Wie viel ist das Gefühl von Heimat wert? Und wie fließen in betriebswirtschaftliche Berechnungen Menschlichkeit und soziale Verantwortung mit ein?

Natürlich gar nicht. Denn das lässt sich nicht beziffern. Für jeden von uns sind die eigenen vier Wände und die Heimat etwas anderes, aber auf jeden Fall ist es doch etwas, das in unserem Leben eine große Rolle spielt. Umso schlimmer ist es, dass es auch in diesem Fall vor allem erst einmal um Zahlen geht und erst an zweiter Stelle um die Menschen mit Behinderung.

Mehr als 20 von ihnen sollen aus Kostengründen aus ihren Wohnungen, in denen sie teilweise seit Jahrzehnten leben, raus, um sie in einem großen Neubau „zusammenzuführen“. Da es sich um zwei Wohngruppen aus Wedel und eine aus Elmshorn handelt, verlieren, egal wo ein Grundstück für den Neubau gefunden wird, einige von ihnen, wenn nicht alle, auch den Anschluss ans soziale Umfeld. Das klingt nicht nach Inklusion, dem großen Leitgedanken, sondern nach dem völligen Gegenteil.

Selbstverständlich muss die Verwaltung angesichts des Schuldenberges des Kreises Pinneberg sparen. Auch die Lebenshilfe als gemeinnütziger Verein kann nicht unwirtschaftlich arbeiten, sonst stünden die Behinderten am Ende auf der Straße. Aber die Frage ist doch: Warum geht das auf die Kosten der Schwächsten, und warum reichen die Zuschüsse nicht mehr?

„Wohnen bedeutet nicht nur Versorgung, Unterkunft und Verpflegung, sondern auch Geborgenheit.“ Das schreibt die Lebenshilfe in einem alten Flyer über ihre Wohngruppen. Wie grausam, dass Geborgenheit scheinbar ein Ablaufdatum hat.