Travestieshow in Brande-Hörnerkirchen war für Angelique Smith ein Heimspiel

Brande-Hörnerkirchen. Die drei Ladys sind mit Federboas und Schmuck behangen. Roter Kussmund, falsche Wimpern, jede Menge Rouge – das Make-up ist grell, die Perücken toupiert. Ihre Fummel glitzern um die Wette. „Etwas Schi Schi, etwas Travestie, lehnt euch zurück in die Fantasie“, singen sie und wiegen mit den Hüften. Das Publikum klatscht im Takt und singt mit.

Ein Hauch von Hamburger Reeperbahn und Zigarettenqualm weht durch den rustikalen Kneipensaal. Willkommen in Brande-Hörnerkirchen, der „Weltkulturhauptstadt“, wo einem nach Ansicht der Damen der Duft der weiten Welt schon von weitem von frisch gedüngten Feldern entgegen weht. „Betörend wie Chanel No. 5“, befand eine der drei, die am Sonnabend im „Frankys“ vor rund 100 Zuschauern mit einem Mix aus Gesang, Parodie und viel Humor auftraten. Zwischen den glamourösen Darbietungen verzauberte Thomas Coch das Publikum mit seinen Tricks.

Angelique Smith, die im bürgerlichen Leben den Namen Andre Kujadt trägt, war gleich doppelt aufgeregt: „Die Show ist eine Premiere und für mich ein Heimspiel.“ Vor drei Jahren zog der 29-Jährige von Kiel aufs platte Land. Ehemann Tobias, der an diesem Abend die Technik regelte, hatte in Barmstedt einen Job gefunden. Andre Kujadt arbeitete als Koch und Kellner unter anderem auf Sylt.

Doch sein Herz schlägt für die Travestie. Er besucht Shows, schaut sich Tricks ab, schlüpfte vor dem Spiegel selbst in die Rolle des anderen Geschlechts. „Seit zweieinhalb Jahren habe ich mich auf diesen Auftritt vorbereitet“, sagt er. Ein Testlauf über die Reeperbahn im schrillen Outfit inklusive. Der Zuspruch der Passanten ermutigte ihn, Silvester 2013 im sächsischen Zittau zum ersten Mal selbst auf die Bühne zu treten. Oder eher sie?

Auch diese Frage wurde im Frankys an diesem Abend geklärt. Sicherlich fragten sich einige im Publikum, steht da auf der Bühne ein Mann oder eine Frau? Travestiekünstlerin Ivonne von Schleswig-Holstein hatte die Antwort parat: „Ja!“ Sie erzählte, dass sie schon immer so gewesen sei. „Es war eine schwere Geburt“, sagte sie. Denn sie sei mit Pumps und Kosmetikkoffer zur Welt gekommen. „Und wenn ihnen heute Abend nach lachen ist, lachen sie ruhig“, sagt sie. „Wir haben auch gelacht, als wir sie gesehen haben.“

Und das machen die Zuschauer dann auch an diesem Abend und beweisen, Travestieshow und Landleben sind vielleicht eine eher ungewöhnliche Kombination, schließen sich aber keinesfalls gegenseitig aus.

Sich selbst nicht zu ernst nehmen, so sieht es auch Angelique Smith. „Ich bin die dicke, bunte Tante vom Lande“, sagt sie während ihre Finger mit der Perlenkette spielen. Sie sei immer schon ein bunter Vogel gewesen und für jeden Spaß zu haben. „Naja, fast jeden“, fügt sie schelmisch hinzu.

Auf der Bühne präsentiert sie im silbernen Glitzerkleid ihre „ausladende Persönlichkeit“, wie sie selbst in Anspielung auf ihre Figur sagt. Sie singt Schlagerlieder und selbst geschriebene Texte, unterhält die Zuschauer mit kessen Sprüchen und hüpft im rosa Trainingsanzug als Cindy aus Marzahn über die Dielen. Kunstfigur parodiert Kunstfigur.

Kostüme und Perücken lässt sich Andre Kujadt maßanfertigen. Ein Outfit kostet daher locker 850 Euro. Nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Auch Schmuck und Make-up sind nicht ganz billig. „So nach und nach wächst die Garderobe“, sagt der angehende Travestiekünstler. Im Supermarkt an der Wursttheke wird man Angelique Smith nicht begegnen. „Das ist ein Hobby“, sagt er. In der Garderobe legt er das glitzernde Kostüm ab und ist wieder ganz Mann.

Leben kann er von seinen Auftritten noch nicht. „Für mich steht der Spaß im Vordergrund“, sagt Andre Kujadt. Doch wenn es nach ihm ginge, könnte gern mehr als ein Hobby aus seiner Leidenschaft werden. Für Jubiläen, Familien-, Firmenfeiern und andere festliche Gelegenheiten kann man ihn schon jetzt im Internet unter der Adresse www.angelique-smith.de buchen. Erste Anfragen für Weihnachten liegen schon vor, freut sich Andre Kujadt, der als Angelique Smith sein Publikum vor allem zum Lachen bringen möchte.