Amerikaner steigt bei Solarnova ein und rettet Wedeler Unternehmen nach Insolvenz. Er bringt Geld und Aufträge mit

Wedel. Er kommt aus der Photovoltaik-Branche, kennt das Wedeler Unternehmen und schätzt dessen Produkte. Doch das beste an ihm ist, dass er nicht nur das nötige Kleingeld mitbringt, sondern auch gleich Kontakte und Aufträge aus dem mittelamerikanischen Raum. Denn von dort stammt der private Investor, der das insolvente Unternehmen Solarnova aus Wedel vor dem Aus bewahrt. Das bestätigte jetzt Insolvenzverwalter Jan Ockelmann, der im September das Ruder übernahm, nachdem die drei Geschäftsführer aufgrund von Zahlungsengpässen den Weg zum Amtsgericht antreten mussten. Den Namen des Retters gibt der Hamburger Rechtsanwalt allerdings nicht preis. Das hat sich der neue stille Gesellschafter, der ursprünglich aus Deutschland stammt, verbeten.

Klar ist, dass sich für die verbliebenen 23 Mitarbeiter der Firma dank der gelungenen Rettungsaktion erst einmal nicht viel verändert. Die Produktionsstätte soll im Wedeler Gewerbegebiet Am Marienhof bleiben und auch die bisherigen drei Geschäftsführer, die das Unternehmen 1996 mitbegründeten, bleiben im Amt. Bernd Woderich, Heiner von Riegen und Rüdiger Dornhof kennen den neuen Investor gut. Er zählte zu ihrer Kundschaft. Unter anderem wurden in den Produktionshallen von Solarnova für ihn eine Spezialanfertigung hergestellt, eine Poolüberdeckung, die Sonnenlicht in Energie umwandelt.

Der Investor mit umfangreichen Geschäftsbeziehungen in Mittel- und Südamerika war einer von acht Interessenten, die Solarnova aus der Pleite führen wollten. Er hatte die benötigten Module meist von anderen Zulieferern in Deutschland herstellen lassen, war jedoch mit der Qualität nicht zufrieden. Für die drei alten und neuen Geschäftsführer war der ehemalige Kunde der Wunschkandidat. „Er bringt einen eigenen Vertrieb mit und hat bereits einen Auftrag vermittelt. Die Solarzellen sind auf dem Weg nach Mexiko“, sagt Geschäftsführer von Riegen und sein Kollege Woderich ergänzt: „Dieser Investor hat das nötige Potenzial, das wir auch für eine langfristige Zukunftslösung benötigen." Er warnt: „Ausruhen dürfen und wollen wir uns darauf aber nicht.“

Gelingen soll das durch eine Umorientierung. Denn mit Kampfpreisen aus Asien für Standardmodule kann und will man bei Solarnova nicht mithalten. Stattdessen wollen die drei Geschäftsführer wieder die Spezialprodukte in den Mittelpunkt des Geschäftsfeldes rücken. „Anfangs haben wir nur die gebaut“, so Dornhof.

Mit den kundenspezifischen Sondermodulen, die in die Gebäudehülle etwa in die Fassade integriert werden, erwarb sich das Unternehmen weltweit einen Ruf und konnte den Umsatz Jahr für Jahr stetig steigern. Doch dann stieg die Firma auch in den Bau von Standardmodulen ein.

Betrug der Umsatz im Gründungsjahr 1996 noch 350.000 Euro, kletterte er bereits 2006 auf 14 Millionen. „2012 fing das Drama an“, sagt Dornhof. Die unzuverlässige Energiepolitik habe Käufer verunsichert, die Nachfrage brach ein. Gleichzeitig investierte das Unternehmen 3,5 Millionen Euro in neue Maschinen. „Das war ein unglücklicher Moment. Uns ist am Ende einfach die Luft ausgegangen“, so Dornhof.

Neue Luft verschaffte Solarnova Insolvenzverwalter Ockelmann, der nie den Glauben an das Unternehmen verlor. Und das, obwohl sich die Verhandlungen mit den Übernahmekandidaten in die Länge zogen und die anfänglich gute Auftragslage im Verlauf des Insolvenzverfahrens einbrach. „Es ist ein größeres Projekt geplatzt, sodass wir zwischenzeitlich zwei Wochen Kurzarbeit anordnen mussten“, so Ockelmann weiter. Er lobt ausdrücklich „die gute Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, der alten und neuen Geschäftsführung, den Lieferanten sowie den Kunden", die letztlich zur Rettung des Unternehmens beigetragen habe.

Ursprünglich war geplant, die Übertragung des Unternehmens an den neuen Investor bereits im Dezember vorzunehmen. Letztlich kam sie mit Wirkung zum 1. Februar zustande. Zu diesem Zeitpunkt musste Ockelmann auch vier Kündigungen aussprechen. Mit den nunmehr 23 Mitarbeitern bleibe das Unternehmen konkurrenzfähig.

Das Insolvenzverfahren für die bisherige Solarnova-Betriebsgesellschaft wird fortgesetzt, die Gesellschaft abgewickelt. Der neue Investor übernimmt gegen Bezahlung Maschinen, Patente und Mitarbeiter, er tritt in alle bestehenden Verträge ein. Für die Fortsetzung des Betriebes wurde die Solarnova Deutschland GmbH gegründet, die alle Geschäftsaktivitäten übernimmt.