Zu ihrem 30-jährigen Bestehen spielt die Theaterwerkstatt Holm eine bitterböse Krimikomödie

Holm. Der kalte Hauch des Todes weht durch den Theatersaal im Dörpshus. Denn in der Krimikomödie „Mörder mögen’s messerscharf“ scheinen sich mysteriöse Abgründe zwischen den adligen Mitgliedern derer zu Herrschershausen aufzutun. Erst verschwindet Clanchef Ansgar spurlos. Dann verwickelt sich dessen schöne, aber zwielichtige Gattin Lukretia in verdächtige Widersprüche.

Die neue Produktion der Theaterwerkstatt Holm, die am Freitag, 4. April, Premiere im Dörpshus feiern wird, strotzt nur so vor bitterbösen Intrigen, verschrobenen Charakteren und satirischem Witz. Zum 30. Geburtstag der Bühne spendieren die Mimen um Werkstattchefin Gaby Lipp und Regisseur Berthold Zacharias ihrem Publikum und sich selbst eine Jubiläumsaufführung, bei der sie ihre Begeisterung und Begabung für britischen Humor nach Herzenslust ausleben können.

Extra für diesen Anlass hat die Truppe diese Komödie ins Programm genommen. „Weil es Spaß macht, weil es genug Rollen für alle bietet – und weil’s relativ kurz ist“, begründet Lipp die Wahl. Denn die Werkstatt stemmt die Krimikomödie zusätzlich zur aufwändigeren Hauptproduktion im Herbst. Dann werden die Holmer „Vier scharfe Richterinnen“ aufführen, die einzige Neuaufnahme in drei Jahrzehnten Theaterarbeit. „Die ‚Richterinnen’ gönnen wir uns nochmal“, sagt Lipp. „Das ist eins unserer absoluten Lieblingsstücke.“

In drei Jahrzehnten hat die Theaterwerkstatt sich zu einer soliden Säule des nur um ein Jahr älteren Kulturvereins entwickelt. Dabei war der Start im April 1984 keine leichte Geburt. Denn die zehn Damen und Herren, die damals in der Holmer Grundschule die neue Theaterfamilie gründen wollten, erwiesen sich zwar als eingefleischte Fans von Heidi Kabel und hätten am liebsten den niederdeutschen Klassiker „Tratsch im Treppenhaus“ einstudiert. „Aber leider sprach nur eine Dame aus der Gruppe überhaupt Platt“, sagt Berthold Zacharias. Der Regisseur war damals dabei – als einziges heute noch aktives Gründungsmitglied. Das Platt-Projekt scheiterte zwar an der Sprachhürde, aber schließlich fanden sich doch sechs entschlossene Theaterfans. „Wir begannen mit Pantomimen und Stegreifstücken“, sagt Zacharias. „Unser erstes richtiges Stück war ein Einakter von Curt Goetz, ‚Der Hund im Hirn’.“

Mit den Jahren wuchs die Erfahrung, die Mimen wagten sich an abendfüllende Stücke. Mit Erfolgsproduktionen wie „Barfuß im Park“, „Die Mausefalle“ oder „Funny Money“ erspielten sie sich eine wachsende Fangemeinde. „Wir spielen grundsätzlich, wozu wir Lust haben“, sagt Lipp, die 1991 zur Truppe stieß und sie seit 18 Jahren leitet. „Das sind meistens Komödien englischer Autoren, aber manchmal auch ernstere Stücke wie etwa ‚Die Nacht wird kommen’.“

Die Zusammensetzung der Mitspieler und die kleine Bühne, die nur eine einzige Kulisse ermöglicht, setzen der Werkstatt bei der Auswahl der Produktionen klare Grenzen. Klassiker à la Goethe und Schiller sind da nicht drin. Sie erfordern zu viele Bühnenbilder. „Manchmal wird uns erst beim Lesen eines Stücks klar, dass es zwar toll klingt, wir es aber bühnentechnisch oder von der Besetzung her nicht hinkriegen können“, sagt Lipp. Trotzdem lieben die Mimen ihr überschaubares Domizil: „Wir haben es echt gut hier. Der Theatersaal ist wie ein gemütliches Wohnzimmer, das finden auch viele unserer Zuschauer schön.“

An jeder neuen Produktion schult das Ensemble seine Bühnenkunst. „Wir wollen uns herausfordern, auch schwere Stücke so inszenieren, dass die Figuren überzeugen“, sagt Gaby Lipp. In den Proben feilen sie an den Feinheiten von Dialogen, Mimik, Gestik. Wichtige Pointen um eine Sekunde verzögern, ein Glas erst aufs Stichwort abstellen, sich um eine Haaresbreite stärker zum Publikum drehen. „Es macht tierisch Spaß, die Charaktere ganz genau herauszuarbeiten.“ Schließlich hängt jede Dramaturgie am perfekten Timing. „In 30 Jahren sind wir dabei eindeutig pingeliger geworden“, sagt Lipp. Anders als in den Anfängen sind intensive Probenwochenenden heute selbstverständlich, das Bühnenbild kommt professioneller daher, die Details rücken in den Fokus.

Ihren Blick für glaubwürdige Körpersprache und stimmige Bühnensequenzen hat Lipp dabei nicht zuletzt in ihrem Beruf entwickelt. Bis zum Ruhestand brachte sie beim NDR als Cutterin jede Menge Filme auf sendefähiges Format.

30 Bühnenjahre gehen natürlich nicht unfallfrei vorüber. „Zum Glück sind wir aber mit allen Pannen fertiggeworden“, sagt Zacharias. Erkrankte Darsteller, die am Rande des Zusammenbruchs spielen, plötzlich verschwundene Requisiten, geschmeidig überspielte Text-Hänger mitten in der Vorstellung – alles schon erlebt und irgendwie gedeichselt. Der absolute Alptraum sei es aber, wenn die Lichttechnik versage. „Das ist uns zum Glück nur bei wichtigen Proben passiert“, sagt Zacharias. „Da standen wir plötzlich im Dunkeln.“