Das Haseldorfer Elbmarschenhaus zeigt jetzt Aquarelle mit regionalen Motiven des Holmer Malers Bernd Kühl

Holm/ Haseldorf. Wenn Bernd Kühl, 67, über seine kommende Ausstellung „Holm, die Sandberge und … mehr!“ im Elbmarschenhaus an der Haseldorfer Hauptstraße spricht, bekommt sein menschenfreundliches Lächeln gelegentlich kleine Risse. Denn so oft der Holmer Maler seine Arbeiten schon gezeigt hat und so sehr er sich über das öffentliche Interesse an seinen Aquarellmotiven aus Marsch und Geest freut, so sehr fürchtet er diese Aufmerksamkeit gleichzeitig.

Der pensionierte Ingenieur für Nachrichtentechnik liebt seine Werke eben sehr – und trennt sich nur sehr schwer von ihnen. „Ich mag meine Bilder einfach nicht verkaufen“, sagt er. Dabei gleitet sein Blick über die Stapel sorgsam geordneter Blätter voller akribisch gezeichneter und aquarellierter Wiesen, Bauernhäuser, Gärten, Himmel in einem übersichtlichen Raum im ersten Stock seines Hauses.

Sie müssen sich mit Regalmetern voller Kunstbände, Mappen mit Zeitungsausschnitten und potenziellen Motiven, voller umsichtig gesammelter und für eine kleine Ewigkeit eingetüteter Kinderzeichnungen der beiden längst erwachsenen Sprösslinge den begrenzten Platz rund um Staffelei und Schreibtisch in diesem Atelier teilen.

So genau, wie Kühl beobachtet und mit feinem Strich und zarten Farben malt, so penibel handhabt er fast alle Dokumente, die Zeugnis von seinem langen, kreativen Leben ablegen oder die für ihn interessante Themen berühren. Bernd Kühl sammelt, ordnet, archiviert alles, was mit seinen Gestaltungsinteressen zu tun hat. Angefangen von den Geschichts- und Physikmappen, die er als Schüler in Othmarschen bebilderte, bis zu einer nur leicht vergilbten Originalausgabe des allerersten Hamburger Abendblatts von 1948. Dutzende eigener und fremder Werke bedecken sämtliche Wände des Eigenheims.

Auf einer der Staffeleien steht das Bild eines Baums. Feine schwarze Linien auf cremeweißem Pappgrund lassen Blattwerk und Äste dreidimensional in den Raum treten. Der Baum zeigt Persönlichkeit. Dabei, sagt Bernd Kühl, sollte es eigentlich nur ein Versuch sein, sich dem besonderen Charakter dieses speziellen Baums künstlerisch zu nähern.

Dieser grüne Riese, der bis vor wenigen Jahren genau so an Kühls regelmäßiger Laufstrecke in den Holmer Sandbergen stand, gehört zu seinen Lieblingsmotiven. „Er war so bizarr gewachsen, das faszinierte mich.“ Der Holmer hat ihn fotografiert, wieder und wieder gemalt. Allein im Atelier stehen zwei Versuche, beide in Grün. Mit dem einen hat Kühl sogar einen Preis gewonnen. Doch zufrieden war er damit noch nicht. „Der Hintergrund ist zu dunkel, so wirkt der Baum nicht plastisch genug.“

Anders als viele Aquarell-Kollegen bearbeitet Bernd Kühl seine Arbeiten immer wieder und gibt sich erst zufrieden, wenn die Farben perfekt sind. Notfalls feuchtet er die Bilder vorsichtig wieder an. Dieser Trick hat schließlich auch beim allerersten Bild funktioniert, das Kühl verkauft hat. „Es war eigentlich misslungen. Aber ich werfe ungern etwas weg.“ Deshalb befeuchtete er es in der Badewanne, bearbeitete den Himmel erfolgreich mit einer Bürste nach. „Das Aquarell hat dann eine richtig tolle Wirkung entfaltet.“

Gucken, wie die Meister malen, Tipps mit Kollegen tauschen, ausprobieren, verwerfen, nochmal probieren. Nach dieser Methode hat Kühl, der schon als Kind begeistert zeichnete und die Holmer Gruppe „Kunstmoler“ mitbegründete, sich seine Kunst beigebracht. Ein großes Vorbild war dabei die Hamburger Malerin Hilde Hudemann, deren Bilder Kühl sammelt. „Ich habe sie persönlich gekannt und sehr bewundert.“ Von ihr übernahm er die Methode, die Motive zunächst zu skizzieren und dann zu aquarellieren.

Zu den stärksten Arbeiten zählt ein Aquarell der 1976 überfluteten Marsch

Bei seiner ersten Ausstellung 1977 zeigte Kühl Bilder, die sich ein bisschen an die naive Malerei anlehnen und bei Urlaub auf einem südschwedischen Bauernhof entstanden waren. Aus dieser Zeit stammt eine der bildstärksten Arbeiten von Kühl. Ein großformatiges Aquarell zeigt die von Elbwasser überspülte winterliche Marsch nach der Sturmflut im Januar 1976. Nur die Spitzen der Zaunpfosten ragen aus überfluteten Wiesen. Mit frostklaren Farben und wenigen pointierten Pinselstrichen fängt Kühl die tiefe Melancholie und den Zauber jenes Moments ein.

Kühl malt so oft wie möglich. Nicht nur, weil er gern mit Kohle, Stiften und Pinseln hantiert, sondern aus handfesten handwerklichen Gründen. „Eigentlich müsste man jeden Tag ein Bild malen“, sagt er. „Man verliert sonst allzu schnell die Fertigkeiten.“

Bei der aktuellen Ausstellung im Haseldorfer Elbmarschenhaus zeigt er einen Querschnitt seiner regionalen Lieblingsmotive. Rapsfelder, Teiche, den Blick auf den Elbdeich von der Haseldorfer Polizeistation aus, Fährmannssand bei seinem früheren Wohnort Wedel, Ansichten der Holmer Sandberge zum Beispiel.

Die Ausstellung „Holm, die Sandberge und … mehr!“ wird am Freitag, 21.Februar, um 17 Uhr im Elbmarschenhaus, Hauptstraße 26, in Haseldorf eröffnet. Die Bilder sind bis einschließlich 30. März mittwochs bis sonntags jeweils von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.