In den Jugendorganisationen von Parteien wie den Jungliberalen wird leidenschaftlich über politische Positionen gestritten

Kreis Pinneberg. Was ist der Unterschied zwischen einem Opel Manta und der FDP? Der Manta hat noch Sitze. Witze über die FDP gab es schon lange. Doch selten waren sie so aktuell, wie derzeit. Philipp Lohse, 25, kennt etliche solcher Sprüche. Inzwischen, so erzählt der junge Sparrieshooper, werde nicht nur gerne gesagt: FDP, fast drei Prozent, sondern auch FDP, fast drei Personen. Lohse macht sich nichts aus dem Spott. Er und sein Freund Lasse Dieckmann, 18, halten zu der angeschlagenen Partei und schmunzeln eher über die vielen Witze, die kursieren. Denn man müsse auch über sich selbst lachen können, sagt Lohse. Gerade als Politiker.

Seit zwei Jahren sind Lohse und Dieckmann im Vorstand der JuLis im Kreis Pinneberg, der Jugendorganisation der FDP. Bereut haben sie den Eintritt bei den Jungen Liberalen nicht, denn Politik ist ihr Hobby. „Manch einer spielt gerne Fußball oder macht Musik in seiner Freizeit, ich diskutiere gerne über Politik“, sagt Lohse. Der leidenschaftliche Streit zu Sachthemen bringe ihm Spaß. Und dass dabei noch ganz nebenbei das Land, in dem er lebt, mitgestaltet werden kann, mache die Sache noch viel besser.

Der 25-Jährige studiert derzeit Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Während des Studiums ist bei ihm ein tiefer gehendes Interesse an der Politik erwacht. „Ich habe dort erkannt, dass zu viel im Alltag reguliert wird“, sagt er. Das könne nur geändert werden, wenn man selbst politisch aktiv werde. Nörgeln ändere die Welt nicht, wohl aber durchdachte Entscheidungen, die in Räten und Parlamenten mehrheitsfähig seien.

„Um etwas bewegen zu können, muss man sich erst einmal selbst bewegen“, sagt Dieckmann. Diese Einsicht habe es bei dem jungen Tornescher, der bereits als Kind fleißig Zeitung gelesen hatte, schon früh gegeben. Daher war es für ihn auch kein großer Schritt, in die Politik zu gehen. Es war mehr eine Selbstverständlichkeit. „Es kann doch nicht sein, dass immer nur gesagt wird, die da oben machen alles schlecht. Man sollte sich lieber selbst mit Themen einbringen“, sagt er. Und das habe er getan. Dass die Partei, bei der er landen würde, letztlich die Liberalen seien würden, das war ihm zunächst gar nicht bewusst. „Ich habe das über den Wahl-O-Mat im Internet erst herausgefunden“, sagt er. Für Lohse war es etwas einfacher. Ihm war schnell klar, dass seine Heimat die FDP sein würde, denn die Themen Bürgerrechte und Deregulierung, das sind seine Steckenpferde.

Schämen müsse er sich nicht, in der FDP zu sein. Im Gegenteil. Die persönliche Freiheit sei mehr denn je wichtiges Thema, auch wenn das in der Vergangenheit so nicht immer deutlich geworden sei. Die Bundespartei habe oft eine unglückliche Figur gemacht. Eine ganz schlechte Figur hat laut Lohse und Dieckmann insbesondere Ex-Minister Dirk Niebel abgegeben. „Der hat einen ganz schlechten Job gemacht. Aber auch bei Silvana Koch-Mehrin muss man sich fragen, was hat die eigentlich gemacht?“, sagt Lohse. Aber viele Klischees, dass die FDP etwa eine Besserverdienerpartei sei, stimmten überhaupt nicht, sagt Lohse.

Harte Kritik an der eigenen Partei, wie etwa an Niebel, das müsse sein. Dafür seien die JuLis und andere Partei-Jugendorganisationen sogar dar. „Wir müssen der Mutterpartei manchmal in den Hintern treten“, sagt Diekmann. Dann etwa. wenn eine Position der Mutterpartei nicht mit der Meinung der Parteibasis vereinbar sei. Dann beziehe die Jugendorganisation Position und streite leidenschaftlich mit über den Kurs der Partei. „Es wird offen und gut diskutiert. Wir JuLis haben einen engen Draht zur Kreis-FDP und dem Landesvorstand. Wir werden schon ernst genommen“, sagt Lohse.

Das findet auch Dieckmann. Die alteingesessenen Liberalen seien offen gegenüber dem Nachwuchs. Das motiviere. Es sei nicht so, dass die Jugendorganisation nur zum Kleben der Wahlplakate da sei. Das sei auch so ein Klischee. Die Hauptaufgabe der JuLis bestehe aus denken, analysieren, diskutieren und Positionen formulieren.

Trotz aller Begeisterung für die Politik will Lohse nicht Berufspolitiker werden. Er bevorzuge das lokale Terrain, wo er nebenher gut etwas bewegen könne. Für Lasse Dieckmann ist die Option, später Berufspolitiker zu werden, nicht vom Tisch. „Ich weiß noch nicht, aber ausschließen will ich nichts“, sagt er. Denn manchmal entwickeln sich Dinge schneller als erwartet. Vor zwei Jahren, mit 16 Jahren ist er in die FPD eingetreten, nun ist er bereits Kreisvorsitzender bei den JuLis. Und Lohse, der 2012 eingetreten ist, wurde am Tag nach seinem Eintritt in die Partei in den Kreisvorstand als Beisitzer berufen.

Aber auch, wenn keine Parteikarriere angestrebt wird: Politisch engagieren solle sich jeder. „Geht wählen“, appelliert Lohse. Gerade zur Europawahl, wo nur eine Drei-Prozent-Hürde bestehe, sei es wichtig, dass die Bürger Stellung für die Demokratie bezögen.