Das neue Musical „La Bamba“ der Pinneberger Bühnen punktet mit Hits und Witz. Uraufführung ist am 6. Februar

Pinneberg. Röchelnd liegt Hotelchef Roberto am Boden. Wie vom Donner gerührt starren Gäste und Mitarbeiter den leblosen Körper an. Da platzt mitten in die Schrecksekunde die nüchterne Stimme von Regisseurin Britta Förster: „So geht das nicht. Ihr steht gerade ein bisschen rum wie Falschgeld, das habt ihr vorhin viel besser gemacht. Spielt die Szene bitte noch mal von vorn.“ Der eben noch so überzeugend entschlafene Hotelchef, gespielt von Tim Heinitz, erwacht überraschend zu neuem Leben, seufzt und erhebt sich vom sandfarbenen Nadelfilz des Musikraums der Pinneberger Grund- und Gemeinschaftsschule. Seine Mitstreiter blättern in ihren Textmappen zurück, frotzeln miteinander, sprechen ihre Positionen nochmal ab, stärken sich mit einem Weingummi aus der griffbereit liegenden Tüte. Und dann heißt es: Alles auf Anfang.

Knapp drei Wochen vor der Premiere laufen die Proben zum neuen Musical „La Bamba“ der Pinneberger Bühnen auf Hochtouren. Seit April feilen drei Dutzend Theaterbesessene auf und hinter der Bühne an Dialogen, Gesang, Timing, Choreografie, Bühnenbild und Technik. Wenn sich am Donnerstag, 6. Februar, um 19.30 Uhr der Premierenvorhang im Geschwister-Scholl-Haus hebt, muss jeder wissen, wann er was zu sagen oder zu singen hat – und wo er dabei stehen, tanzen, liegen oder sitzen soll. Das Gesamtkunstwerk in den vier letzten Proben vom GuGS-Musikraum auf die räumlichen Bedingungen des GSH zu übertragen, stellt dabei noch einmal eine besondere Herausforderung dar. „Hat aber bis jetzt immer geklappt“, sagt Britta Förster.

Nach mehr als 30 Bühnenjahren ist die Regisseurin in diesen Dingen entspannt. Sie und Regiekollegin Mascha Grieschat, die das Stück auch gemeinsam mit ihr entwickelt und geschrieben hat, legen allerdings viel Wert auf Genauigkeit. „Gerade bei so bekannten Songs, wie wir sie singen, wird man gern mit dem Original verglichen“, sagt Förster. „Wir sind hier zwar keine Profis, aber das muss bei allem Spaß an der Sache auch perfekt klingen. Das wird vom Publikum erwartet.“

Mitmachen darf jeder, der möchte. „Bei uns muss niemand vorsingen“, sagt Förster. „Ich gucke dann einfach, wer sich für welche Rolle am besten eignet.“ Nach knapp 30 Theaterjahren weiß sie um das individuelle Potenzial ihrer Akteure. Folglich schreibt sie manchen die Rolle einfach auf Leib und Stimme. „Ich suche die Musik auch danach aus, ob ich Leute habe, die das singen können.“

Die Stimmung im Raum wirkt lebendig. Während sich auf den Schultischen an den Wänden des Unterrichtsraums farbenfrohe Requisiten wie Schwimmflossen, Blumenketten und Strohhüte stapeln, geht das Ensemble Szene für Szene durch. Und wenn Techniker Christoph Klaukin aufs Stichwort den nächsten Song in die Lautsprecher schickt, tanzen und singen nicht nur diejenigen, die gerade dran sind, sondern fast alle der Elf- bis über 60-Jährigen im Raum summen und wippen mit. Der Soundtrack von „La Bamba“ geht auf Anhieb in die Beine.

Kein Wunder, schließlich haben die Autorinnen die mörderische Handlung um die mysteriösen Vorgänge im mallorquinischen Hotel La Bamba rund um absolute Ohrwürmer der Pop- und Schlagergeschichte gestrickt. Außer dem Titelsong „La Bamba“ gibt es ein Wiederhören mit den Blues Brothers, Queen, Billy Idol, Peter Maffay, Robbie Williams und den Beach Boys. Die Schauspieler schmettern Tanzbodenklassiker wie „Girls, girls, girls“, „Weil ich ein Mädchen bin“ und „Don’t stop me now“.

Der bunte Mix aus Rock’n’Roll, Pop-Balladen und deutschen Schlagern ist Absicht. „Ich versuche, mit meinen Musicals möglichst viele Generationen zu erreichen“, sagt Förster. Der Erfolg der beiden jüngsten Produktionen „Nightfever“ und „Lollipop“ gibt ihr Recht. Die schwungvoll gesungene und getanzte Handlung bescherte der Bühne mehr zahlende Gäste als das traditionelle Sprechtheater. Viele ältere Zuschauer genössen es, den Soundtrack ihrer Jugend zu hören, sagt Förster. „Und die jungen Mädels finden die Musik schon wieder gut“, sagt die Regisseurin und Autorin. „Rock’n’Roll stirbt niemals aus, dann eher schon Techno.“

Bei den Musicals herrsche außerdem eine besondere Stimmung im Saal. „Die Zuschauer gehen ganz anders mit.“ Seit 1996 haben die Bühnen Musicals im Programm. Alles begann mit dem „Kleinen Horrorladen“, der 2016 neu inszeniert werden wird.

Als Autorin legt Britta Förster Wert auf Tempo und Frische. „Es soll amüsant, aber nicht lächerlich sein. Die Handlung braucht einen stimmigen roten Faden, ganz besonders, wenn es ein bisschen kriminell wird wie bei ‚La Bamba’.“ Sie schreibe die Stücke nie allein, sondern lieber zu zweit, wie jetzt mit Mascha Grieschat. „Als erstes steht der Titel, in der Regel ein Lied, das viele Menschen kennen und mit dem sie etwas verbinden.“ Die eigentliche Geschichte entwickle sich aus den einzelnen Charakteren der Handlung. „Um diese Figuren bauen wir kleine Geschichten, und die werden dann zusammen gepuzzelt“, sagt Förster. „Die besten Einfälle kommen mir nachts um eins.“

Die Premiere von „La Bamba“ beginnt am Donnerstag, 6. Februar, um 19.30 Uhr im Geschwister-Scholl-Haus, Bahnhofstraße 8. Weitere Aufführungen gibt es am 7., 8., 9., 13., 14. und 15. Februar, jeweils von 19.30 Uhr an, sowie am 9., 15. und 16. Februar zusätzlich von 15 Uhr an. Karten zu jeweils neun, ermäßigt acht Euro gibt es im Vorverkauf unter Telefon 04101/232 11 und an der Abendkasse.