft läuft gut. Die Auftragsbücher des 1989 gegründeten Unternehmens sind voll. Seit 2011 wächst der Umsatz stetig. 5,7 Millionen Euro setzte das Unternehmen 2011 noch mit dem Verkauf von Technik zum Heben und Transportieren schwerer Lasten um. 2013 waren es 6,5 Millionen, und in diesem Jahr liegen die bislang erzielten Ergebnisse laut Thiel 50 Prozent über der Planung. Aber um weiterhin auf Expansionskurs bleiben zu können, blieb nur der Bau einer neuen Produktionsstätte. Davon verspricht sich die Geschäftsführung verschlankte Arbeitsprozesse, mehr Platz für die eigene Fertigung sowie eine Gebäudestatik, die den immer schwereren Kränen und Greifern auch standhält. Bis zu 60 Tonnen und mehr können die Giganten wiegen. Das bereitete auch beim Abtransport durch das Schenefelder Wohngebiet immer mehr Probleme.

All das soll mit dem Neubau besser werden. 8000 Quadratmeter ist das Grundstück am Dannenkamp groß. Dort sind eine 2500 Quadratmeter große Produktionshalle sowie 800 Quadratmeter Bürofläche geplant. 4,5 Millionen Euro investiert Nordgreif in den Neubau sowie neue Maschinen. „Derzeit wird das Gebäude geplant, dann wird der Bauantrag gestellt. 2016 werden wir den Neubau spätestens beziehen“, so Thiel. 2016 läuft der Mietvertrag für die alte Lagerhalle aus. Es ist das Ende eines langen Prozesses, der vor drei Jahren begann. Vor allem die Suche nach einem passenden Grundstück gestaltete sich schwierig.

„Wir haben uns sehr viele Objekte angesehen und auch den Umzug nach Stapelfeld, Norderstedt oder Tornesch kurz in Erwägung gezogen“, erinnert sich Thiel. Doch die Mitarbeiter gaben den Ausschlag. Viele der 40 Angestellten kommen aus dem Umkreis. Angesichts des Fachkräftemangels wollte und konnte man es nicht riskieren, erfahrene Mitarbeiter zu verlieren. „Deshalb haben wir in Schenefeld und Halstenbek gesucht“, so Thiel. „Aber die Suche war schwierig. In der Größenordnung von rund 8000 bis 10.000 Quadratmetern waren fast keine Gewerbeflächen verfügbar.“

Das haben auch die Schenefelder Politiker erkannt und Bürgermeisterin Christiane Küchenhof in Kaufverhandlungen geschickt. Weil sich die Stadt aufgrund des Landschaftsschutzgürtels, der Schenefeld umgibt, nicht ausdehnen kann, sollen alte Gewerbeflächen revitalisiert werden. Dabei geht es um den ehemaligen Edeka-Parkplatz am Osterbrooksweg. Das Areal ist 30.000 Quadratmeter groß und im Besitz der Immobiliengesellschaft IVG. Die ist verkaufswillig. Etwa 1,8 Millionen Euro müsste die Stadt in die Hand nehmen. Im Grunde sei man sich einig, so Küchenhof. Sie hofft, dass der Vertrag dieses Jahr noch unterzeichnet wird. Küchenhof dazu: „Wenn wir das unter Dach und Fach haben, hätte die Stadt wieder viel Potenzial.“