2012 betrug das Defizit im Seniorenpark Rantzauer See mehr als 900.000 Euro. Auch 2013 trotz Vollauslastung sechsstelliges Minus

Barmstedt. Es ist das modernste Altenheim im Kreis Pinneberg und zugleich das letzte der 50 Einrichtungen, das sich hier in kommunaler Trägerschaft befindet. 9,3 Millionen Euro haben die Stadt Barmstedt und sieben Umlandgemeinden 2012 in den Seniorenpark am Rantzauer See investiert, in dem bis zu 91 Bewohner ihren Lebensabend verbringen. Doch das Haus macht hohe Verluste.

Im Jahr 2012 betrug das Defizit 903.000Euro. In der Bilanz von 2013 wird das Minus mehr als 300.000 Euro betragen – trotz einer Auslastung von 98,7 Prozent. Diese Summen müssen die am Zweckverband beteiligten Kommunen gemäß ihrer Einwohnerzahl übernehmen. Allein Barmstedt hat jeweils zwei Drittel der Kosten zu tragen.

Die Bürgermeister hätten heftig schlucken müssen, als sie diese Hiobsbotschaften auf der Verbandsversammlung verkündet habe, sagt Barmstedts Bürgermeisterin Heike Döpke, die dem Zweckverband vorsteht. Besonders überrascht habe es die Verbandsvertreter allerdings nicht, sagt Hans-Hermann Sass, Bürgermeister von Hemdingen, das elf Prozent der Verluste tragen muss. „Ich habe es kommen sehen.“ Schon in den Jahren zuvor hatte das alte Heim an der Brunnenstraße Verluste zwischen 30.000 und 170.000 Euro im Jahr gemacht, sodass das Eigenkapital jetzt vollständig aufgebraucht sei.

Für Heimleiter Christoph Merker war das hohe Defizit 2012 kaum zu vermeiden. So betrug die Auslastung des mit 63 Betten kleineren Heimes an der Brunnenstraße zuletzt nur noch 80 Pozent; viele Interessenten wollten die Fertigstellung des Neubaus abwarten.

Zudem waren die Kosten für den Neubau, der Ende 2012 bezogen wurde, von veranschlagten 7,6 Millionen auf 9,3 Millionen Euro gestiegen. Vor allem die aufwendigen Gründungsarbeiten – das Haus steht auf dem morastigen Boden am See auf 250 Bohrpfählen – seien dafür verantwortlich gewesen, so Merker. Zwar freut sich der Heimleiter über eine annähernde Vollauslastung. „Das neue Seniorenheim genieße einen guten Ruf bei den Bewohnern, die Warteliste sei lang, sagt Merker. Gleichwohl reicht das offenbar nicht, um alle Kosten des Heims abzudecken, das einen Jahresumsatz von drei Millionen Euro erwirtschaftet. So kündigte Bürgermeisterin Döpke schon mal an, dass der für 2013 kalkulierte Verlust von 294.000Euro noch höher ausgefallen sei. Genaueres wisse sie aber erst, wenn der Wirtschaftsprüfer die Zahlen testiert habe, was bis Ende März geschehen sein soll. Erst wenn diese Daten vorliegen, wolle der Zweckverband mögliche Gegenmaßnahmen ergreifen.

„Für uns ist wichtig, dass sich das Heim ab 2014 allein trägt“, sagt Willi Hachmann, Vorsteher des Amtes Rantzau. Dauerhafte Zuschüsse könnten sich die beteiligten Kommunen nicht leisten. Auch Barmstedts FWB-Fraktionschef Michael Schönfelder fordert: „Das darf kein Dauerzustand sein. Das wäre abenteuerlich und würde unseren Haushalt und erst recht den der kleineren Gemeinden sprengen.“

Schönfelder sieht einen generellen Nachteil von Seniorenheimen, die in öffentlicher Trägerschaft sind, im Vergleich zu denen, die privat geführt werden. So seien die Tarife und vermögenswirksamen Leistungen für die 72 Beschäftigten höher. In Barmstedt beträgt der Personalkostenanteil 75 Prozent.

Private und öffentliche Träger würden von den Pflegekassen gleich behandelt, versichert Bernd Schulte, Sprecher der Barmer Ersatzkasse. „Der öffentliche Tarifvertrag wird eins zu eins anerkannt.“ Nachteilig wirke sich in Barmstedt aus, dass die Hälfte der Bewohner die niedrigeren Pflegestufen 0 und 1 habe. Das sei ein Viertel mehr als erwartet, sagt Merker. Auch die Energiekosten seien „explodiert“.

Aber auch private Altenheime können ihre Kosten oft nicht decken. So haben die beiden Heime der Regio-Kliniken in Elmshorn und Kummerfeld mit 250 Plätzen nach Angaben ihres Sprechers Sebastian Kimstädt 2012 einen Verlust von 800.000 Euro erwirtschaftet. 2013 dürfte dieser noch höher ausgefallen sein, schätzt er. Dies habe seinen Grund darin, dass Regio mehr als fünf Millionen Euro in die Modernisierung dieser Häuser investiert habe.

Auch in Barmstedt decke der vom Kreis Pinneberg gewährte Investitionskostenanteil an den Pflegesätzen nicht den Bedarf ab, betont Heimleiter Merker. Statt der beantragten 19,20 Euro je Bewohner und Tag seien nur 17,40 Euro gezahlt worden. Bei 90 Senioren fehlen so rund 60.000 Euro in der Kasse.

Teuer sind auch die sieben Küchen. Statt das Essen zentral in einer Küche zubereiten zu lassen, wie dies andere Heime machen, kocht in Barmstedt jede der sieben Wohngemeinschaften ihr Essen selbst. „Dieses Konzept ist so gewollt und wird von den Bewohnern sehr geschätzt“, sagt Merker. „Es wäre sehr schade, wenn es aufgegeben würde.“