Die Pinneberger Musical Company zeigt das Erfolgsstück „Ganz oder gar nicht“. Premiere ist am 20. März

Pinneberg. Die Männer der Pinneberger Musical Company lassen die Muskeln spielen. Und zwar ziemlich textilfrei. Denn in der aktuellen Produktion „Ganz oder gar nicht“ schaffen sich sechs arbeitslose US-Stahlarbeiter eine neue berufliche Existenz der besonderen Art: Als Strip-Formation „Hot Metal“ wollen sie auf der Bühne die Hüllen fallen lassen.

Das Musical zeigt, wie sie als durchschnittlich gebaute Männer mit Versagensängsten und Vorurteilen fertig werden und trotz Rettungsringen an den Hüften schließlich eine mitreißende Show hinlegen. Eine besondere Rolle spielt in diesem Stück Andreas Hettwer, 46. Er verkörpert einen Profi-Stripper, dessen Auftritt die Protagonisten erst auf ihre waghalsige Idee bringt. Vor einiger Zeit sprachen wir mit ihm über seine Vorbereitungen.

Hamburger Abendblatt:

Welche Rolle spielen Sie genau in dem Stück?

Andreas Hettwer:

Ich spiele zwei Rollen, den Stripper Keno Walsh und Teddy Slaughter, den neuen Freund der Ex-Freundin der Hauptfigur Jerry. Das ist eher so ein biederer, sparsamer Typ.

Und der Stripper?

Hettwer:

Der macht in der allerersten Szene eine Stripnummer vor den Damen, die auf der Bühne sitzen. Und ich zieh mich dann aus, baggere die Mädels auch so’n bisschen an. Lasse mir auch helfen beim Ausziehen. Spiele ein bisschen mit denen.

Und wie weit geht das?

Hettwer:

Soweit ich bis jetzt weiß, geht es wohl nur bis dahin, dass ich die Hose runterlasse, mit Rücken zum Publikum, dann wird ausgeblendet.

Ist das jugendfrei?

Hettwer:

Die erste Szene? Ja. Für die Handlung ist es wichtig, dass ich nicht alles fallen lasse, denn später sage ich zu Jerry und den anderen, die nicht diese Stripperfigur haben, sondern ganz normale Männer aus der Nachbarschaft sind: „Ihr seid mutiger als ich, ihr zeigt das volle Programm.“

War es Ihre Idee, diese Rolle zu übernehmen, oder hat man Sie dazu gedrängt?

Hettwer:

Das kam anders. Ich hab ja 2013 bei unserer Produktion „Hairspray“ Regie geführt und wollte nicht zwei Sachen gleichzeitig machen. Und als ich mit „Hairspray“ fertig war, habe ich gefragt, welche Nebenrollen noch zu haben sind. Außerdem wollte ich immer schon abnehmen und dachte: Kannst es ja mal ausprobieren. Bedingung der Regie war: Ich muss ein Sixpack, also sichtbare Bauchmuskeln haben.

Sie haben zunächst die Ernährung umgestellt?

Hettwer:

Ja, ich habe weniger Kohlenhydrate und Fett zu mir genommen, dafür mehr Eiweiß, klassische Trennkost eigentlich. Aber ich habe auch gelegentlich gesündigt. Wenn ich Frust hatte, war auch schon mal ein Stück Schokolade angesagt.

Wie oft in der Woche machen Sie Sport?

Hettwer:

Dreimal, wenn es geht.

Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen? Wie viel Sixpack ist denn schon da?

Hettwer:

Im Augenblick habe ich nur Ansätze, man kann das erahnen. Also wenn man atmet, sieht man, dass sich da was bildet. Ich glaube, ich muss die Übungen noch intensivieren.

Vielen Männern wäre es vielleicht peinlich, so zu strippen. Ihnen nicht?

Hettwer:

Ich überliste mich selbst, indem ich mir sage, das ist nur eine Rolle. Ich spiele jemanden, der nicht ich als Privatperson ist, sondern den ich nur spiele.

Wie findet Ihre Freundin es, dass Sie sich auf der Bühne ausziehen?

Hettwer:

Die findet das schön, aber sie würde mich auch lieben, wenn ich das nicht machen würde. Sie kannte mich ja schon vom Forum Theater und wusste, was auf sie zukommt.

