Wohnungsbauunternehmen kündigt Vorvertrag mit Regio-Kliniken. Uetersens Bürgermeisterin hofft auf Alternative

Uetersen. Das Wohnungsunternehmen Semmelhaack zieht sich als Investor für das Uetersener Bleekerstift-Areal zurück. Die Entscheidung sei, so Semmelhaack-Sprecher Hartmut Thede, rein unternehmerisch begründet. Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen und die Regio-Kliniken bedauern den Rückzieher des Unternehmens, äußerten aber Verständnis für die Entscheidung.

Im Oktober 2013 hatten der Uetersener Stadtverwaltung insgesamt vier Kaufangebote für das brachliegende Grundstück an der Bleekerstraße für 400.000 bis 450.000 Euro vorgelegen. Alle vier Interessenten hatten damals geplant, auf dem Gelände Mehrfamilienhäuser zu errichten. Die Firma Semmelhaack aus Elmshorn plante jedoch größer als die Konkurrenz und legte im Bauausschuss ein Gesamtkonzept vor, dass die Flächen der Regio-Kliniken einbezog, um dort unter anderem barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen zu schaffen. Dafür hatte Semmelhaack frühzeitig Kontakt zur Klinikleitung aufgenommen und einen Vorvertrag für den Kauf der benötigten Fläche im Uetersener Stadtzentrum unterzeichnet.

Uetersens Grüne begrüßten frühzeitig die Idee des Elmshorner Investors, auch auf dem Grundstück der Kliniken zu planen und sahen eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten, die sich für die Rosenstadt böten. Sie forderten, ein klar strukturiertes Gesamtkonzept zu erarbeiten, das die Stadt voranbringe. Aufgrund der besonderen Lage zu den Schulen und dem Stadtwerkehaus regten die Grünen an, das alte Klinikareal auch für Zwecke des Gemeinwesens zu nutzen, etwa für Vereine, Verbände, ein Jugendcafé und für eine Stadtbibliothek.

Das Konzept von Semmelhaack ging nicht ganz so weit wie die Idee der Grünen, dennoch wurde das Projekt im Bauausschuss von allen Parteien grundsätzlich begrüßt. Doch weil Chancengleichheit für die anderen drei Bewerber garantiert werden sollte, durften diese von Grund auf neu planen. Die Konsequenz: Die Entscheidung zum Bleekerstiftareal wurde aufgeschoben.

Nun macht die Firma Semmelhaack beim Bleekerstift einen Rückzieher. „Wir wollen uns jetzt auf unsere anderen Projekte in der Region konzentrieren“, sagt Thede. In Uetersen wäre es noch ein langer Weg gewesen, bis das Projekt baureif gewesen wäre. So lange wolle man nicht warten, auch weil an anderen Orten momentan schneller investiert werden könne. Die Prioritäten würden somit anders gesetzt. „Wir sind daher auch von dem Vorvertrag für das Bleekerstiftareal mit den Regio-Kliniken zurückgetreten“, sagt Unternehmenssprecher Thede.

Das bedauern die Regio-Kliniken. Das Konzept der Firma Semmelhaack sei, so Sprecher Sebastian Kimstädt, für Uetersen gut durchdacht gewesen und hätte der Rosenstadt auch gut zu Gesicht gestanden. Dass nun die weit gereiften Pläne aufgegeben werden, sei zwar unternehmerisch nachvollziehbar, dennoch sei es schade, dass der Deal geplatzt sei.

„Das Grundstück wird nun wieder in die Vermarktung gehen“, sagt Kimstädt. Da bislang noch kein anderer Investor an die Regio-Kliniken herangetreten sei, sei auch unklar, wann und ob das Gelände bebaut wird. „Wir werden nun das Gelände, bis eine Verkaufsentscheidung gefallen ist, mit Videokameras überwachen, damit kein Vandalismus entsteht“, so der Sprecher.

Dass das Grundstück bald verkauft werden wird, davon geht er aus. „Wir sind zuversichtlich, dass Gelände vermarktet zu bekommen, die Lage ist gut“, sagt Kimstädt. Und da das Bleekerstift, abgesehen vom Haus der Chorknaben, welches in städtischem Besitz ist, nicht unter Denkmalschutz stehe, gebe es für mögliche Investoren auch keine beeinträchtigenden Auflagen.

„Es ist total schade, dass Semmelhaack abspringt, aber es ist zu verstehen“, sagt auch Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen. Wenn woanders schneller gebaut werden könnte, weil in der Rosenstadt politisch noch nichts entschieden sei, sei das Vorgehen aus Unternehmenssicht nachvollziehbar. Für Uetersen sei die Entscheidung aber zunächst ein herber Rückschlag.

Hansen hofft, dass nach dem Rückzieher des Elmshorner Wohnungsunternehmens nun einer der drei anderen Investoren, die noch im Gespräch sind, anbeißt. Das Grundstück sei ideal gelegen, so die Bürgermeisterin, und biete Investoren viele städtebauliche Möglichkeiten in zentraler Lage.

Auch wenn die Chance einer Bebauung des Grundstücks noch in diesem Jahr unrealistisch geworden sei, wünscht sich Hansen eine zügige Entscheidung zum Bleekerstift von Seiten der Parteien. Dies nicht ohne Grund. „Wir brauchen dringend zusätzlichen Wohnraum in Uetersen“, meint die Verwaltungschefin. In der Rosenstadt gebe es lediglich noch 150 Wohnungen als Reserve im Sozialwohnraumbereich und durch die Mietpreiserhöhungen würde immer mehr Sozialwohnraum verloren gehen. Diesen Engpass müsse die Stadt beseitigen.