Autofahrer sollen von der ersten Minute an zahlen. Kaufleute befürchten Nachteile

Wedel . Die gute Nachricht zuerst: Es gab Gespräche der Wedeler Stadtverwaltung mit den Hauptbetroffenen in Sachen Einführung der geplanten Parkgebühren. Nur das Ergebnis dieser Gespräche, das jetzt auf dem Tisch liegt, stößt besonders den Innenstadtkaufleuten sauer auf. Ihr Hauptanliegen – eine „Brötchentaste“, das heißt ein kurzes kostenloses Zeitfenster als Anreiz für motorisierte Kunden – wird es nach derzeitigen Planungsstand nicht geben. Winken die Mitglieder des Planungsausschusses den Verwaltungsvorschlag bei ihrer Sitzung am Dienstag, 1.April, so durch, müssen Autofahrer von der ersten Minute an zahlen.

Im ersten Schritt sollen 16 Automaten im Stadtgebiet aufgestellt werden. Die Stadtverwaltung schätzt die Kosten auf etwa 100.000 Euro. Das Entleeren der Münzkassetten soll an ein Unternehmen vergeben werden. Das lässt sich die Stadt noch einmal 1000 Euro pro Monat kosten. Dem stehen geschätzte Einnahmen in Höhe von 80.000 Euro im laufenden Jahr und 190.000 Euro im Jahr 2015 gegenüber. „Wenn die technische Umsetzung funktioniert, peilen wir als Start Anfang Juli an“, sagt Wedels Fachbereichsleiter Ralf Waßmann. Wenn es nach ihm geht, könnte noch 2014 der Beschluss für den zweiten Schritt stehen. Dabei geht es um die Flächen an der Elbe.

Von Juli an müssen Autofahrer sich mit Wedels neuen Gebühren anfreunden – und zwar an folgenden Standorten: rund um den Wedeler Bahnhof, entlang der Bahnhofstraße, auf dem Parkplatz an der Gorch-Fock-Straße, am Spitzerdorfer Marktplatz, am Hoophof sowie an der Spitzerdorfer- und der Feldstraße. Montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und sonnabends von 8 bis 18Uhr müssen Autofahrer ein Ticket für ihr Fahrzeug am Automaten lösen.

Kosten und Höchstparkdauer variieren. So ist das Parken an der Bahnhofstraße mit 20 Cent für die ersten 30 Minuten und einem Euro für jede weitere Stunde am teuersten. Mit zwei Stunden liegt die erlaubte Parkdauer im Stadtgebiet auch am niedrigsten. Anders verhält es sich beispielsweise auf den städtischen Parkplätzen an der Gorch-Fock-Straße und am Bahnhof. Dort dürfen Autofahrer ihre Wagen künftig bis zu dreieinhalb Stunden stehen lassen. Für eine halbe Stunde zahlen Nutzer auch hier 20 Cent, jede weitere Stunde kostet an diesen Stellen jedoch nur 50Cent. Wechselgeld spucken die Automaten übrigens nicht aus. Bargeldloses Bezahlen via Handy wie in anderen Städten wird es auch nicht geben.

„Ich bin mit diesem Ergebnis nicht zufrieden“, sagt Jan Lüchau. Der Chef der Wedeler Innenstadtkaufleute ärgert sich vor allem darüber, dass der Wunsch der Unternehmer an der Bahnhofstraße, zumindest ein kurzes kostenloses Parkzeitfenster für ihre Kunden zu ermöglichen, von der Stadtverwaltung nicht aufgegriffen wurde. „Das Ganze steht und fällt für uns mit der Brötchentaste. Es geht nicht um 20Cent, sondern um den psychologischen Effekt“, meint Lüchau. Die Kunden müssten für etwas zahlen, was es bislang umsonst gab. Er fürchtet, dass die Gebühren von der ersten Minute an viele Besucher der Einkaufstraße abschrecken werden.

Die Wedeler Stadtverwaltung verweist auf den unverhältnismäßigen Aufwand und die damit verbundenen Kosten, den die geforderte „Brötchentaste“ verursachen würde. Zudem fürchtet die Verwaltung einen Missbrauch der Taste. Dauerparker könnten unberechtigterweise immer wieder neue Gratiszettel ziehen.

Darüber kann Lüchau nur lachen. Er kann sich nicht vorstellen, dass sich jemand die Zeit dafür nimmt. „Es gibt Dutzende Städte, in denen das System funktioniert. Die Frage ist doch, für wen wir das machen. Geht es darum bürger- und kundenfreundlich zu sein oder dem Ordnungsamt so wenig Arbeit wie möglich zu machen?“, so Lüchau. „Für mich ist kein richtiger Grund ersichtlich, warum man auf die Brötchentaste verzichtet.“

Doch Lüchau will nicht nur meckern. Was ihn freut: Die Kritik der Kaufleute in Sachen Tarifzonen und Höchstparkdauer wurde aufgegriffen. Die Werbegemeinschaft der Kaufleute will zudem selbst aktiv werden und mit Kampagnen und einer Rückerstattung der Parkgebühren für Kunden den „psychologischen Effekt“ mildern.