Was braucht man, um in der Rolle überzeugend rüberzukommen? Mut oder muss man extrovertiert sein?

Hettwer:

Ich bin eigentlich nicht besonders extrovertiert.Und das ist genau das Schöne an der Geschichte. Man ist im normalen Leben jemand wie du und ich. Auf der Bühne kann man etwas ausprobieren und man kann sich danach wieder lösen.

Haben Sie Angst vor der Premiere oder freuen Sie sich eher drauf?

Hettwer:

Halb und halb. Ich freu’ mich drauf, weil ich mir das schon zutraue, aber ich hab auch Respekt, weil ich nicht weiß, ob ich das körperlich noch rechtzeitig hinkriege. Zum Glück können wir das Sixpack notfalls aufmalen, wenn es nicht ganz fertig wird.

Woher wissen Sie, wie ein Strip-Profi sich bewegt?

Hettwer:

Ich hab mir im Internet ein Video der Stripper von den Chippendales bestellt, um mir Mimik, Gestik und Bewegungen abzugucken. Man muss sich Sachen vorm Spiegel auch selbst beibringen oder die Freundin fragen: Wie findest du das? Sieht das albern aus? Eigentlich wollte ich einen entsprechenden Kursus belegen. Aber der Regisseur Arnfried Oprotkowitz möchte, dass wir es lieber selbst entwickeln. Wie es dann letztendlich wird, hängt auch stark davon ab, welches Kostüm ich anhaben werde.

Welche stehen denn zur Auswahl?

Hettwer:

Auf jeden Fall Uniform. Entweder eine weiße Marineuniform, das wäre mein Favorit, oder eine Piloten- oder Polizeiuniform.

Ist das Ihre bislang schwierigste Rolle?

Hettwer:

Nein, denn hier muss ich kaum Text lernen. Aber sie ist sicherlich die, die die meiste Probenarbeit vor Ort mit sich bringt. So lange und intensiv habe ich mich bisher noch nie auf eine Rolle vorbereitet. War aber mal interessant und ich bin stolz, dass ich dabei elf Kilo abgenommen habe.

Trotzdem: Haben Sie nicht wahnsinnige Angst, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Hettwer:

Ich glaube, ich baue mir einen Schutzwall auf, indem ich sage: Ich spiele eine Rolle. Ohne die Figur, die ich mir jetzt erarbeitet habe, würde ich mehr Angst haben. Aber wir wissen auch alle, dass das ein Amateurbereich ist und da sind die Erwartungshaltungen nicht so hoch wie bei einem Profimusical.

In Pinneberg kennen viele Leute Sie, Sie wohnen ja auch hier. Ist es schwieriger, vor Leuten zu strippen, die man kennt?

Hettwer:

Nein, ich glaube nicht. Wer mich kennt, ist mir ja meistens auch wohlgesonnen. Außerdem feuern die eigenen Leute einen auch an. Da kommt Adrenalin raus, man riskiert mehr.

Der Film, auf dem das Musical basiert, ist ja ein sozialkritischer Film. Hat die Company auch eine Botschaft dabei oder geht es mehr um Spaß?

Hettwer:

Wir arbeiten uns bei unseren Produktionen immer sehr in die Thematik, hier zum Beispiel Arbeitslosigkeit, ein und geben dem Publikum Hintergrundinformationen. Aber hauptsächlich ist dieses Stück einfach eine Musicalkomödie. Das Publikum kommt, um die Entwicklung der Handlung zu sehen bis zur Frage: Werden sie sich komplett ausziehen oder nicht?

Werden sie? Das wollen ja alle wissen…

Hettwer:

Das darf ich nicht verraten, sonst geht ja die Spannung flöten.

Premiere von „Ganz oder gar nicht“ ist am Donnerstag, 20. März, von 19.30 Uhr an im Pinneberger Hotel „Cap Polonio“, Fahltskamp 48. Karten zu jeweils 20 Euro gibt es in der Pinneberger Buchhandlung Bücherwurm, Dingstätte 24. Die Company spielt das Musical bis einschließlich 29. März täglich von 19.30Uhr an. Am Sonntag, 23. März, hebt sich der Vorhang bereits um 17 Uhr.