Aus Sicherheitsgründen soll Einrichtung auf der Hochseeinsel zum 1. Januar schließen

Helgoland. Das Aquarium auf Helgoland steht vor dem Aus. Das Gebäude am Nordosthafen ist durch die langjährige Nutzung und äußere Einflüsse stark sanierungsbedürftig. Das haben mehrere baufachliche Gutachten ergeben. Die Tragfähigkeit sei nicht mehr gewährleistet, heißt es. Noch ist unklar, ob das Aquarium saniert werden kann oder komplett abgerissen werden muss. „Nach dem derzeitigen Stand ist aber davon auszugehen, dass das Aquarium zum 1. Januar 2015 schließt“, sagt Heinz-Dieter Franke von der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), welche die Einrichtung als Forschungs-, Lehr- und Schauaquarium betreibt.

„Das Gebäude ist reparaturbedürftig, aber wir haben nicht die finanziellen Mittel für eine Sanierung“, sagt Franke. Diese würde vermutlich mehrere Millionen Euro kosten. „Wir sind bemüht, Lösungen zur Finanzierung zu finden, um das Aquarium weiterzubetreiben. Aber ohne die Unterstützung durch Dritte oder Fördermittel vom Bund werden wir das Aquarium schließen müssen.“

In einem Gutachten des Büros Trebes aus Kiel heißt es, die angegriffene Schutzhülle des Gebäudes habe Auswirkungen auf das statische System. Die Tragstruktur gelte als eingeschränkt sicher. Die Betonüberdeckung wurde demnach durch Erosion teilweise abgetragen, die Stahlkonstruktion liegt frei und rostet. Im Bereich des einstigen Seehundbeckens wurden bereits zusätzliche Stützpfeiler montiert.

Die Gutachter bemängeln zudem die Dämmung des Gebäudes. Diese führe nicht nur zu erheblichen Energieverlusten, sondern zusätzlich auch zur Bildung von Schimmelpilzen. Das feuchte Klima aus den Aquariumbecken verstärke dies noch, heißt es in dem Gutachten. Die Holzkonstruktion zur Abtrennung des Besucherbereichs biete einen Nährboden für Schimmelpilze und entspreche nicht mehr den aktuellen Brandschutzanforderungen.

Für das Konzept „Bluehouse“ wurden elf Millionen Euro veranschlagt

Etwa 25.000 Besucher zählte die Einrichtung mit hundertjähriger Tradition bislang im Jahr. Die BAH hatte bereits in der Vergangenheit versucht, Geld über Förderprogramme einzuwerben – bisher jedoch ohne Erfolg. „Eine Umnutzung ist unter den aktuellen Umständen nicht möglich“, sagt Heinz-Dieter Franke. Das AWI, das seinen Sitz in Bremerhaven hat, hatte das Gebäude vom Bund zur Nutzung überlassen bekommen.

Im Gutachten des Büros Trebes werden drei mögliche Szenarien genannt. Das erste ist die Schließung und der Abriss des Aquariums, das zweite sieht eine energetische Sanierung vor, in deren Zuge die Betonstruktur und die Innendämmung erneuert werden sollen. Als dritte Möglichkeit wird eine Neukonzeption des Helgoländer Aquariums genannt.

Unter dem Namen „Bluehouse“ war war dies bereits im Gespräch gewesen. Mit einem neuen Ausstellungskonzept sollte aktuelle Meeresforschung für den Besucher zum Erlebnis werden. Kern des Konzeptes war es, bei den Besuchern das Interesse für den Lebensraum Nordsee und für die Klimafolgenforschung zu wecken. Das Problem: Die dafür notwendigen Investitionen wurden mit elf Millionen Euro veranschlagt. „Wir machen uns seit Jahren für dieses Konzept stark“, sagt Helgolands Bürgermeister Jörg Singer. Er schlägt vor, dass die Gemeinde und das AWI nun ein Projektteam bilden, um diese Idee weiterzuverfolgen. Umsetzen werden es die beiden Partner allein aber nicht können.

Unterstützung kommt vonseiten des Kreis Pinneberger Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann. Der Sprecher der Arbeitsgruppe „Bildung und Forschung“ der SPD-Bundestagsfraktion will einen Runden Tisch zum Aquarium unter Beteiligung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein auf den Weg bringen. „Für Helgoland wäre es wichtig, dass es weiterhin ein Schaufenster der Meeresdarstellung hat“, sagt Rossmann. „Nach dem Paukenschlag der drohenden Schließung sollte man sich jetzt kurzfristig zusammensetzen und prüfen, wie ein Konzept und eine Finanzierung aussehen könnten. Ich halte es für aussichtsreich, dass man so das Kleinod erhält.“