Kreispräsident hatte Martin Schulz eingeladen, weil dieser EU-Parlament mit Kreistag verglich

Kreis Pinneberg/Brüssel. Nun wird es doch nicht zu einem Gipfeltreffen zweier Parlamentspräsidenten im Kreis Pinneberg kommen. Pinnebergs Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, CDU, hatte Martin Schulz, SPD, den Präsidenten des EU-Parlaments in Brüssel, hierher eingeladen, um mit ihm über eine zweideutige Äußerung aus einem Spiegel-Interview zu diskutieren. Darin wird Schulz mit der Aussage zitiert: „Wir vertreten 500 Millionen Menschen, aber wir haben eine Wahrnehmung wie der Kreistag von Pinneberg.“

Er solle Schulz doch einladen, um ihn zu fragen, wie er das gemeint habe, forderte Grünen-Fraktionschef Thomas Giese daraufhin Tiemann auf. Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen und lud Schulz gleich mehrfach zu Kreistagssitzungen und anderen Anlässen in den Kreis Pinneberg ein. Nun habe dessen Mitarbeiterbüro definitiv abgesagt, teilt Tiemann mit. In der laufenden Wahlperiode sei ein Besuch des EU-Parlaments-Präsidenten terminlich nicht mehr möglich. „Das ist schade, weil wir sicher gegenseitig profitiert hätten“, schrieb dessen Presseattaché Markus Engels in seiner Absage.

Auch Tiemann bedauert das Nichtzustandekommen dieses Gipfeltreffens. „Nun weiß ich nicht, ob Martin Schulz den Pinneberger Kreistag auf eine Stufe mit dem EU-Parlament stellen wollte oder ob dies respektlos gemeint war.“ Er habe den Ältestenrat darüber informiert, dass der Besuch von Schulz nun doch nicht stattfinden werde.

Ein anderer Mitarbeiter des EU-Parlamentspräsidenten, Stefan Mix, hatte zuvor die Äußerung von Schulz als unglücklich bezeichnet. Damit sollten nicht etwa die Gefühle der Bürger und Parlamentarier im Kreis Pinneberg verletzt werden, versicherte der Mitarbeiter. Schulz wollte zum Ausdruck bringen, dass die öffentliche Wahrnehmung des EU-Parlaments im Vergleich zu der Masse an Menschen, die deren Entscheidungen betrifft, relativ gering sei. Er hätte ebenso seinen Heimatlandkreis Aachen nennen können. Schulz habe eine Hochachtung vor ehrenamtlich engagierten Kommunalpolitikern.

Nun lässt sich dieser Widerspruch nicht mehr im persönlichen Gespräch aufklären. Aber Tiemann will am Ball bleiben.