Ausbesserung der Straßenschäden beginnt. Immer mehr Kommunen setzen neuartige Kaltasphaltmischungen ein

Kreis Pinneberg. Regelmäßig nach dem Ende des Winters befinden sich viele Straßen im Kreis Pinneberg in desolatem Zustand. Die Autofahrer beklagen nach der Frostperiode einen Schlagloch-Slalom – und die Verantwortlichen für die Straßen betreiben Flickwerk, schließen die Löcher notdürftig mit Kaltasphalt. „Der wird morgens eingebaut und ist nachmittags schon wieder rausgefahren“, ärgert sich Stephan Bindseil, Vize-Chef des Wedeler Bauhofes. Einen besseren Erfolg verspricht ein Kaltmischgut namens Kaugummi-Asphalt. Sven Stumberger-Fischer, der Projektleiter der Firma Strabau aus Sachsen, stellte das Produkt kürzlich in Rellingen vor.

Gekommen ist auch Wedels Bauhof-Mitarbeiter Bindseil. Er weiß: Die Zeit naht, in der er und seine Kollegen mit dem provisorischen Löcherabdichten kaum noch nachkommen werden. „Aber die richtige Lösung dafür haben wir bisher noch nicht gefunden.“

Auch wenn der Winter bis jetzt äußerst milde zum Norden Deutschlands war: Das ständige Auf und Ab der Temperaturen, tagsüber Plusgrade, nachts Frost, setzt den Straßenbelägen stark zu. Durch Risse im Asphalt dringt dann Schmelzwasser ein, es gefriert über Nacht und dehnt sich aus. Die so entstehenden Hohlräume werden von schweren Fahrzeugen eingedrückt und dem nachfolgenden Verkehr aufgerissen. Falls nun keine schnelle Reparatur erfolgt, brechen weitere Asphaltbrocken heraus.

Tiefe Schlaglöcher sind für die Fahrzeuge eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Weil eine Reparatur mit Heißasphalt im Winter kaum möglich ist, kommt Kaltmischgut zum Einsatz. Oft jedoch mit keinem bleibenden Erfolg. Kaugummi-Asphalt sei die Lösung, sagt Stumberger-Fischer. Das Kaltmischgut sei „flexibel genug, um in jede Kontur des Asphalts einzudringen“.

Das Material könne sogar bis zu 45 Grad unter null eingebaut und per Handstampfer verdichtet werden. Auch bei diesen Temperaturen bewirke es in den Randbereichen des Schlaglochs die Reaktivierung des Alt-Asphalts. Damit könne die aufwendige und kostenintensive Randabdichtung wegfallen. „Die Freigabe für den Verkehr kann sofort erfolgen.“ Die weitere Aushärtung übernehme der Verkehr, ohne dass der Asphalt an den Reifen kleben bleibt.

Vorteile, die auch der Gemeinde Halstenbek nicht verborgen geblieben sind. „Wir haben vor zwei Jahren dieses Kaltmischgut getestet und sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Frank Neubert, Tiefbau-Spezialist in der Verwaltung. Eine schadhafte Stelle an der Ecke Feldstraße/Bahnhofstraße sei damit ausgebessert worden. Neubert: „Das ist immer noch astrein“.

Dennoch sei die Gemeinde, die 65 Kilometer Straßen unterhalten und pro Jahr etwa 10.000 Euro für die Schlagloch-Beseitigung ausgeben muss, davon abgekommen. Und zwar aus Kostengründen. Mit 60 Cent je Kilo bei Lieferung im Bigpack ist der Kaugummi-Asphalt ein Drittel teurer als herkömmliches Material, das ab Mischwerk für etwa 40 Cent pro Kilo zu haben ist. Neubert versucht, die Notfallreparatur auf ein Minimum zu beschränken. Er lässt nach Winterende die Schlaglöcher von einer Tiefbaufirma mit Heißasphalt vernünftig reparieren und diese Prozedur vor Beginn des nächsten Winters wiederholen.

Der Kreis, der für ein Straßennetz von 100 Kilometern verantwortlich ist, setzt für das Notfallmanagement auf ein Kaltmischgut, das über ähnliche Eigenschaften wie der Kaugummi-Asphalt verfügt. Eine Palette kostet 1400 Euro. „In manchen Wintern verbrauchen wir eine, in anderen fünf“, sagt Hans-Gerd Kögebehn, Technischer Mitarbeiter der Kreis-Straßenmeisterei. Wie genau es im Winter 2013/2014 aussieht, weiß Kögebehn noch nicht. Er geht jedoch im Vergleich zum Winter ein Jahr zuvor von geringeren Schäden aus.

Größere Reparaturen erledigen die Mitarbeiter der Straßenmeisterei nicht selbst, dafür wird eine Fachfirma engagiert. Die regelmäßige Überprüfung der Kreisstraßen wird ernst genommen, sagt Angela Biermann, Leiterin der Straßenmeisterei. „Wir haben einen Streckenwart, der einmal in der Woche alle Kreisstraßen abfährt. Außerdem kennen alle unsere Mitarbeiter die Schwachstellen der Kreisstraßen.“