Groß Nordende und Neuendeich wollen eine Aufstockung der Uetersener Windräder auf 200 Meter Höhe verhindern

Groß Nordende/Neuendeich. Seit Monaten wird politisch über ein Repowering des Uetersener Windparks beraten. Ein Selbstgänger wird das Projekt für den Windparkbetreiber nicht. Uetersens Politiker hatten einst verkündet, dass es eine Aufstockung der Windkraftanlagen auf 200 Meter Höhe nur dann geben werde, wenn die betroffenen Nachbargemeinden dem Projekt zustimmten. Nun bildet sich eine breite Front gegen das Projekt.

Die Gemeinden Neuendeich und Groß Nordende lehnen das Repowering ab. Das gaben Groß Nordendes Bürgermeisterin Ute Ehmke, Stellvertreter Peter Hormann und Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Die Gemeinden drängen darauf, dass Uetersen sich an seine einst getroffene Absprache hält, das Projekt nur bei Einvernehmen umzusetzen,. Uetersen solle das Projekt somit begraben.

Bei den bisherigen Gesprächen mit Uetersens Politikern und der Verwaltung sei, so Peter Hormann, zwar der Eindruck entstanden, dass die lokalen Bedenken ernst genommen würden. Dennoch hege man Zweifel an der Zuverlässigkeit Uetersens. Laut Hormann hatte die Rosenstadt einst zugesagt, auf die Kommunen bei dem Thema zuzugehen. Das sei nicht geschehen.

„Sollte sich Uetersen entgegen der Absprache für ein Repowering entscheiden, sind Proteste denkbar. Juristische Schritte werden von uns nicht ausgeschlossen“, so Ehmke. Auch Gutachten, die negative Auswirkungen eines Repowerings aufzeigen sollen, könnten dann von der Verwaltung in Auftrag gegeben werden.

Bislang sind auf dem im Landschaftsschutzgebiet befindlichen Windpark sechs Windkraftanlagen mit 100 Meter hohen Windrädern vorhanden. Diese sollen laut den Plänen der Betreibergesellschaft „Strom aus Windkraft“ von vier 200 Meter hohen Anlagen ersetzt werden. Dadurch solle der Ertrag des Windparks deutlich erhöht werden und ein Beitrag zur Energiewende geschaffen.

Ehmke bezweifelt, dass eine höhere Windausbeute erreicht wird. Bereits der jetzige Windpark, der faktisch eine Industrieanlage im Schutzgebiet sei, sei stark hinter den erwarteten Erträgen zurückgeblieben, unter anderem weil es in der Region nicht genügend starke Windströmungen gebe. Das zeige auch eine Windkarte des Deutschen Wetterdienstes. Eine Aufstockung sei daher wenig nachvollziehbar. Windkraft solle dort betrieben werden, wo sie auch effizient sei, so die Bürgermeisterin. Zudem, so Reinhard Pliquet, werde es eine deutlich sichtbare neue Skyline in der Region geben, die unangenehm auffallen werde. Anwohner beider Gemeinden befürchten auch dadurch einen Wertverlust ihrer Grundstücke und einen Verlust an Lebensqualität.

Die Gemeinden gehen davon aus, dass es neben optischen auch akustische Störungen geben wird. Die Auswirkungen der erhöhten Schallwerte seien bislang zudem nicht bekannt. Hier sei zumindest ein Gutachten sinnvoll, auch eine Modellrechnung zu den Verwirbelungen müsse noch angefertigt werden.

Was den Gemeindevertretern besonders sauer aufstößt, ist, dass der Windparkbetreiber nach der Hälfte der angedachten Zeit die Aufstockung des Windparks angehen wolle. Bis 2021 werde der Windpark finanziell gefördert. Laut Ehmke sei das Repowering aus technischen Gründen unnötig, es gehe einzig um wirtschaftliche Aspekte. Die Gemeinden werfen dem Betreiber vor, das Projekt nur deshalb voranzutreiben, weil dieser neues Fördergeld einstreichen wolle. Uetersen solle sich mit den jetzigen Erträgen zufriedengeben, so Ehmke.

Dass die Gemeinden per se gegen erneuerbare Energien seien, diesen Vorwurf weist das Trio zurück. Die Bürger seien durchaus für Öko-Strom, nicht aber für Projekte, die keinen Sinn ergeben. Es gebe auch keinen Handlungszwang für die Region, so hohe Anlagen aufzustellen. Zum einen würden die Gemeinden von den höheren Windkraftanlagen nicht profitieren, zum anderen erfülle Uetersen bereits jetzt die Quote für regenerative Energien. Weitere Belastungen der Bürger seien somit nicht zwingend notwendig.