Vanessa Valera Rojas aus Tornesch will sich bei Deutschland sucht den Superstar an die Spitze singen

Tornesch. Sie fühle sich jeden Sonnabend wie betrunken, sagt Vanessa Valera Rojas. Nicht Alkohol versetzt sie in einen Rauschzustand, sondern das Fernsehprogramm. Denn sonnabends läuft Deutschland sucht den Superstar (DSDS). Seit zehn Jahren verfolgt die 23-Jährige aus Tornesch die RTL-Castingshow. In diesem Jahr ist sie nicht nur Zuschauerin, sondern mittendrin als Kandidatin.

„Sich selbst im Fernsehen zu sehen, ist eigenartig“, sagt die junge Frau mit den langen blonden Haaren und dem strahlenden Lächeln. „Wir bekommen die Sendung nicht vor dem offiziellen Sendetermin zu sehen.“ An manches, was sie gesagt hat, könne sie sich gar nicht mehr erinnern. Und spannend sei auch, die Kommentare der anderen Kandidaten zu hören. Einige Aussagen dürften die Konkurrenz in den Liveshows ein wenig anheizen. „Jeder hat den gleichen Traum“, sagt Vanessa. „Deutschlands Superstar zu werden.“

Die gelernte Arzthelferin hatte den Mut gefasst und sich im August vergangenen Jahres bei DSDS beworben. Es war ihr erstes Versuch, bei einer Castingshow mitzumachen. Kurz darauf erhielt sie Antwort und die Einladung zum Casting nach Berlin. Sie bereitete drei Lieder vor, fuhr allein in die Hauptstadt, mit der Hoffnung die Jury um Dieter Bohlen zu überzeugen. Stundenlang wartete sie wie tausend andere auf den großen Auftritt. Sie sang sich ein, redete mit anderen Kandidaten, versuchte sich von ihrer Nervosität abzulenken. „Klar sagen mir Freunde und Familie, dass ich gut singen kann“, sagt Vanessa. Aber ob das die Jury auch so sieht? „Welcher Künstler möchte nicht mal vor dem Pop-Titan stehen und seine Kritik hören“, sagt Vanessa. Einige wohl auch nicht. Denn Bohlen ist nicht gerade bekannt dafür, zimperlich zu sein. „Er ist ehrlich“, sagt die DSDS-Kandidatin. Das schätze sie an ihm. „Außerdem habe ich das Gefühl, er ist mit den Jahren zahmer geworden.“

Dann war es soweit. Ihr Name wird aufgerufen. Mit kraftvoller Stimme singt sie „Ja“ von Silbermond. Bohlen ist begeistert: „Du bist genau das, warum ich hier sitze.“ Er könnte jetzt mit ihr ins Studio gehen und hätte einen Hit produziert. MIA.-Sängerin Mieze Katz umarmt Vanessa, gerührt von ihrer Darbietung und überreicht ihr den Zettel für die nächste Runde, den Recall in Düsseldorf.

Vanessa war zufrieden mit ihrem Auftritt. „Ich war gut vorbereitet, habe zu Hause viel vor dem Spiegel geübt und bin vor Freunden aufgetreten“, sagt sie. Ihre Eltern, bei denen Vanessa wohnt, und ihre drei Brüder sind stolz auf sie. Ihr Freund Jan Eggers auch. Er wird häufig auf Vanessas Auftritte angesprochen. „Ich freue mich sehr für Vanessa“, sagt der 22-Jährige aus Appen. „Und wann hat man schon mal die Chance, seine eigene Freundin im Fernsehen zu sehen?“ Das Paar hatte sich vor drei Jahren bei einem Hallenturnier kennengelernt. Vanessa hat neben der Musik nämlich noch ein anderes Hobby: Sie interessiert sich für Fußball. So oft es geht, begleitet sie Jan, der beim Wedeler TSV spielt, zu den Spielen. Derzeit ist die Zeit indes eher rar gesät, denn Vanessa singt sich in den Recalls weiter.

Die nächste Herausforderung wartete in Düsseldorf auf sie. Vanessa performt mit drei anderen Mädchen Beyoncés „Helo“. Sie muss den Text mehrmals vom Spickzettel ablesen. Bohlen ist enttäuscht. „Ich finde deine Stimme wirklich tierisch – und dann stehst du da mit einem Zettel in der Hand“, sagt der Popsänger. Die junge Frau nimmt die Kritik ernst. „Ich versuche, sie umzusetzen und an mir zu arbeiten. In der Jury sitzen vier erfolgreiche Künstler.“ Von denen könne sie nur lernen. Sie bekommt ihre Chance und das Flugticket nach Kuba. Mit 32 Kandidaten fliegt sie nach Havanna. Zweieinhalb Wochen bleiben sie auf der sozialistischen Karibikinsel, studieren jeden Tag im tropischen Klima einen anderen Song ein. Das Handynetz ist katastrophal, Kontakt nach Hause kaum möglich.

„Auch wenn es im Fernsehen nach Urlaub aussieht, es war anstrengend, und für Sightseeing hatten wir keine Zeit“, sagt Vanessa. Dennoch bekommt sie ein bisschen was vom Leben der Kubaner mit. „Das spielt sich hauptsächlich auf der Straße ab“, sagt sie. Diese Lebensfreude habe sie beeindruckt: „Sie haben nichts und machen doch einen zufriedenen Eindruck.“ Die Kandidaten verschenken ihre Basecaps und Schmuck an die Kubaner. „Es war rührend, wie sie sich gefreut haben.“

In der nächsten RTL-Sendung am Sonnabend, 8. März, 20.15 Uhr, wird sie mit Daniel Ceylan im Duett auf der Prado, Havannas prachtvoller Hauptstraße, vor den Einheimischen „I believe I can fly“ von R. Kelly singen. Danach heißt es an der Playa del Este „Sommer Feeling“. Die Kandidaten werden am Sandstrand in kleinen Gruppen versuchen, die Jury zu überzeugen. Ob es Vanessa gelingt? „Das verrate ich nicht“, sagt sie und lacht. Ihre Chancen stehen nicht schlecht.