Hamburger Firma will das 25-Millionen-Euro-Projekt Elblinie von Wedel nach Jork bis zum Sommer festmachen

Wedel. In 20 Minuten mit dem Autofähre von Wedel hinüber ins Alte Land: Das ist kein Traum, sondern ein vom Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems ernst gemeintes Angebot. An diesem Montagabend, 24. März, stellt die Firma den Plan den Wedeler Parteien noch einmal detailliert vor. In den kommenden Wochen soll dann eine Grundsatzentscheidung her. Wie der Zeitplan aussieht, woran das Projekt scheitern könnte und warum Henning Kuhlmann fest an die Elblinien glaubt, erklärt der Geschäftsführer von Becker Marine Systems im Interview mit dem Abendblatt.

Hamburger Abendblatt:

Das Thema Elbfähren wurde für die Wedeler Einwohnerversammlung am 19.März kurzfristig auf die Tagesordnung genommen. Wenige haben das mitbekommen. Auch die erste öffentliche Präsentation im Wedeler Planungsausschuss war unangekündigt. Dabei ist das Interesse an Ihrem Projekt groß. Woran liegt es?

Henning Kuhlmann:

Nicht an uns. Wir möchten gern alle mitnehmen. Heute Abend stellen wir das Projekt den Politikern vor. In den kommenden Tagen gibt es dann weitere Termine mit allen Naturschutzverbänden, mit dem Wedeler Bürgermeister und auch mit den einzelnen Fraktionen.

Wedels Bürgermeister Niels Schmidt scheint kein Fan Ihres Projekts zu sein.

Kuhlmann:

Wir haben bislang sehr viele positive Rückmeldungen aus der Wedeler Bevölkerung und von Politikern bekommen. Was uns sehr freut. Im Vergleich dazu wirkt Herr Schmidt sehr neutral. Ich habe einen Termin Anfang April mit ihm. Dann werden wir darüber sprechen, wie es weitergehen soll. Wir wollen weitermachen und stehen Gewehr bei Fuß, wenn es ein positives Signal aus Wedel gibt.

Sie haben als Starttermin für die Elblinie von Wedel nach Jork bereits 2016 genannt. Ist dieser Terminplan überhaupt realistisch?

Kuhlmann:

Es ist ein sportliches Ziel. Wenn wir den zeitnahen Starttermin im Frühsommer 2016 einhalten wollen, müssen wir einen Schlag zulegen. Wir sind das gewöhnt. An uns hängt es aber auch nicht. Wir wünschen uns bis Sommer eine Planungssicherheit. Wäre die Standortfrage geklärt, könnten wir sofort den genauen Zeitplan und den Finanzplan erstellen.

Stichwort Finanzen: Sie haben die Kosten für die Fähren mit 14 Millionen Euro beziffert und deutlich gemacht, dass Ihr Unternehmen sich darüber hinaus nicht am Bau der nötigen Anleger in Wedel und Jork beteiligen wird. Wer soll die Kosten dafür tragen?

Kuhlmann:

Die Wedeler Stadtverwaltung hat bei der Einwohnerversammlung am 19. März, bei der ich auch war, deutlich aufgezeigt, wie es um die Finanzen steht und dass man kein Geld dafür hat. Aber es ist durchaus möglich, Geld aus Fördertöpfen des Landes und des Bundes für innovative Projekte wie dieses zu bekommen. Wir planen mit den Elblinien nicht nur, eine weitere Elbquerung zu realisieren. Sondern setzen auch mit Flüssiggasmotoren ausgestattete Schiffe ein, die sehr viel weniger Schadstoffe ausstoßen als herkömmliche Fähren. Wir haben in Sachen Förderung bereits positive Vorgespräche geführt.

Haben Sie einmal überschlagen, was das Projekt insgesamt kosten würde, damit von 2016 an Autofähren im 30-Minuten-Takt vom Wedeler Hafen am Businesspark zum Fährhaus Kirschenland pendeln können?

Kuhlmann:

Wir haben das zusammen mit einem Architektenbüro überschlagen und schätzen das gesamte Investitionsvolumen inklusive Fähren, neuer Anleger, Infrastruktur und dem jeweiliges Verkehrsleitsystem auf bis zu 25Millionen Euro. Die große Unbekannte ist dabei der sanierungsbedürftige Hafen am ehemaligen Wedeler Raffineriegelände am Tinsdaler Weg.

Ist Wedels Hafen der Knackpunkt des Projekts?

Kuhlmann:

Ja. Es gibt keinen anderen Hafen an der Elbseite westlich von Hamburg, der als Fähranleger infrage käme.

Was ist mit dem Tonnenhafen an der Wedeler Deichstraße?

Kuhlmann:

Rein nautisch gesehen wäre der Tonnenhafen sogar besser. Die Fähren würden aufgrund der direkteren Verbindung nach Jork weniger Treibstoff verbrauchen, die Fahrzeit wäre kürzer. Allerdings wurde uns von mehreren Seiten deutlich gemacht, dass wir diese Überlegungen nicht weiterverfolgen brauchen.

Von wem sprechen Sie?

Kuhlmann:

Der Tonnenhafen ist Eigentum des Bundes. Mit dem zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt gab es Gespräche. Aber auch die Stadt Wedel möchte nicht, dass der Verkehr zur Fähre dann durch die Altstadt rollt.

Gibt es bereits ein Modell der Autofähre?

Kuhlmann:

Nein. Wir sind gerade dabei, das Schiff etwas anders zu gestalten. Aufgrund der 20-minütigen Überfahrt macht ein Catering auf dem Deck Sinn. Zudem optimiert unser Rechenzentrum in Rostock die Rumpfform. Es ist schön, einen grünen Antrieb zu haben, aber noch besser, ihn so wenig wie nötig zu brauchen. Ende April sollten wir mit der Studie durch sein. Dann präsentieren wir ein Modell.