Die Brücke zeigt am 8. und 15. April ihre Filmreihe „Psychiatrie im Film“ im Saturn-Kino

Barmstedt. Spielfilme, heißt es, sprechen die Herzen der Menschen an. Ernste Themen lassen sie umso mehr auf sich einwirken, je amüsanter sie in Szene gesetzt sind. Auf diesen Effekt setzt die Reihe „Psychiatrie im Film“ der Hilfsorganisation Die Brücke, die zum vierten Mal am 8. und 15. April im Barmstedter Saturn-Kino zu sehen ist. Sie zeigt an den beiden Dienstagen die Klassiker: „Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen“ aus den USA von 1977 über eine an Schizophrenie erkrankte Frau (8. April) und „Elling“ aus Norwegen von 2001 über das Leben zweier Autisten. Die Filmreihe soll Vorurteile abbauen und die Probleme psychisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen besser verstehen helfen.

„Wir möchten mit dieser Filmreihe über diese Krankheiten aufklären, ohne die erkrankten Menschen zu stigmatisieren", sagt Imme Schippmann von der Brücke Elmshorn, die stationäre Wohngruppen und ambulante Hilfsangebote unterhält. Darum hat sie mit Irene Eickelberg von der Brücke Schleswig-Holstein 2010 diese Filmreihe aufgelegt. Betroffene, deren Angehörige, ehemals Erkrankte und interessierte Bürger riskieren dabei nicht nur einen meist unterhaltsamen Blick in die Abgründe vieler Seelenleiden. Sie erfahren auch, wie sich diese kranken Menschen fühlen und aus ihren Lebenskrisen herauszukommen versuchen. Sie leiden an Depressionen, Angstzuständen, Psychosen oder Schizophrenie.

„Die Zahl der psychisch kranken Menschen steigt“, sagen Imme Schippmann und Irene Eickelberg. Immer mehr Menschen würden dem steigenden Leistungsdruck oder ihren eigenen zu hohen Ansprüchen nicht mehr standhalten, erklären die Fachfrauen. Sie versagen, weil sie dem zunehmenden Erwartungsdruck nicht entsprechen könnten, werden plötzlich schwermütig und schwerwiegend krank. „Besonders junge Menschen sind davon immer mehr betroffen“, hat Irene Eickelberg festgestellt.

Heranwachsende brechen plötzlich die Schule oder Lehre ab, versuchen ihre Probleme mit Alkohol, Drogen und Medikamenten zu betäuben und gelangen durch die eigene Perspektivlosigkeit in den Teufelskreis einer psychischen Abwärtsspirale, aus der sie sich ohne Hilfe nicht befreien können. Das permanente Scheitern, die Sucht und die erlittenen Erniedrigungen bringen sie zur Verzweiflung.

Um über den Verlauf seelischer Erkrankungen, Auswegen und und Hilfestellungen von außen zu informieren, seien sie auf die Filmreihe gekommen, erinnert sich Schippmann. Als sie dafür ein Kino suchten, das die inhaltsschweren Themen vor großem Publikum zu zeigen bereit ist, stießen sie bei Barmstedts Kinobetreiber Reinhard Klietz sofort auf offene Ohren. „Dafür ist doch das Kino da, um die Besucher zu unterhalten, sie zum Nachdenken anzuregen und einen Meinungsaustausch zu befördern“, erklärt Klietz seine Motivation. Viele Filme bewegten die Kinogänger so sehr, dass so mancher Zuschauer nach der Vorstellung noch länger sitzen bleiben müsse, um das gerade Gesehene zu verarbeiten oder tränenreich zu betrauern. „Ich lasse sie dann meist solange sitzen, bis sie soweit sind, dass sie sich wieder beruhigt haben“, erzählt er seine abwartende Strategie.

Bei der Filmreihe „Psychiatrie im Film“ sollten die Besucher nach Filmschluss noch im Kino bleiben. Imme Schippmann und Irene Eickelberg haben Ärzte, Psychologen und Therapeuten eingeladen, um mit den Zuschauern über den Film, das Ausmaß der Erkrankungen und Behandlungsmethoden zu diskutieren. Da seien im vorigen Jahr beim Thema Demenz ganz lebhafte Gespräche zustande gekommen, erinnern sie sich. „Es ist erstaunlich und einfach toll, was die Leute da zu fragen wagen und über sich und ihr Umfeld zu erzählen wissen.“

Die Filme beginnen am 8. und 15. April jeweils um 17 und um 20 Uhr im Saal 1 des Saturn-Kinos, der 70 Menschen Platz an Verzehrtischen bietet. Die Diskussionsrunden sind nur nach Ende der Vorstellungen, die um 17 Uhr beginnen, vorgesehen. Die Teilnahme daran ist freiwillig. Der Eintritt kostet jeweils sechs Euro.