Elf Pinneberger Frauen und Männer nahmen an einem Seminar für richtige Benimmregeln teil

Pinneberg. Irgendwie ist ja vieles eines Frage des guten Stils. Das denken sich auch elf Frauen und Männer, die an diesem Tag ein Seminar der Wirtschaftsgemeinschaft Pinneberg in der Lodge des Golfparks Weidenhof besuchen. Das Seminar richtet sich an Geschäftsinhaber und leitende Mitarbeiter, dauert sieben Stunden und kostet pro Nase 50 Euro. Die Veranstaltung heißt „Business Knigge: Gute Manieren – fit für den Job“. Leiterin des Vor- und Nachmittags ist die Trainerin und Beraterin Kerstin Steinke, eine diplomierte Wirtschaftspsychologin aus Pinneberg.

Einer der Teilnehmer ist Harald Gläser, 63, Gesellschafter und Vertriebsleiter des Brückner Systemhauses für Datentechnik in Pinneberg. Er macht sofort einen seriösen und vertrauenserweckenden Eindruck. Warum nimmt so ein gestandener Mann an einem Kursus für gute Manieren teil? „Ich möchte die guten und richtigen Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Umgang auffrischen und bestätigt bekommen“, sagt Harald Gläser.

Der 63-Jährige bedauert, dass sich vor allem in Gesprächen per Mobil-Telefon „unschöne Gepflogenheiten“ entwickelt haben. „Sehr viele jüngere Mitarbeiter melden sich nicht mehr mit Namen, sondern nur noch mit einem kurzen ‚Hallo!‘“, sagt Harald Gläser. Auch viele Sprachboxen sind seiner Ansicht nach nicht akkurat besprochen – „da hört man nur eine Nummer und keinen Namen. Ich will aber sicher sein, ob ich mit Meyer, Müller oder Schulze spreche.“

Vor 30 Jahren, sagt der Datentechnik-Fachmann, seien die Umgangsformen „besser und gepflegter“ gewesen. „Heute ist der Umgangston auch im Geschäftsleben ruppiger, weil alle unter einem größeren finanziellen Druck und einem größeren Zeitdruck stehen.“ Er selbst hat sich seine eigenen Freiheiten bewahrt: „Wenn ich spüre, dass ich unter Druck stehe, dann nehme ich spontan mal einen Tag Urlaub oder melde mich wenigstens für ein, zwei Stunden in der Firma ab.“

Die Teilnehmer erfahren an diesem Tag viel Altes und Neues über gute Manieren im Job. Etwa über das angemessene Business-Outfit. „Das gepflegte Äußere als Symbol der Kompetenz“, wie Trainerin Kerstin Steinke sagt.

Empfohlen wird gut sitzende, saubere Kleidung – in Farbe, Material und Schnitt passend. Ein dezentes Make-up, das Stärken betont und Schwächen kompensiert. Eine saubere Rasur und ein glatter Bart, saubere Fingernägel und manikürte Hände, eine dezente und wohlriechende Parfümierung, ein guter Haarschnitt und eine schuppenfreie Schulterpartie, die täglich im Spiegel kontrolliert werden sollte, sowie eine geputzte Brille. Piercing und sichtbare Tattoos stuft die Seminarleiterin als „inadäquat bei konventionellen Jobs“ ein.

Kleidungstabus im Geschäftsleben für Frauen, erfahren die Teilnehmer, sind Miniröcke, bauchfreie Tops, transparente Blusen, weit ausgeschnittene Oberteile, Kniestrümpfe oder Söckchen, die Haut zeigen, maskuline Hosenanzüge und sehr strenge Hemdblusen.

Für die Herren in der Runde gibt es auch ein paar Tipps: Der unterste Knopf des Jacketts bleibt im Stehen geöffnet – im Sitzen darf das Sakko geöffnet werden. Beim Oberhemd bedeckt die Hemdmanschette bei angewinkeltem Arm das Handgelenk. Die Krawatte – keine Comicmotive! – endet auf der Gürtelschnalle. Die Socken sollten aus Baumwolle oder Seide sein. „Und Sandalen“, sagt Kerstin Steinke, „sind noch immer ein ‚No go’.“

„Wer sich seiner Kleidungs-Sache nicht sicher ist, der sollte sich eine Farb- und Typberatung gönnen“, rät die Trainerin. Allgemein gilt: „Kaufen Sie nur dann ein, wenn Sie wach und guter Dinge sind. Nehmen Sie sich Zeit für den Einkauf. Schauen Sie nach Herstellerfirmen, von denen Sie Teile gern getragen haben. Und lassen Sie sich nicht zu Spontaneinkäufen hinreißen.“

Die Teilnehmer lernen in einer praktischen Übung, wie man sich richtig und der Tageszeit entsprechend begrüßt. „Schauen Sie den Gegenüber zwei bis drei Sekunden an“, rät Kerstin Steinke. Je anonymer die Situation, desto kürzer der Blickkontakt. Gleichzeitig gilt die Regel: „Mit einem Lächeln kommt man überall durch.“

Die Begrüßung, lernen die Seminarteilnehmer, ist immer mit einem Händedruck verbunden. „Guten Morgen!“ sollte man bis 10 Uhr sagen, „Guten Tag!“ von 10 bis 18 Uhr und „Guten Abend!“ ab 18 Uhr. „Gute Nacht!“ ist der Gruß zur Nachtruhe.

Beim Grüßen sind dann ein paar Regeln zu beachten: Wer den anderen zuerst sieht, grüßt zuerst. Ein Gruß wird stets erwidert. Und: Ankommende grüßen die Anwesenden.

Müssen Frauen aufstehen, wenn eine Frau oder ein Mann sie begrüßen wollen, während sie gerade sitzen, möchte eine Teilnehmerin wissen. „Männer und Frauen stehen immer auf“, lautet der Rat der Wirtschaftspsychologin Kerstin Steinke. „Eine dargebotene Hand wird stets gedrückt.“

Auch zum Händedruck bekommen die Teilnehmer Tipps: Ein fester und sicherer Händedruck gilt als aufgeschlossen. Man gibt die Hand und schüttelt sie nicht. Der Handdruck dauere vier bis sechs Sekunden. Man solle beherzt zugreifen und lächeln.

„Gutes Benehmen wird immer wichtiger“, bilanziert die Pinneberger Apothekerin Ariane Funke, die mit ihrem Mann Henning Schreger, einem Steuerberater, das Seminar besucht. „Auch für junge Menschen ist es unabdingbar, dass sie die Etiketten beherrschen. Ich möchte auch meinen Kindern die richtigen Manieren schon von früh auf beibringen.“