Landgericht Lübeck verurteilt ehemaligen Vorstandschef der Sparkasse Elmshorn wegen Untreue und Bestechlichkeit

Elmshorn/Lübeck. Thomas Salzmann muss nicht ins Gefängnis. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Lübeck verurteilte den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Elmshorn am Montag wegen Untreue und Bestechlichkeit zu zwei Jahren Haft, setzte die Strafe jedoch zur Bewährung aus. Der 45-Jährige muss zudem eine Geldauflage von 125.000 Euro und zusätzlich eine Geldstrafe von 36.000 Euro leisten. Gegen den mitangeklagten Kreditvermittler Rolf H., 63, verhängten die Richter eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten sowie eine Bewährungsauflage in Höhe von 75.000 Euro. Sie sprachen ihn der Beihilfe zur Untreue und der Bestechung schuldig. Auf dieses Strafmaß hatten sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung zu Prozessbeginn am Freitag geeinigt.

Die beiden Angeklagten hatten daraufhin gestanden, sich jahrelang überhöhte Vermittlungsprovisionen geteilt zu haben, die Salzmann seinem Freund für die Vermittlung von Kreditkunden gezahlt hatte. Rund 200.000 Euro flossen so zwischen 2007 und 2011 auf das Konto des Elmshorners.

Das Motiv für das Vorgehen der beiden Männer blieb in dem Prozess ungeklärt, ebenso die Frage, wodurch die Ermittlungen 2011 ins Rollen gekommen sind. Fest steht nur: Eine Durchsuchung der Wohn- und Geschäftsräume der Angeklagten hatte im November 2011 den unerlaubten Geschäften ein Ende gesetzt.

„Unmittelbar danach haben sie reinen Tisch gemacht und auch Taten gestanden, die den Ermittlern noch gar nicht bekannt waren“, sagte der Vorsitzende Richter Jörg Beer in der Urteilsbegründung. Auch die Tatsache, dass es sich bei den vermittelten Krediten durchweg um lukrative Geschäfte für die Sparkasse gehandelt habe, sei zugunsten der Angeklagten berücksichtigt worden, sagte er. Zudem stellte er beiden Männern eine positive Sozialprognose aus.

„Ich möchte noch einmal sagen, wie leid mir das alles tut, und ich möchte mich bei allen Beteiligten entschuldigen“, sagte Salzmann in seinem Schlusswort. Er arbeitet inzwischen als Geschäftsführer einer Wirtschaftsberatungsgesellschaft. Sein Mitangeklagter, ehemals Gründer und Geschäftsführer einer Immobilienverwaltungsgesellschaft, will sich aus Gesundheitsgründen aus dem Geschäftsleben zurückgezogen haben. Ihre Tat sei „die größte Dummheit ihres Lebens gewesen“, sagten die beiden Angeklagten.

Die Staatsanwaltschaft warf Salzmann Untreue und Bestechlichkeit in 24 Fällen vor. Seinem Mitangeklagten wurden Beihilfe zur Untreue und Bestechung in der gleichen Anzahl von Fällen zur Last gelegt. Alles habe im Mai 2007 begonnen, als er bei der Kreissparkasse Fallingbostel einen größeren Kredit vorzeitig ablöste und dafür rund 200.000 Euro Vorfälligkeitsgebühr zahlen musste, sagte der Kreditvermittler. Da er gleichzeitig ein neues Darlehen aufnahm, habe das Geldinstitut ihm die 200.000 Euro erstattet.

Diese Summe habe er sich dann mit Salzmann, der damals im Vorstand der Kreissparkasse Fallingbostel saß, geteilt. „Aus alter Freundschaft und aus Dankbarkeit, weil er mir in den Vorjahren beratend zur Seite gestanden hatte“, erklärte der heute 63 Jahre alte Kreditvermittler. Nachdem Salzmann am 1. September 2007 in den Vorstand der Sparkasse Elmshorn berufen wurde, wurde die Zusammenarbeit verstärkt. Rolf H. vermittelte der Sparkasse Elmshorn Kredite. Dafür erhielt er Provisionen. Von diesen Provisionen überwies Rolf H. anfangs 50 Prozent, später sogar einen etwas geringeren Anteil. Das war zwischen beiden Männern so abgesprochen. Die Kredite wurden unter Beteiligung von Salzmann gewährt. Der erklärte die Provisionszahlungen für „sachlich richtig“ und ermöglichte so deren Auszahlung

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft erhielt H. zwischen 2008 und 2011 etwa 430.000 Euro Provision von der Sparkasse Elmshorn. Davon bekam Salzmann, der 2011 sogar den Vorstandsvorsitz der Sparkasse übernahm, knapp 200.000 Euro ab. Der Ex-Vorstandschef räumte ein, dass es möglich sei, dass nicht alle Provisionszahlungen an H. gerechtfertigt gewesen seien. Die Staatsanwaltschaft geht zudem davon aus, dass die Provisionen überhöht gewesen seien, sonst hätte H. kaum die Hälfte davon Salzmann abgegeben.

Da Salzmann als Vorstandsmitglied einer Sparkasse die Zahlungen von H. nicht annehmen durfte, hatten die beiden Männer ein System ausgetüftelt, um den Geldtransfer legal erscheinen zu lassen. Unter anderem schrieb eine von Salzmann gegründete Firma namens „Salzmann und Partner“, Rechnungen an zwei Firmen von H. – und zwar für Leistungen, die nicht oder nur teilweise erbracht wurde.

Auch die Beratungsfirma von Salzmanns zwischenzeitlich verstorbener Ehefrau schrieb Rechnungen, „für nicht erbrachte Leistungen“, so die Staatsanwaltschaft. Vom Konto seiner Ehefrau wurde das Geld dann auf ein Konto Salzmanns bei der Sparkasse Hannover überwiesen. Ende 2011 flog der Banker auf und wurde sofort von der Sparkasse freigestellt.