Schutzgemeinschaft Schleswig-Holstein ehrt Dieter Inselmann für Pflege seines Privatwaldes in Seeth-Ekholt

Seeth-Ekholt . Der Wind pfeift zwischen den Bäumen, und es fallen ein paar Tropfen Regen durchs Blätterdach. „Das war nach dem Krieg alles Kartoffelacker“, sagt Dieter Inselmann. Heute steht dort Wald. Dem 78-Jährigen gehören rund 8,5 Hektar Wald in der Gemeinde Seeth-Ekholt. Davon sind drei Hektar alter Familienbesitz, der nach dem Zweiten Weltkrieg kahlgeschlagen wurde. Diese Fläche forstete Inselmann in den 1950er-Jahren eigenhändig mit Fichten auf, die er zu Weihnachten verkaufte. Er kaufte einen halben Hektar dazu, forstete mit Buche, Eiche, Douglasie und Hasel auf.

Am Sonntag wurde Inselmann anlässlich des Internationalen Tag des Waldes (21. März) von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Schleswig-Holstein für die nachhaltige Bewirtschaftung seines kleinen Privatwaldes ausgezeichnet. Der Preis wurde vor zwölf Jahren ins Leben gerufen und soll privates Engagement für den Wald würdigen. Jedes Jahr zum „Internationalen Tag des Waldes“ zeichnet die Schutzgemeinschaft den Besitzer einer kleinen Privatwaldfläche aus, der mit der Bewirtschaftung seines Waldes beispielhaft die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt, seinen Wald wirtschaftlich effizient und in Verantwortung für die Natur und das soziale Gemeinwesen bewirtschaftet.

Das trifft auf Inselmann zu. Er nutzt das Holz als Brennholz, durchforstet die Waldflächen regelmäßig, und aus dem ehemaligen Fichtenwäldchen wurde allmählich ein Buchen-Douglasen-Mischwald, heißt es in der Begründung der Jury. Mehr als 200 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse wurden montiert, und an der Seether Au läuft ein Versuch, Eisvögel zum Brüten zu bringen. In den dazugekauften Moorflächen hat Inselmann mit seiner Familie die Fehlbestockung mit Fichte weitgehend beseitigt. Außerdem finden regelmäßig Führungen mit Kindergartengruppen und Schulklassen statt.

Seit elf Jahren arbeiten unter Anleitung von Studienrat Dieter Saack und Dieter Inselmann die etwa 100 Abiturienten des Elsa-Brändström-Gymnasiums einen Tag im Moorwald. Mit Unterstützung des Elmshorner Lionsclub besuchen jährlich mehr als 200 Viertklässler verschiedener Elmshorner Grundschulen die Jugendwaldspiele in Hartenholm. Auch die Organisation übernimmt Inselmann, dessen Engagement nun öffentlich gewürdigt wurde.

Schleswig-Holstein ist arm an Wäldern. Lediglich zehn Prozent der Fläche ist mit ihnen bedeckt. „Hätte der Mensch nie in die Natur eingegriffen, wären es 90 Prozent“, sagt Hans-Albrecht Hewicker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft und stellvertretender Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Zum Vergleich: 22 Prozent der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns ist bewaldet, in Hessen, dem reichst bewaldeten Bundesland, sind es sogar 44 Prozent.

Vielen Menschen sei die Situation hierzulande gar nicht bewusst, so der 70-Jährige. „Die Knicks täuschen Wälder vor. Doch dahinter liegen auch nur Felder“, sagt Hewicker. Ziel sei es, und so ist es auch gesetzlich festgelegt, den Bewaldungsanteil auf zwölf Prozent zu heben. Bisher sei es auch immer gelungen, Jahr für Jahr rund 600 bis 700 Hektar neuen Wald zu schaffen. „Im vergangenen Jahr haben wir erstmals seit 50 Jahren eine negative Waldbilanz und ein paar Hektar Wald verloren“, sagt Hewicker. „Ein schlechtes Zeichen.“ Schuld daran sei der große Flächenhunger der Landwirtschaft, sowohl in der Lebensmittelproduktion als auch für Biogasanlagen.

Im Kreis Pinneberg, der lediglich zu acht Prozent bewaldet ist, sei die Mehrung noch schwieriger. „In der Metropolregion kommt noch die industrielle Nutzung hinzu“, sagt Hewicker. Wald weicht Gewerbegebieten und Infrastruktur. „Und viele Flächen werden von den Baumschulen genutzt.“ In Schleswig-Holstein hat der Kreis Pinneberg die höchste Bevölkerungsdichte. Auf einen deutschen Bundesbürger kommen durchschnittlich 1250 Quadratmeter Wald, auf einen Schleswig-Holsteiner nur noch 520 Quadratmeter, und ein Kreis-Pinneberger ist lediglich noch mit 133 Quadratmeter Wald pro Kopf dabei. Das gleiche der Situation wie im Ruhrgebiet, so Hewicker.

„Das ist eine extreme Situation, in der wir hier leben“, sagt er. Um so wichtiger sei es, das knappe Gut zu schützen. Viele Menschen suchten in ihrer Freizeit Erholung in der Natur. „Auch die 1,5 Millionen Hamburger kommen nach Feierabend hier ins Grüne“, sagt Hewicker. Die kleinen Wälder würden durch die Menschen hochgradig belastet, denn die Menschen würden dort nicht nur spazieren, joggen oder Radfahren, sondern auch ihre Hunde von der Leine lassen oder mit ihren Pferden auf Wegen ausreiten, die dafür nicht vorgesehen seien. „Gerade die Reiter sehen häufig nicht ein, auf den ausgewiesenen Reitwegen zu bleiben“, sagt Hewicker. Dabei würde jeder Hufschlag zu kleinen Löchern führen, in denen sich das Wasser sammelt. Mit der Zeit entstehe eine Kuhle, und der Weg löse sich auf.

Den meisten Menschen sei nicht bewusst, dass mehr als die Hälfte aller Wälder im Privatbesitz seien, da vom Gesetz her alle den Wald mitbenutzen dürfen. 30 Prozent gehören den Landesforsten, 16 Prozent den Kommunen, Städten und Gemeinden. „Es ist ein großes Manko im Bewusstsein der Bevölkerung“, sagt Hewicker. Kaum jemand halte sich an bestehende Vorschriften. Das erschwere auch den vielen kleinen Waldbesitzern die Arbeit, die versuchen, ihren Wald zu schützen. „Ich wüsche mir mehr Rücksicht.“