Gutachter: Verwaltung in Quickborn mit 14 Fachbereichen zu sehr auf ihn zugeschnitten

Quickborn. Der Hauptkritikpunkt des 100.000 Euro teuren Gutachtens findet sich am Ende der 195 Seiten. So sei die Organisation der Quickborner Stadtverwaltung „sehr ungewöhnlich“, stellt Stephan Metz von der Kommunalberatung Allevo aus der Nähe von Düsseldorf fest. Die Stadtverwaltung mit knapp 107 Vollzeitstellen ist in 14 Fachbereiche aufgeteilt. Das sei „eine extrem hohe Anzahl“. Dies verhindere eine Bündelung von Aufgaben und führe dazu, „dass alle über die zwangsläufig überwiegend kleinen Fachbereiche hinausgehenden Themen und Fragen beim Bürgermeister zusammenlaufen und hier entschieden werden müssen.“

Alle Fäden laufen demnach im Bürgermeisterbüro zusammen, das sich so in „zentrale Bestandteile von Aufgaben anderer Fachbereiche“ einmische, kritisiert das Gutachten die zentralisierte Entscheidungskompetenz. Die Konzentration auf die Person des Bürgermeisters berge aufgrund der Komplexität der Aufgaben, Fragestellungen und Strukturen die Gefahr einer Überforderung. Die Erledigung von Verwaltungsaufgaben würde so „an den Wahlausgang gekoppelt“. Anders gesagt: „Das Funktionieren der Organisation ist personen- und nicht strukturabhängig“. Ohne Thomas Köppl würde dieses System in sich zusammenfallen.

Wie umständlich diese vom Bürgermeister abhängige Struktur im Quickborner Rathaus ist, hätten die Gutachter selbst feststellen können, als sie von Oktober bis Dezember sämtliche Verwaltungsabläufe nach ihrer Effizienz untersuchten. „Wir haben selber erlebt, wie sich der Aufwand für das Zusammentragen, Abstimmen und Bearbeiten von Informationen durch die Vielzahl der Fachbereiche gegenüber anderen Projekten deutlich erhöht hat.“

Darum empfiehlt der Allevo-Chef, die Struktur auf drei oder vier Fachbereiche zu reduzieren. „Größere Fachbereiche bedeutet auch die Bündelung von Arbeitsabläufen, da verschiedene Aufgaben nicht mehr 14 Mal, sondern nur noch an wenigen Stellen ausgeführt werden müssen.“ Fast überraschend sei es da, dass die Verwaltung „im Wesentlichen effizient“ arbeite, obwohl die Bereiche Finanzen, Schule, Kindergarten und Liegenschaften gutachterlich einen Mehrbedarf an Personal aufwiesen.

Diese Vielzahl an Fachbereichen ist auch im Kreis Pinneberg ungewöhnlich. So arbeiten die Stadtverwaltungen in Wedel, Pinneberg, Schenefeld, Tornesch und Uetersen und selbst die 650 Mitarbeiter zählende Kreisverwaltung mit jeweils drei Fachbereichen. Nur in Elmshorn, mehr als doppelt so groß wie Quickborn, gibt es elf Fachbereiche.

Im Quickborner Hauptausschuss, in dem am Donnerstagabend das Gutachten erstmals vorgestellt wurde, trafen diese Analysen auf offene Ohren. Die Grünen hätten schon 2004 bei der Amtsübernahme Köppls kritisiert, dass er der Verwaltung „diese Struktur überstülpte“, sagt Fraktionschef Heinrich F. Kut und betont: „Dieser Kritikpunkt des Gutachtens wiegt schwer.“ Eckhard Schramm, Vizefraktionschef der SPD, betont, diese Abhängigkeit von einer Person im Rathaus „kann nicht im Sinne der Politik sein.“

Aber die Möglichkeiten der Politik, daran etwas zu ändern, seien sehr begrenzt, meint Bernd Weiher von der CDU. „Die Organisation der Verwaltung ist Sache des Bürgermeisters.“ Damit hat der Vorsitzende des Hauptausschusses Recht. So regelt die Gemeindeordnung, dass der Bürgermeister alleinverantwortlich für den Einsatz seiner Mitarbeiter sei und er ihnen „uneingeschränkt“ ihre Aufgaben zuweisen könne. Allerdings kann die Stadtvertretung über den Stellenplan, den der Bürgermeister ihr jedes Jahr zur Genehmigung vorlegen muss, darauf Einfluss nehmen.