Nach tragischem Vorfall sind alle Turnhallen versorgt. Geräte für den Notfall hängen inzwischen in vielen Sportstätten

Rellingen/Kreis Pinneberg. Eine Studie zeigt, dass Herzerkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland sind. Jeder zweite Bundesbürger verstirbt daran. Der Herztod trifft immer mehr junge Menschen und kann überall auftreten, insbesondere beim Sport. Ein solches Unglück ereignete sich 2010 bei einem Fußballturnier in der Sporthalle der Caspar-Voght-Schule in Rellingen, als ein Spieler einen Herzinfarkt erlitt. Unter den Zuschauern befand sich ein Arzt, der vergeblich versuchte, dem Patienten zu helfen. Kurz darauf musste in derselben Sporthalle ein Spieler aus Bramfeld reanimiert werden. In diesem Fall war die Hilfe erfolgreich. Diese Vorkommnisse nahm die Gemeinde zum Anlass, jeweils einen Defibrillator in den vier Sporthallen Rellingens zu installieren.

Rellingen ist damit nicht allein. „Seit etwa sieben Jahren werden immer mehr solche Geräte für Sporthallen und Vereinsanlagen angeschafft. Das ist sehr erfreulich, weil sie Leben retten können“, sagt Karsten Tiedemann, Geschäftsführer des Kreissportverbandes (KSV). Er schätzt, dass seine Organisation an der Anschaffung von 15 bis 20 Defibrillatoren mitgewirkt hat. „Wir helfen bei der Finanzierung der Geräte“, so Tiedemann weiter.

Zuschüsse gebe es entweder aus Sportfördermitteln, die der Landessportverband bereitstellt, oder aus dem Sportförderfonds von KSV und der Sparkasse Südholstein. Tiedemann: „Häufig können die Vereine oder Kommunen auch Sponsoren gewinnen, die für die Kosten aufkommen. Das freut uns besonders, weil die Sportförderfonds in erster Linie für die Anschaffung von Sportgeräten gedacht sind.“

Auch in Rellingen konnte ein Sponsor gewonnen werden. Der Spielgerätehersteller Crown Technologies übernahm die Kosten für alle vier Defibrillatoren – immerhin 7100 Euro. Die Caspar-Voght-Schule bekommt für ihre beiden Sporthallen je ein Gerät, auch in der Halle am Ellerbeker Weg sowie in der Sporthalle der Erich-Kästner-Schule in Krupunder wurde je ein Defibrillator angebracht.

Rellingens stellvertretender Bürgermeister Eckhard Schlesselmann sagt: „Es gibt Unternehmen, die in die Fußstapfen von Crown Technologies treten sollten.“ Laut Geschäftsführer Heiko Busse treiben viele Mitarbeiter des Unternehmens seit Jahren in Rellingen aktiv Sport. „Die Spende ist für uns eine Ehrensache.“

Ein Defibrillator ist ein medizinisches Gerät, das auch von Laien aufgrund der einfachen Funktionsweise angewendet werden kann. Es kann zusammen mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung Leben retten. Die Defibrillatoren helfen durch einen Stromstoß, dass das Herz wieder im richtigen Rhythmus schlägt.

Ein solches Gerät steht auch im Rathaus – und es sei sehr einfach zu bedienen, sagt Silke Mannstaedt, Fachbereichsleiterin für Bürgerangelegenheiten. „Man schaltet das Gerät an und es sagt einem genau, was gemacht werden muss.“ Und Sven Schubert, erster Vorsitzende des Rellinger Turnvereins (RTV), sagt: „Wenn der Defibrillator merkt, dass das Herz nicht mehr kontinuierlich arbeitet, gibt er die entsprechenden Anweisungen, was zu unternehmen ist.“

In der Sporthalle des Turn- und Sportvereins Wedel (TSV) gibt es so ein Gerät schon „ewig“, sagt Geschäftsstellenleiter Tobias Grosse. Angeschafft wurde das Gerät, als der Verein das Angebot um eine Herzkoronargruppe erweiterte. Bei einem solchen Angebot ist der Verein verpflichtet, ein solches Gerät im Notfall parat zu haben.

„Seit zwei Jahren sind Defibrillatoren in unseren vereinseigenen Räumen installiert“, sagt Uwe Hönke, Geschäftsführer des VfL Pinneberg. Wie beim TSV mussten aber schon vorher tragbare Geräte in den Sportgruppen für die Herzkoronarsportler vorhanden sein. Die 2012 fest installierten Geräte seien laut Hönke so konzipiert, dass jedermann im Notfall eingreifen könne. Hönke: „Als wir die Geräte angeschafft haben, sind unsere Mitarbeiter dafür geschult worden.“

Der Kummerfelder Sportverein entschied sich vor einem Jahr, ein solches Gerät zu kaufen. „Wir hatten das schon lange überlegt“, sagt der erste Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Ständer. Mit dem Bau der neuen Sporthalle wurde dann die sinnvolle Investition getätigt. 15 Mitarbeiter seien vom Rettungsdienst geschult worden. Ständer ist der Überzeugung, dass nur geschultes Personal das Gerät anwenden sollte. Schließlich seien gewisse Vorkenntnisse erforderlich, um zusätzlich erforderliche Hilfe wie die Herzdruckmassage leisten zu können.

Die Rettungsleitstelle in Elmshorn versucht seit 2011, die Standorte aller Defibrillatoren zu erfassen. „Wir könnten gemeinsam mit dem Anrufer viel wirksamere Hilfe leisten, wenn wir wissen, wo genau sich die Geräte befinden", erläuterte Leitstellen-Chef Stephan Bandlow-Hoyer zu Beginn der Aktion. Im Einsatzgebiet der Leitstelle – den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen – sind insgesamt 50 Standorte erfasst. Die Mitarbeiter gehen aber davon aus, dass es inzwischen noch erheblich mehr Geräte gibt.