Quickborner Goetheschule muss mit Aushilfslehrern leben und Klassen zusammenlegen

Quickborn. Den ständigen Unterrichtsausfall an ihrer Schule wollen Eltern und Schüler der Quickborner Goetheschule nicht mehr tatenlos hinnehmen. Mit einer Menschenkette um die Grundschule, an der sich 300 Kinder und Erwachsene beteiligten, machten sie jetzt ihrem Ärger Luft. Zudem planen sie, 1000 Protestbriefe, jeden Tag einen, an Bildungsministerin Waltraud Wende zu schreiben, bis an ihrer Schule endlich ausreichend Lehrerstellen geschaffen seien. Oftmals müssten sogar Eltern einspringen, um die Betreuung der Schüler sicher zu stellen, kritisieren die Elternvertreter Christina Efstathiadis, Engelke Schaar und Ernst Stilke. „Sich auf diese Eltern-Feuerwehr zu verlassen, ist ein unhaltbarer Zustand. Wir fordern die Wende von Ministerin Wende.“

Das Fass zum Überlaufen brachte die Entscheidung der Schulleitung, drei zweite Klassen zu zwei Klassen zusammenzulegen. Das bedeute für die Kinder nicht nur volle Klassen und weniger individuelle Förderung trotz hohen Förderbedarfs, kritisieren die drei Elternvertreter. „Die Schüler müssen sich auch innerhalb kurzer Zeit bereits auf den dritten Klassenlehrer einstellen“, ärgert sich Engelke Schaar. „Wir fragen uns: ‚Was kommt noch auf unsere Kinder zu?‘“, sagt Christina Efstathiadis, die zwei Kinder an der Schule hat. „Der soziale Druck steigt. Psychische Krankheiten der Schüler nehmen zu. Das ist nicht mit einem Unterrichtskonzept auf Sparflamme zu bewältigen.“

Pinnebergs Schulrat Michael Doppke zeigt Verständnis für die Aufgeregtheit der Eltern an der Quickborner Grundschule. „Die mussten ein ganz schönes Auf und Ab hinnehmen. Aber diese Protestaktionen sind weit überzogen.“ Da sollten die Eltern die „Kirche im Dorf lassen“. Kreisweit gebe es an einigen der 55 anderen Grundschulen viel größere Personalprobleme.

In Quickborn habe sich die Situation allerdings hochgeschaukelt, sagt Doppke. Zu Beginn des Schuljahres fehlten 21 Lehrerstunden, weil sich eine examinierte Lehrkraft erfolgreich gegen die Versetzung nach Quickborn widersetzen konnte. Dieser Ausfall konnte dann allerdings zum Herbst mit zwei noch nicht fertig ausgebildeten Lehrern behoben werden, die nun aber zum Jahresbeginn 2014 die Schule wieder verlassen hätten, um ihr Referendariat zu beenden. Da nicht abzusehen war, ob und wann diese erneute Lücke geschlossen werden konnte, habe Schulleiterin Silke Binger richtig entschieden, die drei sehr kleinen zweiten Klassen zusammenzulegen in zwei Klassen mit 27 beziehungsweise 28 Schülern. Diese wären zum nächsten Schuljahr ohnehin zu klein geworden, um als drei dritte Klasse weiter zu bestehen, erklärt Schulrat Doppke.

Damit fehlten noch drei Lehrerstunden an der Goetheschule, erklärt Doppke. Da aber im Februar wieder eine Aushilfs-Lehrkraft engagiert werden konnte, habe die Grundschule aktuell sogar 20 Stunden über, die sie nun für akute Krankheitsvertretungen und andere Ausfälle einsetzen könnte. „Die Situation an der Schule ist schwierig“, sagt Schulrat Doppke anerkennend. „Diesen Notfallplan hat sich keiner gewünscht. Aber Bildungsministerin Wende kann auch nur das Geld ausgeben, was sie hat.“

Die Eltern-Feuerwehr für akute Unterrichtsausfälle bei plötzlich krank werdenden Lehrern sei gang und gäbe an den Grundschulen im Kreis Pinneberg, sagt Doppke. „Seit ich 2003 den Posten des Schulrats übernahm, haben die Grundschüler in den ersten beiden Klassen garantiert 20 Unterrichtsstunden garantiert und in den dritten und vierten Klassen 26 Stunden Unterricht.“ Davor seien ganze Schulklassen tageweise nach Hause geschickt worden. So schlimm sei es heute längst nicht mehr, sagt Doppke.