Kulturschaffende fühlen sich von Politik kontrolliert. Kerstin Seyfert weist Vorwürfe zurück

Kreis Pinneberg. Trotz der Änderung der Vergaberichtlinien durch den Kreistag kehrt keine Ruhe ein um den Kreiskulturpreis. Eigentlich sollte am Donnerstagabend die Preisjury im Kulturausschuss des Kreistages neu besetzt werden. Doch dazu kam es nicht.

Stattdessen mussten die Kreispolitiker über einen Brief beraten, den neun der zwölf Künstler aus der Preisjury unterzeichnet haben. Darin kündigen Bernd M. Kraske, Stefan Czermak, Gerhard Folkerts, Hanns-Werner Heister, Valeri Krivoborodov, Brigitta Höppner, Michael Kress, Christel Storm und Dierk Wulf ihren Rücktritt aus der Jury an. Die neuen Richtlinien würden „die Unabhängigkeit der Fachjury beschneiden und den Kulturpreis auf ein provinzielles Niveau zurückführen“.

Zudem kritisieren die Jurymitglieder, dass der Kreistag einstimmig beschlossen hat, bei der Auswahl der Preisträger künftig mehr Transparenz walten zu lassen. „Transparenz widerspricht eindeutig dem Verschwiegenheitsgebot“, heißt es in dem Brief. Dass die Vorsitzende des Kulturausschusses künftig der Jury angehören soll, wenn auch ohne Stimmrecht, könne nur den Sinn haben, „Einfluss auszuüben“.

Jury-Vorsitzender und FDP-Fraktionschef Klaus G. Bremer fordert die Vorsitzende des Kreiskulturausschusses, Kerstin Seyfert, CDU, zum Rückritt auf. „Wer solche Fehler macht, ist nicht mehr tragbar.“ So habe sie es versäumt, die Künstler aus der Jury einzubeziehen, und sich auf einen Runden Tisch berufen, der keinerlei Kompetenz habe.

Seyfert hält die Rücktrittsforderung für „völlig absurd“. Vorschläge von Kraske und Folkerts seien in die Beschlussvorlage eingeflossen. Ein langer Diskussionsprozess mit Bürgern und Kulturschaffenden habe die Impulse dazu gegeben. Nun werde der Ausschuss den Künstlern mit einem „netten Brief“ antworten, ihnen für ihre Arbeit danken und sie bitten weiterzumachen, kündigt sie an. Falls nicht, gebe es genügend andere Kulturschaffende im Kreis, die dazu bereit wären.