Der gewaltsame Tod der 18-Jährigen aus Tornesch bewegt die Kleinstadt weiterhin

Tornesch. Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Es wirkte, als wenn die Natur trösten und zugleich sagen wolle, dass das Leben weitergehen muss. Nachdem um 12 Uhr die Kirchenglocken verstummt waren, tönte aus Lautsprechern vor der Friedhofskapelle Musik. „Shine bright like a diamond in the sky“, sang die Pop-Sängerin Rihanna. Tröstende Zeilen, positive Zeilen. Doch der Schock über den Tod von Lisa Marie B., die Wut, die Verzweiflung und die Fassungslosigkeit, sie bestimmen weiterhin das Leben in Tornesch.

Etwa 800 Menschen hatten sich am Donnerstag auf dem Tornescher Friedhof an der Friedlandstraße versammelt. Die Familie, Freunde, Bekannte. Dutzende Feuerwehrkameraden und Mitarbeiter des Arbeiter- und Samariterbundes, etliche mitfühlende Bürger jeden Alters – sie alle nahmen ein letztes Mal Abschied von Lisa Marie B., die vor elf Tagen tot auf einem Feld bei Ahrenlohe gefunden wurde, nachdem ein Jugendlicher sie aus noch unbekannten Gründen erwürgt hatte.

Pastor würdigt die Verstorbene als überaus soziale und positive Person

Die Betroffenheit, sie war überall spürbar. Und auch jene, die Lisa Marie B. nicht persönlich kannten, waren ergriffen und zollten der jungen Frau Respekt und sprachen Familie und Verwandten ihr Mitgefühl aus. Ein Meer aus Blumen säumte den Weg von der Kapelle zur Grabstätte. Der Tod von Lisa Marie, er trifft die Stadt schwer. Warum, das wird in der Trauerrede von Pastor Winfried Meininghaus deutlich. Es habe sich nicht um irgendwen gehandelt, der gewaltsam aus der Gemeinschaft gerissen worden sei. Die junge Tornescherin sei ein Inbegriff für soziales Engagement, Lebenslust sowie für Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein gewesen.

Die in Tornesch geborene und zur Schule gegangene überaus lebensfrohe Frau habe sich bereits als Jugendliche in der Feuerwehr engagiert und dabei erkannt, dass Menschen zu helfen für sie das große Lebensthema sei. Sie sei mit Leib und Seele im Arbeiter- und Samariterbund und in der Feuerwehr tätig gewesen, die kürzliche Aufnahme in die aktive Feuerwehr habe Lisa Marie mit Stolz erfüllt. Aber auch darüber hinaus sei sie in vielen Bereichen sozial und sportlich aktiv gewesen, sodass zuweilen der Eindruck entstanden sei, sie könne sich übernehmen. Das sei aber nie der Fall gewesen.

An die Bürger appellierte der Pastor, der Familie die nötige Zeit und auch den Raum zu lassen, damit diese ihre Trauer verarbeiten kann. Zugleich wurden die Trauergäste gebeten, die Verstorbene positiv in Erinnerung zu behalten und sich ein Beispiel an ihrem Engagement und ihrem Lebensmut zu nehmen. Schwarze Trauerkleidung war daher an diesem Tag von ihrer Familie nicht erwünscht. Jeanshosen, Pullis und Turnschuhe prägten das Bild der Trauernden. Kleidung, die verdeutlichen sollte, dass ein Mensch aus der Mitte der Gesellschaft unerwartet aus dem Leben gerissen wurde.

„Wir wollen uns vom Tod nicht mundtot machen lassen“, so Meininghaus. Die gemeinsame Trauerfeier solle helfen, das Leben wieder in stabile Bahnen zu lenken. Den großen Andrang aus der Bevölkerung wertete der Pastor positiv. „Wir sahen spontane Zeichen des Zusammenhaltes und der Solidarität. Ein von Kerzen erleuchtetes Herz“, sagte der Pastor. Dies sei von den Betroffenen positiv aufgenommen worden und habe Kraft in schwerer Zeit gegeben.

Deutliche Kritik äußerte Pastor Meininghaus am Verhalten diverser Medien in den vergangenen Wochen. Die Effekthascherei auf der Suche nach großen Schlagzeilen sei maßlos und respektlos gewesen. Die Sensations-Berichterstattung mehrerer Reporter von den Geschehnissen in der Stadt habe viel Schaden angerichtet und auch viele Menschen verunsichert. Dieses Verhalten sei moralisch inakzeptabel und daher auch zu rügen.

Die Tornescher Feuerwehr und die Eltern der Verstorbenen hatten im Vorfeld darum gebeten, dass nicht auf der Trauerfeier gefilmt und fotografiert wird. Die Polizei riegelte den Friedhofsbereich daher entsprechend ab.