Die Deutsche Bahn verbessert zwischen Halstenbek und Horst den Lärmschutz – nicht alle Anwohner profitieren davon

Kreis Pinneberg. Früher war es noch schlimmer. „Da klapperten die Gläser im Schrank, wenn die Züge vorbeifuhren“, sagt Wiebke Burgemeister, 54. Sie lebt mit ihrem Mann Reinhard, 60, und den beiden Söhnen Erik, 23, und Finn, 19, in einem Einfamilienhaus, Baujahr 1930, in der Bahnhofstraße in Prisdorf. Es liegt knapp 100 Meter von der Bahnstrecke Hamburg – Kiel entfernt. Und das bedeutet für die Burgemeisters täglich vor allem eines: Lärm.

Damit sind sie nicht allein. Tausende Bürger des Kreises wohnen entlang der meistbefahrenen Strecke des Landes. Einige von ihnen können auf Abhilfe hoffen. Die Bahn baut bis Ende 2016 zwischen Halstenbek und Horst/Elmshorn neue Lärmschutzwände sowie stattet einige Häuser mit Schallschutzfenstern aus. Bereits 2015 werden die Maßnahmen in Halstenbek, Pinneberg und Prisdorf realisiert. Die Bürger der drei Kommunen wurden in dieser Woche von den Bahn-Verantwortlichen über die Projekte informiert. In Halstenbek kamen 150 Bürger, in Pinneberg 100, in Prisdorf 40.

Auch das Ehepaar Burgemeister ging hin. Jeden Tag rauschen 240 Züge an ihrer Haustür vorbei – das sind im Schnitt zehn pro Stunde. Auch nachts fahren noch Personen- und Güterzüge durch Prisdorf. „Besonders laut sind die Güterzüge“, sagt Wiebke Burgemeister. „Nachts fahren jede Stunde drei bis zu 800 Meter lange Güterzüge durch den Ort.“ Doch die Lärmbelastung ist etwas zurückgegangen: Vergangenes Jahr haben Arbeiter ein neues Schotterbett und neue Schienen verlegt.

„Jetzt ist es nicht mehr ganz so laut wie früher“, sagt die Prisdorferin. „Aber unsere Freunde empfinden den Lärm als sehr laut und fragen, ob uns das nicht stört.“ 664 Meter soll die Lärmschutzwand lang und drei Meter hoch werden, die ab dem 18. Mai auf der südlichen Seite der Bahnstrecke gebaut wird. Sie kostet 994.000 Euro. Laut der „Kosten- und Nutzenberechnung“ der Deutschen Bahn lohnt sich eine Lärmschutzwand auf der Nordseite nicht, weil dort zu wenig Häuser stehen. Die Burgemeisters wohnen nördlich der Gleise.

Bei insgesamt 13 Häusern in Prisdorf will die Deutsche Bahn Projektbau GmbH Lärmschutzsanierungen für 13.000 Euro finanzieren. Das Haus der Burgemeisters steht bislang nicht auf dem Sanierungsplan. Aber jetzt hat der beratende Ingenieur der Bahn, Christian Krenz, dem Ehepaar zugesagt, den Lärm auf dem Grundstück an der Bahnhofstraße 11 noch einmal neu zu berechnen, weil ein großer Schuppen auf dem Nachbargrundstück verschwunden ist.

Lärmschutz auf Kosten der Bahn und des Bundes würde es für die Burgemeisters aber erst geben, wenn die Lärmbelastung zwischen 22 und 6 Uhr 60 Dezibel überschreitet. Das ist ein rechnerischer, kein gemessener Wert. Und die Lärmspitzen werden nicht berücksichtigt. Die Bahn veranschlagt einen Durchschnittswert, von dem noch einmal fünf Dezibel abgezogen werden. Auf diese Weise geht das Unternehmen auch in allen anderen Fällen vor. Dank dieses Verfahrens bleiben viele Bürger, was den Bahn-Lärmschutz angeht, außen vor.

Prisdorfs Bürgermeister Wilfried Hans (CDU) zeigte sich dennoch optimistisch: „Für unsere Gemeinde ist der Lärmschutz eine lang ersehnte Maßnahme. Wir freuen uns, dass die Arbeiten im nächsten Jahr beginnen.“

Auch in Halstenbek sowie in Pinneberg macht die Bahn 2015 in Sachen Lärmschutz Ernst. In Halstenbek entsteht am Bogenweg eine etwa 540 Meter lange Lärmschutzwand, die 950.000 Euro kosten soll. Für Lärmschutz an Häusern stehen 28.000 Euro bereit. In Pinneberg sind Schutzwände an der Halstenbeker Straße (1091 Meter Länge), am Rehmen (500 Meter), an der Rethweise (655 Meter) sowie an der Koppelstraße (265 Meter) geplant. Baustart soll hier im Januar 2015 sein. „Wir befinden uns in der Endphase des baurechtlichen Verfahrens“, sagt Sabine Müller, Projektleiterin Lärmsanierung bei der DB Projektbau GmbH.

Ab dem vierten Quartal 2015 bis Ende 2016 kommen weitere drei Lärmschutzabschnitte in Tornesch, Elmshorn und Horst an die Reihe. „Die Informationsveranstaltungen dazu finden Anfang Juli statt“, so Müller weiter. In Tornesch entstehen Lärmschutzwände an der Friedrichstraße (667 Meter) und der Pommernstraße (955 Meter). In Elmshorn sind Lärmschutzwände in den Bereichen Holunderstaße (780 Meter), Ansgarstraße (1725 Meter), Bockelpromenade (645 Meter) sowie Parallelstraße (645 Meter) vorgesehen. Schließlich sollen die Anwohner des Horstheider Weges in Horst mit einer 420 Meter langen Lärmschutzwand beglückt werden. „Die genaue Länge bedarf in einigen Fällen noch der Abstimmung mit der jeweiligen Kommune“, sagt Müller weiter. Nach ihren Angaben fließt eine zweistellige Millionensumme in alle Maßnahmen. Die Finanzierung erfolgt aus einem 1999 gestarteten Bundesprojekt, das Lärmsanierungen an bestehenden Schienenwegen ermöglicht. Gearbeitet wird meistens nachts. Dennoch sind Einschränkungen im Zugverkehr unvermeidlich.