Die Polizei suchte nach Spuren von Dieter Klapmeier. Der 77-jährige Barmstedter, der unter Altersdemenz leidet, wird seit einer Woche vermisst

Barmstedt. Wo ist Dieter Klapmeier? Diese Frage bewegt ganz Barmstedt. Bereits seit einer Woche fehlt von dem unter Altersdemenz leidenden 77-Jährigen jede Spur. „Das ist wie die Suche nach dem Nadel im Heuhaufen“, sagt Peter Kroll, Leiter der Polizeistation Barmstedt. Bereits am Freitag war ein mit einer Wärmebildkamera ausgestatteter Polizeihubschrauber im Einsatz. Das ganze Wochenende über unterstützte eine Rettungshundestaffel die Beamten. Am Montag rückte eine Einsatzhundertschaft der Polizei aus Eutin an. Und am Mittwoch suchten Polizeitaucher sämtliche infrage kommenden Gewässer ab. Alles vergeblich.

„Wir haben alles versucht, aber einfach keinen Anfasser“, sagt Kroll. Seit dem späten Nachmittag des 6. Februars ist der 77-Jährige spurlos verschwunden. „Er hatte kurz das Haus verlassen, um Leergut wegzubringen“, sagt der Sohn des Vermissten. Dieter Klapmeier wohnt allein im Erdgeschoss eines Hauses, das Obergeschoss ist vermietet. Ein Pflegedienst betreut den 1,75 bis 1,80 Meter großen Rentner. „Er hat mit Nachbarn gesprochen, die ihm gesagt haben, dass es den Container an der Düsterlohe nicht mehr gibt. Er wollte dann zu dem an der Tankstelle gehen.“

Der 600-Meter-Radius zwischen seinem Zuhause und der Tankstelle ist für Dieter Klapmeier gewohntes Terrain. Er legt diesen Weg mehrmals in der Woche zurück. Doch am vergangenen Donnerstag machte sich der 53 Kilo schwere Mann nicht mehr auf den Heimweg. „Wir haben die Videoaufzeichnung der Tankstelle an der Moltkestraße ausgewertet“, sagt Polizeichef Kroll. Darauf ist zu sehen, wie sich Dieter Klapmeier auf seinen Rollator gestützt vom Gelände der Tankstelle wegbewegt. Jedoch in die falsche Richtung, nämlich in Richtung Innenstadt. Seitdem hat den Mann keiner mehr gesehen. Als am Freitag ein Pflegedienstmitarbeiter die Wohnung des Rentners leer vorfand, alarmierte er die Angehörigen. Die gingen sofort zur Polizei.

Die Einsatzkräfte haben bereits ein riesiges Gebiet abgehakt. Meter für Meter wurde der Rantzauer Forst durchsucht. Zwischen Düsterlohe und Bornkamp sowie weiter südlich bis hin nach Bullenkuhlen waren die Einsatzkräfte aktiv. Auch der gesamte Bereich Spitzerfurth sowie Ziegeleiweg bis nach Heede sowie die Heeder Tannen wurden ohne Erfolg durchkämmt. Selbst die Kleingartenanlage Friedenskämpe bekam Besuch durch die Polizei. „Ich kann mich an einen Fall erinnern, da ist jemand mit einem Rollator von Barmstedt bis fast nach Kölln-Reisiek gekommen“, so Kroll.

Und er sagt weiter: „Wenn wir den Rollator finden würden, wüssten wir, wo wir nach dem Vermissten suchen müssten.“ Am Mittwoch konzentrierten sich die Beamten wieder auf den Nahbereich – und zwar auf den Rantzauer See und dessen Nebenarme. Am Vormittag rückte der Technische Zug der Bereitschaftspolizei aus Eutin an. Dabei handelt es sich um die einzige Taucherstaffel des Landes. „Unsere Aufgabe ist es, den Uferbereich abzusuchen“, erläutert Tauchergruppenführer Dennis Humbke. Die Vermutung: Sollte der 77-Jährige im Dunkeln in das Gewässer gefallen sein, würde zumindest der Rollator in der Nähe des Ufers zu finden sein.

Vier Taucher stiegen gegen 11 Uhr in Höhe des Strandbades in den See. „Sie sind mit einer Leine verbunden. Einer orientiert sich am Ufer, die anderen richten sich an ihm aus“, so Humbke weiter. Die Wassertiefe betrage im Uferbereich zwischen einem Meter und 1,50 Meter, sodass sich die Taucher schwimmend am Ufer entlangbewegen und den Grund abtasten konnten. Teilweise mussten die Polizisten dazu die dünne Eisdecke des Sees aufbrechen.

Zwei Stunden lang reichte die Atemluft in den Sauerstoffflaschen. Zu den Mitgliedern des Technischen Zuges gehören auch Frauen. Alle müssen ihre Tauchertauglichkeit jedes Jahr aufs neue nachweisen. „Wir haben quer durch Schleswig-Holstein etwa 50 bis 70 Einsätze pro Jahr“, so Humbke.

In Barmstedt wurden die Taucher nicht fündig. Weder im Rantzauer See noch im angrenzenden Mühlenteich, den die Taucher ab dem Mittag in Angriff nahmen. Bei anderen Einsätzen werden die Taucher dagegen häufiger mit unerfreulichen Anblicken konfrontiert. „Es gibt Kollegen, die stoßen auf die erste Wasserleiche und hören dann auf“, sagt Humbke. Wer Unterstützung benötige, könne den polizeipsychologischen Dienst in Anspruch nehmen.

Während die Taucher Meter für Meter durch den See robben, stehen die Angehörigen fassungslos daneben. „Wir können uns einfach nicht erklären, was passiert ist“, sagt der Sohn des Vermissten. Dass sich sein Vater mit Bahn oder Bus fortbewegt haben könnte, schließt er aus. Der 77-Jährige sei vor seinem Verschwinden wie immer gewesen. Seine Brille und seine Zigaretten habe er zu Hause zurückgelassen. „Alles sieht so aus, als wäre er nur einmal ganz kurz weggegangen.“ Doch wo ist Dieter Klapmeier? Die Polizei wird die nächsten Tage weiter suchen, befürchtet jedoch, dass ihm etwas zugestoßen ist.