Um die Anwohner der Altstadt zu entlasten, sollen Autofahrer auf einem Teilstück der Mühlenstraße langsamer fahren

Wedel. Die Sonne strahlt mit Niels Schmidt und Christian Vorwerck um die Wette. Wedels Bürgermeister und der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) für Verkehrsberuhigung legen – zumindest für ein Foto – am Dienstag selbst mit Hand an, als Bauhof-Mitarbeiter Thorsten Noffke das erste Tempo-30-Schild an der Ecke Mühlenstraße/Bahnhofstraße aufstellt. Damit gilt in der Wedeler Altstadt ein Tempolimit, das den lärmgeplagten Anwohnern zumindest nachts etwas mehr Ruhe bescheren soll. Es gilt beidseitig zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens.

„Das ist ein erster kleiner Schritt“, sagt Vorwerck, der sich besonders bei der Stadtverwaltung für ihr Engagement in der Sache bedankt. Bereits seit langem kämpfen die Vertreter der BI und der Stadt für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Altstadt, durch die sich täglich bis zu 18.000 Autos quälen. „Ziel der Bürgerinitiative bleibt aber weiterhin die Verlegung der B431, um die Anlieger der Altstadt zu entlasten“, so Vorwerck weiter.

Das nächtliche Tempolimit sei eher als „Tropfen auf den heißen Stein“ zu bewerten – gerade vor dem Hintergrund, dass sich 90 Prozent des Verkehrs tagsüber durch die Altstadt schlängele. Vorwerck: „Wir hoffen aber, dass es einen Wendepunkt hin zu zu weiteren Maßnahmen markiert.“

Die nächtliche Reduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde gilt auf der Mühlenstraße zwischen dem ZOB und der Straße Lüttdahl, das Teilstück ist etwa zwei Kilometer lang. Sie ist ein Ergebnis aus dem Lärmaktionsplan, den die Stadt vor einiger Zeit aufgestellt hat. „Erst hatte das Land Bedenken gegen die Maßnahme geäußert. Im Dezember vorigen Jahres gab es dann doch grünes Licht von Verkehrsminister Reinhard Meyer“, erinnert sich Schmidt.

Wedels Bürgermeister begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich. „Mit der Umsetzung wird den berechtigten Interessen der Anlieger der B 431 in der Altstadt Rechnung getragen und ein Beitrag zur Umsetzung des Lärmaktionsplanes erbracht.“ Er lobt die gute Zusammenarbeit mit der BI, mit der „im konstruktiven Miteinander“ gesprochen worden sei.

Und Schmidt ist auch in einem anderen Punkt mit den BI-Vertretern einig: „Die Verlegung der Straße ist das einzig Sinnvolle, alles andere sind nur Schmerzmittel.“ Doch bis die als Nordumfahrung betitelte Umgehungsstraße kommt, werde noch einige Zeit vergehen, prophezeit der Verwaltungschef. Immerhin: Das „Ob“ steht außer Frage, nur das „Wann“ lässt sich momentan nicht beantworten.

Die Stadt verfolgt inzwischen, wie von der BI gewünscht, eine Doppelstrategie. Zum einen drängt die Stadt drauf, das Projekt im Bundesverkehrswegeplan prioritär zu verankern und entsprechende Mittel einzufordern sowie es auf Landesebene im Gespräch zu halten. „Das Land hat sich klar positioniert. Viele Ortsumfahrungen werden nicht mehr weiter verfolgt, Wedel dagegen schon“, sagt Schmidt.

Als zweites versucht die Stadt, einen Teil der Nordumfahrung privat finanzieren zu lassen. Dies wäre möglich, wenn ein geplantes großes Wohngebiet am nördlichen Ortsrand Realität werden würde. Zwischen der Straße Steinberg, der Voßhörn- und der Aschhoopstwiete sind auf 30 Hektar Nettobauland bis zu 800 Wohneinheiten, vier Kinderspielplätze und ein Versorgungszentrum angedacht. Die Straße, die das riesige Baugebiet im Norden an die Pinneberger Straße anbinden würde, soll in einem nächsten Schritt bis zur Holmer Straße weitergeführt und dann in eine Bundesstraße umgewidmet werden. Die B 431 wäre somit aus der Innenstadt verschwunden – so der Plan von Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker.

„Wir planen, einen Teil der Erträge, die von den Grundstückseigentümern erzielt werden, für den Straßenbau zu verwenden“, so Schmidt. Ob alle Eigentümer damit einverstanden sind, müssten die Verhandlungen zeigen, die in einen städtebaulichen Vertrag münden sollen. Doch bis dato müssen die Anlieger mit der nächtlichen Tempobremse leben. „Wir werden das jetzt versuchen und mit beidseitigen Tempomessungen überprüfen, ob es auch etwas bringt“, sagt Schmidt. Er hält eine Überwachung der Tempo 30-Regelung für unerlässlich, weil sich sonst kaum Autofahrer daran halten würden. Mit der neuen Regelung entfällt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer auf dem kurzen Teilstück zwischen Heringsgang und Mühlenteich, wo es im Kurvenbereich stark bergab geht. Sie war 1987 nachdem Unglück eines Tanklasters in Herborn eingeführt worden.