Wie ein Holzfäller

18. Januar „EU-Präsident Schulz sagt Kreispräsident Tiemann ab“

Das Fingergespür geht dem ständig sein Testosteron gesteuertes Ego vor sich her tragenden Präsidenten des EU-Parlaments nicht nur beim Interview mit dem Spiegel völlig ab. Siehe sein Auftritt in Tel Aviv in der Knesset. Von Diplomatie vor Ort, zumal als Deutscher mit der Erlaubnis, in der Knesset in der Landessprache zu reden, von der Geschichte kein Gespür.

Der repräsentative Kragen eines Parlamentspräsidenten, zudem mit begrenzter Amtszeit, schien dem Aufsteiger aus dem Rheinland von Anfang an zu eng. Man geht nicht auf ihn zu, er drängt sich stets ins Bild an die Seite von Politikern mit größerer Bedeutung, teilt gern aus und gebärdet sich wie ein Holzfäller, wo Rücksicht auf Kultur und Eigenart ziviler Staaten gefragt ist. Was soll ich noch auf der Etage eines Kommunalparlaments, wird er sich gefragt haben. Dieser ist der ehemalige Bürgermeister der Kleinstadt Würselen längst entronnen. Standard-Floskeln sollen die Pinneberger-Wähler vor der Mai-Wahl jetzt beruhigen.

Die vom nationalen Souverän gewählten Parlamentarier werden sich noch wundern, käme Schulz an die Spitze der EU-Kommission. Der Verschiebebahnhof der von uns Wählern verliehenen und kontrollierbaren Kompetenzen, weg von Deutschland hin zur Brüsseler Ebene in eine kulturell zusammen geschusterte Transfer-Union würde seine Kapazitäten erhöhen müssen.

Diese Perspektive ist wenig einladend und die Rückkehr als einfacher Abgeordneter für Schulz ein Graus. Aber als solcher findet er vielleicht leichter den Weg nach Pinneberg.

Peter Schmidt, Wedel

Absage ist nicht schade

Es ist nicht schade, dass der EU-Präsident Martin Schulz (SPD) nun dem Kreistag endgültig einen Korb in Sachen Termin gegeben hat. Was soll man auch vom „EU-Fettnäpfchen-Onkel“ erwarten, der seine diplomatischen Entgleisungen lediglich damit begründen kann, dass man Kritik auch mal äußern müsse. Die Brüsseler Welt ist dermaßen weit weg von der realen Welt, dass der Herr Präsident durch seine Anwesenheit ohnehin nichts gelernt hätte. Dafür scheint es mir zu spät.

Bernd Weiher, Quickborn