Die 42.000-Einwohner-Stadt vor den Toren Hamburgs erhofft sich, mit einer Werbekampagne ein besseres Image zu bekommen

Pinneberg. Die Stadt Pinneberg möchte ein besseres Image bekommen. Deswegen arbeitet die Kreisstadt mit der Agentur Gruppe Drei aus Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg zusammen. Agenturchef Professor Alexander Doderer und seine Tochter Carolin haben mit ihrem Team eine Werbekampagne kreiert, die der 42.000-Einwohner-Stadt vor den Toren Hamburgs mehr Zuspruch und Sympathie bescheren soll. Die Agentur bekommt in diesem Jahr 30.000 bis 40.000 Euro für ihre Arbeit überwiesen.

Die Kampagne steht unter dem Slogan „Wir können auch anders!“ Pinneberg, so die Kreativen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, sei „persönlich, ehrlich, anders“. Diese Botschaft werden von sofort an Pinneberger Persönlichkeiten verbreiten, die in der Kreisstadt bei vielen Menschen bekannt sind. Den Auftakt machen der Pinneberger Taxifahrer Ben Yusuf Hamadi Kefi („Elvis“)und Bürgermeisterin Urte Steinberg.

Die parteilose Bürgermeisterin, sonst eine Frau, die konservativ geschnittene Blusen und Blazer zu tragen pflegt, hat für die Kampagne eine weiß-rosa-gelb-blau-grüne Punk-Perücke auf den Kopf gesetzt und ein rosa T-Shirt und zwei nietenbesetzte schwarze Lederarmbänder angezogen. „Ich fahre gerne mit dem Bürgerverein Waldenau zum Karneval nach Köln und schaue mir dort die Prunksitzung an“, sagte Steinberg dem Abendblatt. „Mein Kampagnen-Kostüm kann ich ja nächstes Jahr mal beim Fasching anziehen.“

Die Bürgermeisterin gestand im Gespräch mit dem Abendblatt, dass die Pinneberg-Kampagne ziemlich spät komme. „Es wird höchste Zeit, die Stärken der Stadt zu vermarkten“, sagte Steinberg. In Pinneberg, so die Stadtchefin, seien viele Ehrenamtliche aktiv, die Stadt habe eine „hohe Wohn- und Lebensqualität“ und „viele Potenziale“.

Der Pinneberg-Befund der Gruppe-Drei-Macher ist alles andere als rosig: Viele Pinneberger identifizieren sich nicht mit ihrer Stadt, weil der Ruf so schlecht ist. „Ein Pinneberger Taxifahrer hat mir gesagt, dass Pinneberg halb so groß ist wie der New Yorker Friedhof, aber doppelt so tot“, sagt Gruppe-Drei-Geschäftsführer Alexander Doderer, Co-Autor des Buches „Feminine Standorte“. Dabei warte Pinneberg mit Nettokaltmieten ab sieben Euro pro Quadratmeter mit Wohnlagen auf, die, so Doderer, „auch für eine Krankenschwester in Hamburg interessant sind“. Der Agenturchef vertritt die Auffassung, dass „in Pinneberg eine andere Schlagzahl als in Hamburg“ herrsche, die besser für die psychosoziale Gesundheit sei.

Der neue Pinneberg-Slogan „Wir können auch anders“ ist auch der Titel eines Kultfilms von Detlev Buck aus dem Jahr 1993, der in satirisch zugespitzter Form Bezug auf die Umbruchsituation in Ostdeutschland nach der Wende nimmt.