Ole Schröder (CDU) erklärt im Interview, warum er trotz des Ukraine-Konflikts zu den Paralympics nach Sotschi reisen will

Pinneberg/Berlin. Die Winter-Paralympics in Sotschi werden vom Konflikt zwischen Gastgeber Russland und der Ukraine überschattet. Die Regierungen der USA und Großbritanniens haben bereits angekündigt, keine offiziellen politischen Vertreter zu den an diesem Freitag beginnenden Paralympics zu schicken. Als Vertreter der Bundesregierung soll der Kreis Pinneberger CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder in seiner Eigenschaft als Parlamentarischer Staatssekretär beim für den Sport zuständigen Bundesinnenminister nach Sotschi fahren.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schröder, haben Sie in Erwägung gezogen, auf Ihre Reise zu den Paralympics zu verzichten?

Ole Schröder:

Nach gegenwärtigem Stand werde ich Ende nächster Woche zu den paralympischen Spielen nach Sotschi reisen. Die deutschen Sicherheitsbehörden beobachten die Sicherheitslage, es liegen aktuell keine Hinweise auf eine veränderte Sicherheitslage für Sotschi vor. Wie bei den Olympischen Spielen gehen wir davon aus, dass die russischen Behörden alles tun, um auch bei den anstehenden Paralympics die Sicherheit der Sportler zu gewährleisten.

Warum denken Sie anders als die Briten oder US-Amerikaner, dass es Stand jetzt richtig ist, die Paralympics trotz der aktuellen politischen Lage zu besuchen?

Schröder:

Wir haben uns bisher dafür entschieden, den deutschen Athleten durch einen Besuch unsere besondere Anerkennung und Aufmerksamkeit zum Ausdruck zu bringen, die sie nach unserer Meinung verdient haben.

Wie beurteilen Sie die Forderung der Bundes-Grünen nach einem politischen Boykott der Spiele?

Schröder:

Über einen Boykott haben die Grünen auch schon vor den Olympischen Winterspielen diskutiert. Die Athleten für politische Forderungen zu instrumentalisieren und sie zum Boykott aufzufordern, halte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt für falsch. Es sind die Spiele der Sportlerinnen und Sportler. Über einen etwaigen Boykott von teilnehmenden Mannschaften entscheiden die – autonomen – Sportverbände aus den entsendenden Ländern.

Bundespräsident Gauck verzichtete seinerseits auf seine Reise zu den Olympischen Spielen. Inwieweit war dies für Sie ein nachvollziehbarer Schritt?

Schröder:

Ich bitte um Verständnis, dass ich die Entscheidung unseres Bundespräsidenten prinzipiell nicht kommentiere.

Bei den Olympischen Spielen war immer von einer großen Putin-Show die Rede. In welchen Maß gilt das auch für die Paralympics?

Schröder:

Die Olympischen Spiele und ebenso die Paralympischen Spiele sind die Spiele der Sportlerinnen und Sportler. Sie haben in den vergangenen vier Jahren hart trainiert und sich auf dieses Ereignis vorbereitet. Es sind zunächst sportliche und keine politischen Spiele.

Wie haben Sie die Paralympics der vergangenen Jahre verfolgt?

Schröder:

Bisher habe ich die Paralympics am Fernseher verfolgt. Es freut mich besonders, dass auch über dieses Ereignis in zunehmenden Maße durch die Medien berichtet wird.

Haben Sie einen besonderen Bezug zu behinderten Sportlern?

Schröder:

Als sportbegeisterter Mensch habe ich natürlich auch die Paralympischen Spiele verfolgt, wobei mich vor allem die letzten Spiele in London besonders beeindruckt haben: die unglaubliche Begeisterung des breiten Publikums, dessen Fokussierung auf die herausragenden Leistungen der Athletinnen und Athleten – nicht auf deren Handicaps – war ansteckend und kam auch in der weltweit massiv gesteigerten Aufmerksamkeit der Medien zum Ausdruck.

Inwieweit hat der Behindertensport aus Ihrer Sicht noch immer das Problem, alle zwei Jahre bei Großereignissen präsent zu sein und dann wieder in der Versenkung zu verschwinden?

Schröder:

Zwischen den weltgrößten Sportwettbewerben, den Paralympischen Sommer- und Winterspielen, die im Wechsel alle zwei Jahre stattfinden, hat mittlerweile auch in einigen paralympischen Sportarten bei Welt- und Europameisterschaften das Medieninteresse zugenommen. Als Beispiele kann ich aus dem Jahr 2013 die WM der Leichtathleten in Frankreich, die EM Rollstuhlbasketball der Männer und Frauen in Frankfurt/Main oder auch die EM im Dressurreiten in Dänemark anführen, über die in den wöchentlichen Sportsendungen und teilweise auch live berichtet wurde. Ebenso werden in den Medien auch besonders herausragende Sportlerinnen und Sportler im Leistungssport der Menschen mit Behinderung zunehmend häufiger vorgestellt. Es hat sich also einiges bewegt, ist aber sicherlich noch steigerungsfähig.

Was sind die sportlichen Themen, die Sie aktuell neben den Paralympics auf der Agenda haben?

Schröder:

Aktuell steht auf der Agenda, dass wir darauf hinarbeiten, schnellstens ein neues Anti-Doping-Gesetz auf den Weg zu bekommen. Wichtig sind für mich aber auch die bessere Transparenz bei der Mittelvergabe in der Sport- und Spitzensportförderung. Weiterhin wollen wir die Rahmenbedingungen für die Trainerinnen und Trainer noch zufriedenstellender gestalten, das Konzept der Olympiastützpunkte weiter verbessern und die Inklusion unser Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung weiter stärken.