Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ heimsen Nachwuchstüftler aus der Rolandstadt gleich acht Auszeichnungen ein

Wenn es nach den Ergebnissen beim Wettbewerb „Jugend forscht“ geht, dann ist ganz klar, wer im Kreis Pinneberg bei den Nachwuchstüftlern den Ton angibt: die Wedeler. Denn von insgesamt 13 Auszeichnungen, die beim Regionalwettbewerb kürzlich an Schüler aus der Region vergeben wurden, gingen acht an Kinder und Jugendliche der Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel. Zwei von ihnen waren sogar so gut, dass sie ihr Forschungsprojekt jetzt beim schleswig-holsteinischen Landeswettbewerb vorstellen dürfen. Am 26. und 27. März reisen Simone Barth und Lotte Berger nach Kiel, um mit ihrem funkelnden Kristall-Experiment auch die dortige Jury zu faszinieren. Denn die beiden elf und zwölf Jahre alten Schülerinnen hatten sich die Frage gestellt, wie sie die Haltbarkeit von Kristallen verlängern können und stießen dabei auf die wirksame Allzweckwaffe „Nagellack“. Aus Sicht der Jury war das eine chemische Glanzleistung, die die Wedeler in Kiel vorstellen dürfen.

Warum ausgerechnet in Wedel die Hochburg der Nachwuchsforscher ist? Das Geheimnis ist, dass „Jugend forscht“ an der Gemeinschaftsschule Teil des Lehrplans ist. Alle Schüler der fünften und sechsten Klassen, die das naturwissenschaftliche Profil gewählt haben, versuchen sich zumindest an dem Wettbewerb. Während des Unterrichts lernen sie „Jugend forscht“ und bisherige Experimente kennen. Gemeinsam mit ihren Lehrern überlegen sie sich mögliche eigene Projekte und tüfteln daran. Allerdings werden ihnen keine Ideen vorgegeben. Auf die müssen sie selbst kommen. Und auch die Konzepte für die Wettbewerbsteilnahme müssen sie selbstständig erarbeiten. Ziel ist es, dass die Schüler spielerisch an das Thema Forschung und Naturwissenschaften herangeführt werden und ihre Lust darauf so geweckt wird. Ist das geschehen, bleiben einige anschließend freiwillig am Ball. So wie Per Erik Kistler.

Der Siebtklässler der Gebrüder-Humboldt-Schule entwarf in seiner Freizeit einen Multifunktions-Roboter, von dem so mancher Gartenfreund träumt. Denn er kann Rasenmähen, Laubfegen und Schneeschieben. Mittels einer Karte erkennt er, was gerade gefragt ist. Dabei steht die Farbe Braun zum Beispiel für die Harke und die Farbe Grün für Graspflege. Für diese gute Idee, die er zusammen mit dem 13-jährigen Niels Possehn vom Wedeler Johann-Rist-Gymnasium austüftelte, erhielt der Zwölfjährige den zweiten Preis in der Kategorie Arbeitswelt.

Doch nicht nur der Freund eines jeden Gärtners könnte einmal reißenden Absatz finden. Auch die Erfindung von Josephine von Kostka, Janina Nguyen und Lotta Koschek wäre etwas für die Regale der Einkaufsmärkte. Die drei Sechstklässler entwickelten den Plan, ein umweltfreundliches Parfüm herzustellen. Dabei scheuten sie auch vor Kombinationen wie Karotte und Zimt nicht zurück. Mit Hilfe einer Destillationsanlage brauten sie den Duft zusammen. Das Problem: „Der Geruch verflüchtigt sich zu schnell“, sagt Lotta Koschek. Trotzdem honorierte die Jury des Regionalwettbewerbs, der zum ersten Mal in der Elmshorner Nordakademie über die Bühne ging, das würzige Forschungsprojekt der drei Mädels mit einem Sonderpreis.

Etwa 160 Schüler aus Schleswig-Holstein stellten in Elmshorn kürzlich ihre Forschungsarbeiten im Audimax der Nordakademie vor. Beim Regionalentscheid kamen mehr als 20 Teilnehmer allein von der Gebrüder-Humboldt-Schule. 21 Juroren wählten die besten 56 Projekte in den Kategorien Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathe und Informatik, Physik und Technik aus. Aus dem Kreis Pinneberg konnte dabei auch Niklas Henke, 19, aus Prisdorf überzeugen. Der 19-Jährige hatte kristalline Metallschichten mittels Röntgenstreuung untersucht. Die Geschwister Timon und Delia Ostertun vom Wedeler Gymnasium überzeugten die Jury mit der Untersuchung eines Froschteichs mit einer Unterwasserkamera am Legoboot.

Zerplatzten Würstchen, dem besten Klebstoff und der Wirkung von Energiedrinks auf den Körper gingen die Schüler auf den Grund. Anlass für ihren Wissensdurst waren manchmal ganz einfache Beobachtungen. So bemerkte Henrik Reidt, dass es in der Wedeler Au gar keine Fische gibt. Er untersuchte das Gewässer und ermittelte, dass der Sauerstoffgehalt weit unter normal liegt und dafür der Eisengehalt sehr hoch ist. Einen Preis bekam er dafür nicht, aber darauf kommt es aus Sicht von Antonius Soest auch nicht an. Der Schulleiter dazu: „Das. was sie bei dem Wettbewerb lernen, werden sie nie wieder vergessen.“