Tischtennis-Ass Berit Zuna ist zurück von ihrem Australien-Abenteuer. Am Wochenende spielt sie in zwei Partien für Elmshorn

Elmshorn . Das RTL-Dschungelcamp im Fernsehen schaut sie sich nicht an. „Zu doof!“ Berit Zuna machte lieber ihre eigenen Erfahrungen mit Getier aller Art. Süß sei die Begegnung mit den Koala-Bären in einem Wildpark gewesen, genießbar das Känguru-Fleisch, das sie bei einer Feier vorgesetzt bekam. Bei einem Ausflug in die zentralaustralische Wüste zum bekannten Inselberg Ayers Rock aber heulten nachts die Dingos (Wildhunde). Unheimlich. Die junge Elmshornerin zog den Schlafsack über den Kopf, als sie im Schein des Lagerfeuers Skorpione, Tausendfüßler und Raupen erblickte. Deren Stiche und Sekrete gelten im Vergleich mit afrikanischen oder amerikanischen Exemplaren zwar als relativ ungefährlich, können aber allergische Reaktionen auslösen.

Inzwischen piekt die Tischtennis-Spielerin der FTSV Fortuna Elmshorn wieder ihre Gegnerinnen. Beim 4:8 auswärts gegen den Tabellenzweiten SV Friedrichort in der Verbandsoberliga Nord gelang ihr nach einem Dreivierteljahr in Australien immerhin ein 3:1 über Tineke Spilok. „Das hätte ich nach nur dreimaligem Training nicht gedacht“, staunte sie über sich selbst. Nun hat sie sich auch etwas für die Auftritte am Sonnabend, 29. März, beim Tabellensechsten SCM Nortorf (13 Uhr), und am Sonntag bei Aufstiegsaspirant Wandsbeker TB II (15 Uhr) vorgenommen. Der vierte Tabellenplatz steht auf dem Spiel. Ohne Berit Zuna so weit oben platziert zu sein, das hätten wiederum die Teamgefährtinnen nicht für möglich gehalten. Die frühere norddeutsche Meisterin im Mädchen-Doppel galt als erklärte Nummer eins der Mannschaft, bevor am 28. Juni 2013 das große Abenteuer begann.

Nach ihrem Abitur an der Bismarck-Schule kam der Tipp von einer Freundin: „Ich kenne eine Familie in Canberra, bei der kannst du unterkommen.“ Den fünfmonatigen Aufenthalt in der australischen Hauptstadt, drei Autostunden von der Metropole Sydney entfernt, nutzte Berit Zuna vor allem dazu, ihre Englisch-Kenntnisse zu verbessern und einen Einblick in das ganz normale Leben auf dem fünften Kontinent zu gewinnen. Dann aber packte sie doch die Unternehmungslust, wenigstens einen Teil des riesigen Landes auf eigene Faust zu erkunden. Mit dem Bus ging es in Sydney los, nicht ohne das obligatorische Foto vom Opera House, einem der größten Kulturzentren der Welt, geschossen zu haben.

Drei Monate dauerte die Tour immer die Ostküste entlang. Berit Zuna stieg aus und blieb, wo es ihr gefiel – ein freies, unbeschwertes Leben, für das sie sich zu Hause das notwendige Kleingeld angespart hatte. Ihren 20. Geburtstag am 12. März feierte sie noch hoch im Nordosten in Cairns, bevor sie am 14. März ihren Heimflug über Sydney und Dubai antrat und nach weiteren 30 Stunden schließlich unter Freudentränen von der Familie in Fuhlsbüttel in Empfang genommen wurde. „Als Teenager haben wir sie auf die Welt losgelassen. Gereift ist sie zurück“, sagte Ellen Zuna, Tischtennis-Abteilungsleiterin der FTSV Fortuna, über ihre Tochter.

Natürlich gab’s Geschenke nachträglich zum Geburtstag. In einem digitalen Bilderrahmen betrachtet sie nun die Stationen ihrer Reise: die Sandinsel Fraser Island mit ihren herrlichen Stränden, Rockhampton mit der Bootsfahrt zu Great Keppel Island, Gladstone und seine Regenwaldschluchten, den Rundflug über das Great Barrier Reef. „Irgendwann möchte ich dorthin zurück“, schwärmt sie von den unvergesslichen Eindrücken, die sie gewann. So schön und erlebnisreich war es, dass Berit Zuna noch nicht einmal Gedanken an ihren Lieblingssport verschwendete. Als sie einmal an einem Hostel eine Tischtennis-Platte entdeckte, da nahm sie ausnahmsweise mal den Schläger in die Hand: „Barfuß und gegen den Wind.“

Das war’s auch schon. Übers Internet und die bekannten sozialen Netzwerke hatte sie jedoch nicht nur regelmäßig Kontakt zu ihren Angehörigen, sondern informierte sich auch über den Werdegang ihrer Mannschaft. Zu ihrem Mut wird sie von Finja Wieckhorst, mit der sie regelmäßig „skypte“, beglückwünscht. „Ich hätte mir das nicht zugetraut“, sagt die gleichaltrige Mitspielerin. Der Einstieg in den Ernst des Lebens steht Berit Zuna noch bevor. Bis zum Herbst will sie sich für eine berufliche Ausbildung entscheiden. Wohin dann ihr Weg führt, weiß sie noch nicht. Aber bitte nicht schon wieder so weit weg. „Wegen Berit bin ich doch überhaupt nur vom TTC Seeth-Ekholt zur FTSV gewechselt“, sagt Wieckhorst. „Wir freuen uns alle riesig, dass sie wieder da ist.“