Zweite Zwangsversteigerung des inzwischen geschlossenen Seestermüher Lokals

Seestermühe. Beim ersten Zwangsversteigerungstermin am 9. Oktober 2013 fand sich kein einziger Bieter. Am Mittwoch, 26. Februar, startet vor dem Elmshorner Amtsgericht der zweite Versuch: Dann kann das Traditionslokal „To’n Vossbau“ in Seestermühe weit unterhalb des Verkehrswerts von 286.227 Euro ersteigert werden. Zwischen den beiden Versteigerungsterminen hat die Besitzerin Karin Voss das nach ihr benannte Lokal heimlich, still und leise geschlossen. Damit ist eine fast 200-jährige Tradition beendet – und die kleine Marschgemeinde hat vorerst ihre einzige Gaststätte verloren.

„35 Jahre Restaurant ‚To´n Vossbau‘ waren eine gute Zeit. Ich danke allen Freunden und Gästen des ‚To'n Vossbau‘ für die Treue, die Sie mir über all die Jahre gehalten haben“, schreibt Karin Voss auf der Homepage des Lokals. Sie hatte 1978 die Regie im bekannten Ausflugslokal, das bis dato als Birkenhof bekannt war, übernommen. Das ortsbildprägende Gebäude selbst wurde 1730 erbaut und 1840 um einen Anbau im hinteren Bereich erweitert.

1886 wurde in der Gaststätte die Feuerwehr des Ortes gegründet

Es ist untrennbar mit der Geschichte der Gemeinde verbunden: 1886 wurde in der Gaststätte die Freiwillige Feuerwehr des Ortes ins Leben gerufen, das damals einzige Fahrzeug der Wehr parkte im Schuppen links neben dem Hauptgebäude. Bereits seit 1817 ist dokumentiert, dass in dem Gebäude eine Schnapsbrennerei betrieben wurde. 1903 gestaltete die damalige Eigentümerfamilie den Komplex um, sodass die heutige Form entstand. Bis 1978 verfügte die Gaststätte noch über einen großen Saal und eine Bühne.

2012 musste die von Voss geführte Betriebsgesellschaft auf Grund von Umsatzsteuerschulden beim Finanzamt Insolvenz anmelden. Insolvenzverwalter Oliver Dankert führte den Betrieb über den Sommer weiter. Als sich weder ein Käufer für die Immobilie noch ein neuer Betreiber fand, stellte er im Herbst 2012 den Betrieb ein.

Das Restaurant mit 140 Plätzen und der großen Terrasse mit Weitblick in die Marsch blieb aber dennoch geöffnet, weil Karin Voss ein neues Gewerbe anmeldete und als Besitzerin des Gebäudes den Betrieb ohne Einschränkungen weiterführen durfte. Dennoch war parallel zur Insolvenz bereits von einer kreditgebenden Bank die Zwangsversteigerung des Lokals eingeleitet worden.

Als diese im Oktober scheiterte, hatte Karin Voss noch angekündigt, erneut weitermachen zu wollen. Doch es blieb bei der Ankündigung. „Nach meinem Kuraufenthalt habe ich mich entschlossen, das Restaurant nicht wieder zu eröffnen“, heißt es auf der Homepage weiter.

„Seitdem sind die Türen verschlossen, das Gebäude bleibt dunkel“, bedauert Seestermühes Bürgermeister Thorsten Rockel. Er musste auf Grund der plötzlichen Schließung umdisponieren, kurzfristig einen neuen Ort für die letzte Gemeinderatssitzung im alten Jahr und schnell einen neuen Betreiber für den Weihnachtsmarkt in der Gemeinde finden.

„Frau Voss war 35 Jahre lang der personifizierte Vossbau. Das Lokal war der Kommunikationsmittelpunkt des Dorfes. Hier haben wir uns getroffen, geschnackt und das eine oder andere Bierchen getrunken. Es ist sehr schade, dass wir die einzige Gaststätte verloren haben“, so Rockel. Er hoffe, dass jemand das Lokal ersteigert, „der die gastronomische Nutzung fortsetzt“. Es gebe keine Pläne der Gemeinde, selber als Käufer aufzutreten und die Immobilie dann an geeignete Gastronomen zu verpachten. Rockel: „Wenn wir die Mittel dafür hätten, dann könnten wir das überlegen. Aber wir haben sie nicht.“

Der Zwangsversteigerungstermin startet am 26. Februar um 8.30 Uhr im Amtsgericht Elmshorn, Bismarckstraße 8. Das Grundstück verfügt über eine Größe von 806 Quadratmetern. Die Wertgrenze von sieben Zehnteln gilt nicht mehr, so dass auch ein Gebot unter 200.000 Euro zuschlagsfähig wäre.