Nach Überfall auf Pinneberger Spielhalle stehen sich Beamte und Täter gegenüber. Dann fallen Schüsse – drei Verletzte

Pinneberg. Die ersten Polizisten trafen in dem Moment ein, als die beiden bewaffneten Räuber den Tatort verließen: Vor dem Novolino-Spielkasino in Pinneberg ist es am Mittwochmorgen zu einer wilden Schießerei gekommen. Allein sechs Kugeln trafen die Eingangstür des Etablissements, eine siebte offenbar einen der Täter im Bein. Der 24-Jährige konnte noch um die Ecke des Gebäudes flüchten, wurde dann überwältigt. Seinem Komplizen gelang die Flucht. Auch zwei Polizisten zogen sich leichte Blessuren zu, diese sollen jedoch keine Folge von Schussverletzungen sein. Die genauen Hintergründe des Vorfalls sind noch unklar.

Das Spielkasino der Extra Games Entertainment GmbH, das in unterschiedliche Spielbereiche mit separaten Eingängen aufgeteilt ist, liegt in der Straße Am Hafen. Geöffnet ist täglich von 10 Uhr morgens bis 5 Uhr nachts. Als die zwei maskierten Täter um kurz nach 5 Uhr einen der Bereiche betraten, waren dort noch zwei Gäste und eine Aufsicht anwesend. Die Männer bedrohten die Personen mit einer Schusswaffe und schüchterten sie mittels massiver Drohungen ein. Dann fesselten sie die beiden Gäste und zwangen die Spielhallenaufsicht, den Tresor zu öffnen.

Zum Zeitpunkt des Überfalls befand sich nach Abendblatt-Informationen eine weitere Mitarbeiterin in einem Nebenraum. Sie schloss sich dort ein und informierte per Handy die Polizei über das Geschehen. Die Leitstelle schickte sofort alle verfügbaren Streifenwagen zum Einsatzort. Beim Eintreffen der ersten Kräfte hatten die Täter gerade das Gebäude verlassen.

Über die weiteren Ereignisse hüllt sich die Polizei in Schweigen. Bekannt ist bisher nur, dass es zu einer Konfrontation der Täter mit den Polizisten kam. „Es erfolgte dann ein polizeilicher Schusswaffengebrauch“, sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr. Wie viele Schüsse abgegeben worden sind, ob ein Beamter oder mehrere Polizisten die Schusswaffe benutzt haben und ob auch von Seiten der Täter geschossen wurde – „das alles ist noch Gegenstand der Ermittlungen“, so Mohr weiter.

Was bleibt, ist die von Kugeln durchsiebte Eingangstür, eine offenbar ebenfalls zerschossene Fensterscheibe – und viele offene Fragen. Wie in Fällen polizeilichen Schusswaffengebrauchs üblich, hat sich das Kommissariat 1 der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe eingeschaltet. Die Ermittler prüfen routinegemäß, wie es zur Schussabgabe der Beamten gekommen ist und ob diese auch gerechtfertigt war.

Die Ermittlungen zum Raubüberfall übernahm die Kripo Pinneberg. Das erbeutete Geld konnte ebenso wie die von den Tätern benutzte Schusswaffe sichergestellt werden. Ob es sich dabei um eine scharfe Waffe oder ein täuschend echt aussehende Attrappe handelte, wollte die Polizei auf Anfrage nicht mitteilen.

Der angeschossene 24-Jährige kam zur ärztlichen Versorgung der Schusswunde ins Krankenhaus. Er hat den brutalen Überfall inzwischen gestanden. Angaben zu seinem Wohnort, seiner Nationalität und eventuellen Vorstrafen wollte die Polizeisprecherin ebenfalls nicht machen. Ob seitens der Staatsanwaltschaft ein Haftbefehl beantragt und damit eine Vorführung vor Gericht notwendig sein wird, entscheidet sich am Donnerstag.

Dem zweiten Täter gelang zu Fuß die Flucht. Er ist offenbar über das Gelände des Motorbootclubs Pinneberg oder über den benachbarten Bauspielplatz entkommen, hat eventuell auch die Pinnau durchschwommen. Die Polizei hatte noch am Vormittag den Bereich rund um das Spielkasino weiträumig abgesperrt und suchte mit drei Spürhunden nach dem Täter.

Die Kinder der Kita Waldstraße, die auf dem Bauspielplatz beheimatet sind, mussten ihr Domizil vorübergehend verlassen und mit ihren Betreuern vor der Absperrung warten. Um sie zu beschäftigen, ließen Beamte die Kinder in den Streifenwagen Platz nehmen. Sie waren jedoch zu keiner Zeit in Gefahr.