Beim Couchsurfing bieten Menschen sich gegenseitig eine kostenlose Unterkunft an

Pinneberg. Die weltweit genutzte Internet-Plattform couchsurfing.org findet seit einigen Jahren großen Anklang. Abenteurer aus aller Welt entdecken die neue Art des Reisens für sich, sie haben viele Geschichten zu erzählen. Die Geschichten kommen aber nicht nur aus fernen Ländern, sondern spielen sich auch bei uns im Kreis Pinneberg ab. Abenteuerlustige Menschen aus dem Kreis bieten Fremden ihre Couch an, oder ziehen auf ihren Reisen von Sofa zu Sofa. Drei von ihnen sind Jan Stuhlmann, Fenja Brinkmann und Lena Maria Dahms.

Sich die Kultur eines Landes nicht in einem Museum ansehen, sondern sie hautnah miterleben: Das ist die Geschichte des Pinnebergers Jan Stuhlmann. In Japan wurden aus einer Nacht drei Wochen: „Ich habe mich Hals über Kopf in die Gastgeberin verliebt“, schwärmt der Student. Er wäre gern noch geblieben. Niemand habe genug Zeit und genug Geld, um ewig fortzubleiben, sagt der 26-Jährige.

Zurück in Pinneberg, bot er sofort seine eigene Couch an. „In den vergangenen zwei Jahren erhielt ich nur wenige Anfragen, aber ich würde gern Leute aufnehmen“, sagt der Student. Bei Couchsurfing sei es wichtiger, neue Kulturen und Menschen kennenzulernen, als kostenlos irgendwo zu wohnen.

„Über eine Mitfahrzentrale bin ich mit einer Studentin nach Bochum gefahren, die hat mir vom Couchsurfing erzählt.“ Das war Anfang 2012, erzählt Jan Stuhlmann. Als er endlich genug Geld gespart hatte, um nach Japan zu fliegen, probierte er in Tokio Couchsurfing aus. Schnell wurde ihm auf die Anfrage geantwortet, in der er nach einer Zwischenstation für eine Nacht fragte. „Es war super nett, wir haben zusammen gegessen und uns unterhalten.“

Couchsurfing, das bedeutet auch: Mal nicht mit vielen anderen Urlaubern im Frühstückssaal des Hotels sitzen, sondern von einer einheimischen Familie bekocht werden. Fenja Brinkmann aus Pinneberg macht das ähnlich. Sie geht mit ihren Gästen morgens zum Bäcker um die Ecke frühstücken.

Sie hat im Gegensatz zu Jan Stuhlmann wenig Erfahrung mit Reisen gemacht, dafür schliefen aber Besucher auf ihrem Sofa. Die kommen nicht nur aus fernen Ländern. „Mein erster Gast kam aus Bremen und eine Besucherin aus dem Schwarzwald.“ Beide mussten am nächsten Tag zum Bewerbungsgespräch und wollten nicht in ein Hotel. „Sarah brachte mir einen Schwarzwälder Schinken als Gastgeschenk mit.“

Mittlerweile ist Sarah, die eine Nacht in Fenja Brinkmanns Wohnzimmer verbracht hat, nach Hamburg gezogen. Die Frauen haben weiterhin Kontakt und treffen sich regelmäßig. Das sei es, worum es gehe, sagt die 25-Jährige: „Freundschaften schließen, Leute kennenlernen, einfach aushelfen.“

Fenja Brinkmann ist 2012 nach Pinneberg gezogen. Sie hatte von einer Bekannten von der Plattform gehört und fand die Idee klasse. „Weil Pinneberg eine gute Verbindung nach Hamburg hat, habe ich viele Anfragen, und wenn es passt, nehme ich die Leute auch auf.“

Ihre Freunde und Arbeitskollegen hielten sie für verrückt, sagt Fenja Brinkmann. Sie nehme auch Fremde im Auto mit und sei in diesen Dingen „schmerzbefreit“, sagt die Pinnebergerin. Fenja Brinkmann hat vor, auch mal auf fremden Sofas zu übernachten: „Wenn man das anbietet, will man das auch irgendwann mal selber machen.“ Das Prinzip von Couchsurfing ist einfach: In einem Profil auf der Plattform erzählt man von sich und seinen Vorhaben. Ob man seine Couch zur Verfügung stellen, Reisenden die Umgebung zeigen oder selbst eine Schlafgelegenheit sucht, ist jedem selbst überlassen.

Lena Maria Dahms aus Elmshorn reist immer allein und freut sich über nette Stadtführer. Um etwas zurückzugeben, zeigt sie auch mal ihre Umgebung. „Der Besucher aus Paris fand Elmshorn super, weil es im Gegensatz zu Paris so klein ist“, sagt Lena Maria Dahms. Sie lädt auch Surfer zu sich nach Hause ein oder trifft sich auf einen Kaffee mit den Weltenbummlern.

Sie war 18 Jahre alt, als sie das erste Mal auf einer Couch „gesurft“ ist. Im Sommer 2010 reiste sie mit dem Zug durch Europa. „Sonderbar“ sei ihre erste Nacht auf einer fremden Couch gewesen. Aber sie habe nie schlechte Erfahrungen gemacht. Nur manchmal stimme einfach die Chemie nicht, sagt die Lehramts-Studentin. Die 21-Jährige hat so bereits Brasilien, Kanada, Frankreich, Ungarn und Tschechien gesehen: „Man hat einen besonderen Zugang zu einer Stadt.“ In ihrem Elternhaus in Elmshorn war sie bereits fünfmal Gastgeberin. „Surfer“ aus Paris, Ankara, aber auch aus Stuttgart schliefen auf ihrer Couch. „Es spielt nicht immer eine Rolle, in welchem Land oder in welcher Stadt man ist. Es ist wichtiger, in was für ein Zuhause man kommt.“