Landesamt stellt fest: Rudolf-Höckner-Straße in Wedel ist nicht breit genug für große Baufahrzeuge

Wedel. So etwas haben die Mitarbeiter des Schleswig-Holsteinischen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation auch noch nicht erlebt. Bei ihrem Vermessungsauftrag in Wedel erwartete die beiden Experten am Donnerstag eine Menschentraube. Trotz der frühen Uhrzeit um 8.30 Uhr hatten sich mehr als 25 Anwohner, Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Interessierte in der Rudolf-Höckner-Straße eingefunden. Sie wollten wissen, wie breit die Spielstraße im Herzen der Altstadt nun wirklich ist. Doch sie mussten sich gedulden. Erst um 14.30 Uhr rückten die Vermesser wieder ab. Die vielen Zaungäste trösteten sich mit Kaffee und fotografierten die Aktion, die der Straße den Grenzfrieden bringen sollte.

Das Ergebnis ist so skurril wie der Fall selbst. „Rechtlich betrachtet ist die Straße 3,10 Meter breit, so wie es in unseren Akten im Katasteramt steht. Allerdings stellte sich vor Ort der Fall etwas anders dar. Denn praktisch stehen die drei Meter nicht zur Verfügung“, erklärt Peter Blöcker, Sprecher des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation in Elmshorn. Theoretisch ja, praktisch nein? Laut Blöcker steht das Haus Nummer 8 an der Rudolf-Höckner-Straße genau auf der Grundstückgrenze. Da es keinen Fußweg gibt, ragt der Giebel des Wohnhauses über die Straße. Man muss also etwa einen halben Meter Sicherheitsabstand abziehen. Sprich: Große Lkw’s mit Seitenspiegeln wie Müllwagen oder Feuerwehr passen nur durch, wenn sie über einen Teil des privaten Grundstücks von Vera Höpermann ausweichen. Ihr Haus steht gegenüber von Hausnummer 8, und sie hat vor kurzem mittels großer Findlinge diesem Manöver der Brummis ein Ende gesetzt.

Damit wollen sie und andere Anwohner verhindern, dass die Spielstraße zur Zufahrt für die Großbaustelle am Kirchstieg wird. Dort hat die Stadt ein Grundstück an einen Investor verkauft, der dort Wohnungen plant. Bis Donnerstag ging Wedels Stadtverwaltung davon aus, dass die Rudolf-Höckner-Straße für Baufahrzeuge groß genug ist. Doch das Vermessungsamt bestätigte die Grundstücksgrenze von Vera Höpermann. Die Findlinge können bleiben, die Straße ist zu schmal. Und die Stadt hat ein Problem. Wohin mit den Baufahrzeugen? „Wir werden prüfen, wie wir mit dem Ergebnis umgehen und welche Möglichkeiten es gibt“, hält sich Wedels Stadtplaner Karl-Heinz Grass bedeckt. Klar ist, dass die Politiker sich mal wieder mit dem Problem Kirchstieg und dem dort verkauften Grundstück befassen müssen.

Vera Höpermann dagegen ist glücklich. „Ich hab’s immer gewusst. Ich kannte meine Grenze. Jetzt habe die Bestätigung. Das ist besser als jedes Geschenk. Mein Mann braucht keine Blumen zum Hochzeitstag holen. “