Eltern im Pinneberger Neubaugebiet Rosenfeld machen sich Sorgen um ihre Kinder. Ein Streit zwischen Nachbarn ist nun bei der Polizei gelandet

Pinneberg. Es ist das Tempo der Autofahrer in der verkehrsberuhigten Zone, das Bewohnern mit kleinen Kindern in der Neubausiedlung Rosenfeld Sorgen bereitet. Hierher, in den Westen Pinnebergs, sind viele Menschen vor rund zehn Jahren gezogen. Das Bauland war relativ günstig. Die Hansestadt Hamburg ist mit Bus und Bahn gut zu erreichen. Und die Aussicht auf einen Kindergarten- und einen Schulplatz in der Nähe auch gut.

Auch Sonja Fritzsch, 41, und Marika Dreyer, 45, zogen vor neun Jahren mit ihren Männern in das Rosenfeld. Sonja Fritzsch hatte noch keine Kinder, mittlerweile ist sie Mutter von Sophie, 4, und den Zwillingen arie und Julia, 2. Marika Dreyer hatte schon einen Sohn, Dominik, 13, als sie in das Neubaugebiet zog. Mittlerweile ist sie auch noch stolze Mutter von Marvin, 8, und Robin, 4. Die Bankkauffrau Sonja Fritzsch ist derzeit Vollzeit-Hausfrau. Marika Dreyer arbeitet in Teilzeit als Zugbegleiterin bei der Deutschen Bahn.

Die Welt könnte also schön sein für die beiden Frauen und ihre Kinder. Wären da nicht zahlreiche Autofahrer, die zu schnell – und nicht wie vorgeschrieben im Schritt-Tempo – durch das Wohngebiet rund um die Straße Im Rosenfeld fahren.

„Ich muss immer auf meine beiden kleineren Kinder aufpassen, weil die Autos seit vielen Jahren viel zu schnell durch die Spielstraßen fahren“, sagt Marika Dreyer. „Viele Autofahrer denken, dass hier eine Tempo-30-Zone ist, aber es ist eine verkehrsberuhigte Zone.“ Auch ihre Nachbarin Sonja Fritzsch wünscht sich, „dass unsere Kinder nicht auf der Straße gefährdet werden. Wir wollen doch alle nur friedlich miteinander leben.“

Am Mittwoch, 12. März, kam es im Neubaugebiet zu einem Vorfall, der mittlerweile auch die Pinneberger Polizei beschäftigt. Laut Anhörungsbogen des Polizeireviers Pinneberg soll Sonja Fritsch an diesem Tag gegen 17.45 Uhr im Gustav-Strobel-Ring in Höhe der Hausnummer 45 einen weißen Volvo an der Weiterfahrt gehindert haben. Sie habe gegen die Seitentür des Fahrzeugs geschlagen und danach die Fahrertür geöffnet. Sonja Fritzsch habe die Volvo-Fahrerin, eine junge Pinnebergerin, die im Rosenfeld lebt, angeschrien, „nicht immer so schnell zu fahren“. Die Volvo-Fahrerin (Name ist der Redaktion bekannt) hat bei der Pinneberger Polizei Anzeige wegen Nötigung gestellt.

Sonja Fritsch hat derweil den Anhörungsbogen der Polizei ausgefüllt und selbst Anzeige gegen die Volvo-Fahrerin gestellt: wegen Androhung körperlicher Gewalt, wegen mehrfacher Missachtung der Straßenverkehrsordnung durch zu schnelles Fahren in der Spielstraße und wegen Gefährdung von spielenden Kindern in der Spielstraße.

Die Hausfrau hat den Vorfall so in Erinnerung: „Ich kam mit meinen drei Kindern gegen 17.40 Uhr mit dem Auto nach Hause. Sophie stieg aus und ging zu ihrem Freund Robin, der mit seinem Vater auf der Straße stand. Julia ist Sophie dann gefolgt. Während ich Marie abschnallte, sah ich den weißen Volvo meiner Nachbarin mit schnellem Tempo die Kurve vom Heckenrosenstieg in den Gustav-Strobel-Ring einbiegen. Zum Glück standen alle Kinder und Robins Vater am Straßenrand. Ich habe dann an die Autoscheibe meiner Nachbarin geklopft. Sie hielt an, ich öffnete die Autotür und bat sie, langsamer zu fahren. Dann schrie sie mich an: ‚Wenn du noch einmal die Autotür aufmachst, dann haue ich dir eines in die Fresse, du blöde Kuh.“ Zwei Nachbarn, deren Kinder auch auf der Straße spielten, könnten den genauen Wortlaut bezeugen.

Der Leiter des Polizeireviers Pinneberg, Thorsten Buchwitz, sagt, es gebe „aktuell keine weiteren Beschwerden über zu hohe Geschwindigkeit im Rosenfeld“. Die Polizei messe die Geschwindigkeiten schwerpunktmäßig bei Unfallbrennpunkten sowie vor Schulen und Kindertagesstätten.

Der Polizei ist ein Verkehrsunfall in der Straße Im Rosenfeld bekannt, in den ein Kind verwickelt war: am 13. August vergangenen Jahres. „Ursache des Unfalls war jedoch nicht die Geschwindigkeit“, sagt Polizeihauptkommissar Marcus Petersen, Leiter des Ermittlungs- und Präsenzdienstes. „Der Pkw-Fahrer hat das Kind beim Verlassen eines Grundstücks übersehen. Das Kind war zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes neun Jahre alt und wurde leicht verletzt.“

Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) zeigte sich indes „besorgt“ über das Fahrverhalten mancher Autofahrer im Rosenfeld. „Da ist ein Kindergarten in der Nähe“, sagte Steinberg dem Hamburger Abendblatt auf Anfrage. „Wir haben Tempomessgeräte und werden diese auch im Rosenfeld aufstellen, um die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren.“